Neue Asylzahlen in Bayern: Migration: Es gehen mehr als kommen
Analyse
Neue Asylzahlen in Bayern:Migration: Es gehen mehr als kommen
von Peter Aumeier
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Erstmals übersteigen Ausreisen und Rückführungen in Bayern die Zahl der Asylanträge - für Innenminister Herrmann ein Erfolg der Merz-Regierung. Dies greife zu kurz, sagen Experten.
In Bayern geht die Zahl der Asylanträge stark zurück. (Symbolbild)
Quelle: dpa
Die Zahl der neu gestellten Asylanträge in Bayern ist in den ersten fünf Monaten des Jahres 2025 erneut deutlich zurückgegangen. Von Januar bis Mai wurden laut Innenministerium 5.845 Asylanträge gestellt - etwa halb so viele wie im Vorjahr. Gleichzeitig stieg die Zahl der freiwilligen Ausreisen und Rückführungen auf insgesamt 7.780, was einem Plus von 14 Prozent gegenüber den ersten fünf Monaten 2024 entspricht. Für den Monat Juni liegen noch keine vollständigen Zahlen vor.
Damit haben erstmals mehr ausreisepflichtige Personen das Land verlassen, als neue Flüchtlinge gekommen seien. Zuerst hatte die "Bild"-Zeitung darüber berichtet.
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Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sieht darin eine Bestätigung des aktuellen Wegs:
Wir sind auf dem richtigen Kurs.
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Bayerns Innenminister Joachim Herrmann
Die Maßnahmen der Bundesregierung, insbesondere verschärfte Grenzkontrollen, hätten bereits Wirkung gezeigt, sagt Hermann. Auf ZDF-Anfrage bestätigt das Bayerische Innenministerium die Aussagen Herrmanns, die er bereits gegenüber dem Bayerischen Rundfunk gemacht hatte.
Über die tödlichste Flüchtlingsroute der Welt erreichten in den letzten Tagen 1.700 Migranten aus Afrika die Kanarischen Inseln. Rund 45.000 waren es über das Jahr verteilt.29.12.2024 | 0:25 min
Hermann führt weiter aus, dass auch die Einführung der Bezahlkarte in Bayern einen Beitrag geleistet habe. Dennoch seien die Kommunen weiterhin stark belastet. "Unser Ziel bleibt deshalb, Migration dauerhaft zu steuern und die Zugangszahlen zu senken", so Herrmann.
Migrationszahlen sinken schon länger
Doch die Bewertungen darüber gehen auseinander: Migrationsforscherin Victoria Rietig von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik sagt: "Die Halbierung der Ankunftszahlen von Asylbewerbern in Bayern im ersten Halbjahr 2025 verglichen zum Vorjahreszeitraum mag sicher auch mit den Grenzkontrollen zu tun haben, die die Ampel-Regierung seit Oktober 2023 und die schwarz-rote Regierung seit Mai 2025 immer mehr ausgeweitet haben."
Ein Blick auf die aktuellen Zahlen der Bundespolizei zeigt: die Zahl der Menschen, die bei unerlaubter Einreisen nach Deutschland aufgegriffen wurden, geht bereits seit Ende 2023 zurück. Insbesondere 2024 war diese Zahl im Vergleich zu 2023 deutlich gesunken. Im Juni wurden bundesweit 5.064 Personen wegen unerlaubter Einreise aufgegriffen.
Im vergangenen Jahr sind weniger Menschen illegal in die EU eingereist. Doch auf manchen Fluchtrouten spitzt sich die Lage weiter zu. Was sind die Gründe dafür?
von Nils Metzger
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Weniger irreguläre Einreisen - weniger Asylanträge
Bayerns Innenminister räumt ein, dass es bei den Flüchtlingszahlen in der Vergangenheit immer wieder Wellenbewegungen gegeben habe.
Darum mahne ich auch zur Vorsicht. Wenn wir weiter konsequent agieren, dann können wir die Neuzugänge auch weiterhin auf einem niedrigen, erträglichen Niveau halten.
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Bayerns Innenminister Joachim Herrmann
Doch wie beeinflussen unerlaubte Einreisen die Zahl der Asylverfahren? Oft führen diese unerlaubten Grenzübertritte zu Asylanträgen: Sinkt die Zahl der Einreisen, gehen meist auch die Anträge zurück - beeinflusst von Politik, Kontrollen und rechtlichen Rahmenbedingungen.
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Auch weniger irreguläre Migration an EU-Außengrenzen
Migrationsforscherin Rietig kommt zum Fazit:
Die globalen Veränderungen spielen vermutlich eine größere Rolle im Rückgang der Asylbewerberzahlen als Deutschlands Grenzkontrollen - auch wenn diese natürlich ebenfalls zum Rückgang beitragen.
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Migrationsforscherin Victoria Rietig
"Das Fallen der Zahlen ist daher ein längerfristiger Trend, den wir bereits seit Monaten sehen, also schon bevor Schwarz-Rot in Schwung kam." Insgesamt würden die Ankunftszahlen in Europa seit Monaten zurückgehen.
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Dies belegen auch die gerade veröffentlichten Zahlen der europäischen Grenzschutzagentur Frontex. Diese meldet einen deutlichen Rückgang der registrierten irregulären Grenzübertritte an den EU-Außengrenzen. So wurden in den ersten fünf Monaten des Jahres 2025 rund 63.700 Fälle festgestellt - ein Minus von 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Besonders stark war der Rückgang auf der Westbalkanroute (-56 Prozent) und der östlichen Mittelmeerroute (-30 Prozent). Auch die westafrikanische Route verzeichnete ein Drittel weniger Ankünfte. Die zentrale Mittelmeerroute blieb mit 22.700 registrierten Übertritten die meistgenutzte. Trotz des Rückgangs bleibt die Lage angespannt - allein im Mittelmeer kamen in diesem Zeitraum 651 Menschen ums Leben.
Peter Aumeier ist Redakteur im ZDF-Landesstudio München.