Fachkräfte aus dem Ausland: Bürokratie stellt große Hürde dar

Arbeitsmarkt: Behörden als Hürde:So kompliziert ist es für ausländische Fachkräfte

von Ziyad Farman, Carolin Kolbe
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Ausländische Fachkräfte landen leicht im Behördendschungel, obwohl der Arbeitsmarkt sie dringend braucht. Wie kompliziert es in Deutschland läuft - ein Beispiel.

Ein Stapel mit Akten auf einem Schreibtisch.

Wenn Fachkräfte aus dem Ausland nach Deutschland kommen, erwartet sie ein Behördendschungel (Symbolbild).

Quelle: dpa

Deutschland braucht Fachkräfte - jedes Jahr rund 400.000 Zuwanderer. Runtergebrochen auf Bremen heißt das: 4.000. Doch wer hierherkommt, stößt schnell auf bürokratische Hürden.

Vom Studenten in Finanzen zum Azubi im Außenhandel

Alex Slahdji ist 27Jahre alt. Er hat in seiner Heimat Finanzwissenschaft im Bachelor studiert. Aus Rücksicht auf seine Familie, die er vor negativen Konsequenzen schützen will, nennen wir sein Herkunftsland nicht. Im November 2023 kam er mit einem Visum für eine berufliche Ausbildung als Kaufmann im Außenhandel nach Bremen, brachte sich selbst Deutsch bei.

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Vor seiner Einreise war für Alex vor allem die achtmonatige Wartezeit auf einen Termin bei der zuständigen Botschaft eine Belastung. Hauptgrund für die Verzögerung: Die Kommunikation zwischen den Behörden. Weil die zuständige Person in der Ausländerbehörde in Bremen erkrankte, sei es monatelang gar nicht weitergegangen:

Ich habe mir große Sorgen gemacht, dass meine Firma meinen Vertrag kündigt.

Alex Slahdji

Dazu kamen die schlechte Kommunikation zwischen Behörden und die schwierige Wohnungssuche. "Für jemanden aus dem Ausland ist das sehr schwierig", sagt er. Doch seine Ausbildungsfirma half ihm.

Bandenburg, Esterwerda: Ein Mitarbeiter bedient in der Produktionshalle einer Firma eine Metallpresse.

Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, suchen Unternehmen vermehrt Mitarbeiter im Ausland. Wie sie dabei vorgehen und davon profitieren, zeigt ein Beispiel aus Rheinland-Pfalz.

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Arbeitgeber: Deutschland unattraktiv und abschreckend für Zuwanderer

Die Firma A. Albert in Bremen kauft und verkauft Schiffsteile weltweit. Unter den Bewerbungen stach Alex sofort heraus. Seine nette Art, seine Sprachkenntnisse aber vor allem seine Eigeninitiative überzeugten Dennis Albert und seine Mitarbeitenden. Doch auch mit der Unterstützung der Firma war es nicht leicht, alle Hürden der Behörden und Bürokratie zu überwinden.

Albert zeigt Unverständnis gegenüber der Handhabung durch die Politik. Obwohl der Fachkräftemangel zum immer größeren Problem werde, würden die bestehenden Strukturen Deutschland unattraktiv und abschreckend für die Zuwanderung machen.

Der Prozess vonseiten der Behörden kann nicht schwieriger gestaltet werden.

Dennis Albert, Arbeitgeber von Alex

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Etwa jeder vierte Zugewanderte denkt darüber nach, Deutschland zu verlassen. Für den Arbeitsmarkt sind diese Zahlen ein Problem, werden Fachkräfte doch dringend gebraucht.
Ausländische Pflegerin bei der Arbeit
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A. Albert: Kommunikation zwischen Ämtern und Behörden verbessern

Eine besonders engagierte Mitarbeiterin von A. Albert nahm sich Alex' Fall an. Anders seien diese Prozesse, vor allem für kleine und mittelständische Unternehmen, die keine gesonderte Personalabteilung haben, kaum zu bewältigen.

Eine reine Verbesserung der Beratungsangebote, um sich zwischen den Behörden zurechtzufinden, reiche nach Albert nicht aus. Die Prozesse innerhalb der Behörden selbst müssten verbessert werden. So müsse man Ämter besser besetzen, die Kommunikation verbessern und somit Bürokratie abbauen.

Das Beratungsangebot "Willkommensservice" von Manuel Kühn unterstützt zugewanderte Fachkräfte im Land Bremen und jene, die diesen Weg noch planen. Auch Unternehmen, die Fachkräfte aus dem Ausland aufnehmen wollen, berät er zu diesem Prozess.

Jede Hürde […] kostet Kraft, kostet Zeit und sie dezimiert die Motivation und kann natürlich letztendlich zum Scheitern führen.

Manuel Kühn, Berater

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Welcome Center: Wie Bremen attraktiver werden will

Bis eine ausländische Fachkraft in einem Unternehmen arbeiten kann, ist es ein langer Weg. Der Prozess sei zudem sehr individuell und die Fachkräfte würden vor Herausforderungen gestellt werden, etwa durch lange und komplizierte Anerkennungsverfahren, viele verschiedene Anlaufstellen und noch vieles mehr.

Bremen hat diese Probleme offenbar erkannt und will sich attraktiver machen - mit dem neuen Welcome Center: einem zentralen Ort für alle Fragen von Zuwanderung über Arbeit bis Wohnen. Die Idee: Hier gibt es Beratung, Begleitung und schnellere Verfahren - alles an einem Ort. Auch Unternehmen sollen sich dort beraten lassen können. Das Konzept ist derzeit in der Planungsphase. Ob und wann genau es kommt, ist noch unklar.

Ziyad Farman und Carolin Kolbe berichten aus dem ZDF-Studio in Bremen.

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