Krieg in der Ukraine: Waffenruhe? Putin hat zwei Bedingungen
Krieg in der Ukraine:Waffenruhe? Diese zwei Forderungen stellt Putin
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In Istanbul hat Moskau zwei mögliche Wege zur Waffenruhe in der Ukraine aufgezeigt. Wie diese einzuschätzen und wie die Verhandlungen insgesamt zu bewerten sind - ein Überblick.
Nach neuen Gesprächen wirft Kiew Russland vor, auf Zeit zu spielen. Die letzte Verhandlungsrunde war nach nur einer Stunde beendet worden -eine Waffenruhe ist nicht in Sicht. 03.06.2025 | 0:21 min
Bei den Verhandlungen mit der Ukraine im türkischen Istanbul hat Russland zwei Varianten für eine Waffenruhe vorgeschlagen.
Variante 1: Vollständiger Abzug ukrainischer Truppen
Die erste Variante sieht einen vollständigen Abzug ukrainischer Truppen aus den von Moskau annektierten ukrainischen Gebieten Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson vor, die bisher nur teils von russischen Truppen kontrolliert werden.
Aus dem der Ukraine übergebenen Verhandlungspapier zitierten russische Staatsmedien.
Quelle: ZDF
Wie ist die Forderung einzuschätzen? Derzeit kontrollieren die Truppen des Kreml das Luhansker Gebiet fast komplett, das benachbarte Donezker Gebiet zu etwa 70 Prozent und die Regionen Cherson und Saporischschja nur zu etwa zwei Dritteln.
Bei erneuten russischen Angriffen sind laut ukrainischen Angaben mindestens vier Menschen in Sumy getötet worden. Russland nahm demnach zivile Ziele und Infrastruktur ins Visier.03.06.2025 | 0:18 min
Die Gebietshauptstädte Cherson und Saporischschja mit ihren Hunderttausenden Einwohnern stehen dabei weiter unter ukrainischer Kontrolle, macht ZDF-Korrespondentin Phoebe Gaa klar.
Auf die ukrainische Forderung nach der Rückführung von durch Russland verschleppten ukrainischen Kindern reagierte der russische Verhandlungsführer laut Gaa abfällig: Das sei "eine Show für ältere europäische Damen", habe er gesagt.
Der Tonfall der russischen Delegation klingt nicht wirklich nach der Bereitschaft zu Diplomatie auf Augenhöhe.
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Phoebe Gaa, ZDF-Korrespondentin
Ein Treffen zwischen ukrainischen und russischen Vertretern in Istanbul ist ohne Einigung auf eine Waffenruhe zu Ende gegangen. Vereinbart wurde der Austausch von Kriegsgefangenen.02.06.2025 | 2:30 min
Variante 2: Waffenruhe entlang des Frontverlaufs
Die zweite Variante für eine Waffenruhe sieht ein Ende der Kampfhandlungen entlang des derzeitigen Frontverlaufs vor. Dabei soll Kiew die Mobilmachung beenden, und es sollen keine ausländischen Waffenlieferungen mehr ins Land gelangen. Überwacht werden soll die Feuerpause über ein gemeinsames Zentrum, das noch zu gründen wäre.
Die Ukraine soll zudem einen Stopp von Sabotageakten in Russland garantieren. Nach der Aufhebung des geltenden Kriegsrechts sollen nicht später als 100 Tage danach Wahlen abgehalten werden. Kiew hatte dagegen mehrfach bereits von Moskau eine bedingungslose Waffenruhe für 30 Tage als Voraussetzung für den Start realer Friedensgespräche verlangt.
Eine Kartenansicht zeigt die Lage der russischen Luftwaffenstützpunkte "Olenia", "Iwanowo", "Djagilewo" und "Belaja".
Quelle: ZDFheute
Wie ist die Forderung einzuschätzen? ZDF-Korrespondentin Phoebe Gaa macht klar, dass Russland der Ukraine eine zwei- bis dreitägige Waffenruhe entlang bestimmter Frontabschnitte vorgeschlagen habe, um Leichen zu bergen. Das möge erstmal hoffnungsvoll stimmen in Bezug auf eine Waffenruhe, ...
... aber man muss eben sehen, in welchem Kontext dieser Vorschlag steht, nämlich in einem russischen Papier, das ansonsten voll ist von Bedingungen, die Kiew in der Vergangenheit schon als Aufforderung zur Kapitulation gewertet hat.
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Phoebe Gaa, ZDF-Korrespondentin
Russland habe seine Agenda erst heute zu den Gesprächen mitgebracht. Die Ukraine habe ihre vor Tagen übermittelt, so Korrespondentin Gaa in Istanbul. Russland habe "keine Eile."02.06.2025 | 2:01 min
Wie sind die Gespräche insgesamt zu bewerten?
In Istanbul hatte am Montag eine zweite Gesprächsrunde zwischen Delegationen aus der Ukraine und Russland für ein Ende des seit über drei Jahren währenden Krieges stattgefunden. Russland überreichte dabei das dreiseitige Memorandum, das neben der Waffenruhe auch Punkte für einen möglichen künftigen Friedensplan enthält. Auch die Ukraine hatte ihr Memorandum überreicht, die Positionen liegen weit auseinander.
"Nach ungefähr einer Stunde waren die Gespräche vorbei", berichtet ZDF-Korrespondentin Phoebe Gaa und fügt hinzu, dass die kurze Dauer auch damit zu tun habe, dass "bis zuletzt eigentlich nicht klar war, worüber überhaupt gesprochen werden soll".
Während die Ukraine ihre Agenda bereits vor einigen Tagen an Russland übermittelt habe und somit bereit gewesen sei, direkt inhaltlich in die Gespräche einzusteigen, habe Russland seinen Forderungskatalog erst am Tag des Treffens mitgebracht. Damit zeige sich nicht nur, wie weit die Kriegsparteien inhaltlich auseinanderlägen, sondern auch in puncto Verhandlungsdynamik. "Moskau lässt keine Eile erkennen zu einem Friedensabkommen zu gelangen", bilanziert die ZDF-Korrespondentin.
2022 waren kurz nach Kriegsbeginn derartige direkte Verhandlungen für einen Frieden bereits gescheitert.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.