Bürokratieabbau: Kabinett will 80-Punkte-Plan beschließen

Kabinett will Agenda beschließen:80-Punkte-Plan für einen modernen Staat

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Der Staat soll bürgernäher, effizienter und digitaler arbeiten. Bei einer Klausur will das Bundeskabinett heute einen Modernisierungsplan mit 80 Maßnahmen beschließen.

Klausurtagung Bundeskabinett

Auf der Kabinettsklausur wurden heute Entlastungen für den Staat und die Bürger besprochen. Mit insgesamt 80 Maßnahmen sollen rund 16 Milliarden Euro eingespart werden.

01.10.2025 | 1:57 min

Am zweiten Tag der Kabinettsklausur in Berlin will die schwarz-rote Koalition heute eine Modernisierungsagenda auf den Weg bringen. Darin sind rund 80 Maßnahmen zur Entbürokratisierung und Digitalisierung in der Bundesverwaltung vorgesehen.

Fünf Monate nach Amtsantritt der Regierung von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) und der Schaffung eines eigenen Ministeriums für Digitales und Staatsmodernisierung geht es darum, den Modernisierungsanspruch von Schwarz-Rot mit konkreten Vorhaben zu untermauern. In dem 40-seitigen Papier, das der dpa vorliegt, heißt es:

Diese Modernisierungsagenda zielt darauf ab, einen schnellen, digitalen und handlungsfähigen Staat zu schaffen, der zügiger entscheidet, verlässlicher liefert und Vertrauen stärkt.

Papier zum Bürokratie-Abbau

In dem Papier sind zahlreiche Maßnahmen abgebildet, um Verfahren und Genehmigungen zu vereinfachen und zu verschlanken.

Philipp Amthor

"Es kann auch mal ein Bundesland eine Aufgabe bündeln, das ist moderner Föderalismus", so Philipp Amthor (CDU), parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesministerium für Digitales und Staatsmodernisierung.

01.10.2025 | 5:40 min

Online-Autozulassung und 24-Stunden-Firmengründungen

Die Regierung plant demnach eine Senkung der Bürokratiekosten um 25 Prozent, in Höhe von rund 16 Milliarden Euro. Der Personalbestand des Bundes soll um acht Prozent gesenkt werden.

Geplante Vorhaben, die Unternehmensgründungen erleichtern oder die Zulassungsbehörden von Ländern und Kommunen entlasten sollen, sind etwa:

  • Ein Webportal, auf dem innerhalb von 24 Stunden eine Unternehmensgründung erfolgen kann.
  • Ein Bürokratiemeldeportal, auf dem Bürger konkrete Verbesserungsvorschläge machen können.
  • Schulungen und KI-Tools für Mitarbeiter in den Ministerien, die Gesetze erarbeiten, die praxistauglicher und bürokratieärmer sind.
  • 1:1-Umsetzung von EU-Recht "ohne bürokratische Übererfüllung" - also ohne eigene noch weiterreichende Vorgaben.

Es soll auch weniger Ausnahmen bei der sogenannten Bürokratiebremse ("One in, one out"-Regel) geben und eine konsequentere Anwendung: Werden Unternehmen an einer Stelle durch eine neue Regelung belastet, muss es an anderer Stelle eine Entlastung geben.

Es ist die Reporterin Andrea Maurer zu sehen, wie sie mit einem Mikrofon in der Hand über die Kabinettsklausur spricht

Heute endet die Kabinettsklausur. Die Regierung will Gesetzesprojekte einleiten. Ob der Teamgeist gestärkt wurde, wird sich in der Zukunft zeigen, berichtet Andrea Maurer.

01.10.2025 | 0:53 min

Regierung will Stimmung im Land verbessern

Am ersten Tag der Kabinettsklausur hatten Merz und seine Ministerinnen und Minister über Wirtschaft und Wettbewerbsfähigkeit des Landes diskutiert und sich dafür Input von Markus Brunnermeier geholt, einem Volkswirtschafts-Professor von der renommierten US-Universität Princeton.

Wir setzen alles daran, dass die deutsche Wirtschaft wieder Tritt fasst.

Friedrich Merz, Bundeskanzler

Das sagte Merz zum Auftakt der Tagung in der Villa Borsig am Tegeler See im Berliner Nordwesten. Es ging dabei auch um die Stimmung im Land und um die Frage, wie diese trotz aller Herausforderungen und Veränderungen wieder mehr ins Positive gewendet werden könnte.

André Berghegger

"Wir sind in unserem Staat zu kompliziert geworden, zu behäbig und das Ganze ist zu teuer", sagt André Berghegger, CDU, Hauptgeschäftsführer Städte- und Gemeindebund, zum Bürokratieabbau.

30.09.2025 | 5:00 min

Arbeitgeber begrüßen Pläne

Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger begrüßte die Pläne der Bundesregierung:

Der Bürokratieabbau ist überfällig. Unsere Betriebe kämpfen mit lähmender Regulierung, langsamen Verfahren und digitaler Rückständigkeit.

Rainer Dulger, Arbeitgeberpräsident

Wer den Standort Deutschland stärken wolle, müsse den Staat "effizienter, schneller und praxisnäher" machen. "Bürokratieabbau" alleine reiche aber nicht aus, mahnte Dulger.


Der Reformbedarf im Sozialstaat sei ebenso dringend, erläuterte Dulger weiter. "Die Sozialabgaben steigen seit Jahren ungebremst und entwickeln sich zur Wachstumsbremse. Sie gefährden Beschäftigung und belasten die Unternehmen massiv. Eine Sozialabgabenbremse ist überfällig." Arbeit müsse wieder bezahlbar werden, sonst verliere Deutschland endgültig den Anschluss im internationalen Wettbewerb.

Quelle: dpa

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