Ukraine: Deutscher Außenminister Wadephul will Luftabwehr stärken
Außenminister in Odessa:Wadephul will ukrainische Luftabwehr stärken
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Außenminister Wadephul hat der Ukraine weitere Militärhilfen zugesagt. In Odessa betonte er, man müsse sich auf die Luftverteidigung konzentrieren.
Außenminister Wadephul besucht Kiew und verspricht verstärkte wirtschaftliche und militärische Unterstützung. Die ukrainische Bevölkerung leidet weiter unter russischen Angriffen.30.06.2025 | 1:39 min
Außenminister Johann Wadephul macht sich angesichts massiver russischer Angriffe für die Lieferung zusätzlicher Waffensysteme an die Ukraine stark - auch von anderen Partnerländern. "Hier wird noch einmal deutlich, dass die entscheidende Bedrohung diejenige aus der Luft ist", sagte der CDU-Politiker nach einem Besuch des Hafens von Odessa am Schwarzen Meer.
Das heißt, wir müssen weiter darüber nachdenken, welche Luftverteidigungssysteme wir zur Verfügung stellen können.
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Johann Wadephul (CDU), Außenminister
Wadephul war aus Sicherheitsgründen nur mit einem kleinen Teil seiner Delegation in einem Autokonvoi gut fünf Stunden lang von Kiew nach Odessa gefahren. Bei seinem Solidaritätsbesuch wurde er wie am Vortag in der Hauptstadt Kiew von seinem Kollegen Andrij Sybiha begleitet. Aus Sorge vor gezielten russischen Attacken war der Besuch geheim gehalten worden, bis der Minister ins Nachbarland Moldau eingereist war.
Wadephul will auch Partner überzeugen
Wadephul kündigte an, sich auch bei den Partnerländern Deutschlands für mehr Waffensysteme zur Verteidigung gegen russische Angriffe aus der Luft einzusetzen. Er wolle im Kabinett an diesem Mittwoch erneut dafür werben, dass sich auch Kanzler Friedrich Merz (CDU) und Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) international dafür einsetzten, der Ukraine möglichst schnell weitere dieser Systeme zur Verfügung zu stellen.
Deutschland müsse sich "darauf einstellen, dass wir mehr gefordert werden", betonte Wadephul. Es sei zu befürchten, dass die Ukraine an Grenzen ihrer Verteidigungsmöglichkeiten komme. "Deswegen muss jetzt Vorsorge getroffen werden." Man müsse sich "darauf konzentrieren, im Bereich der Luftverteidigung alles zur Verfügung zu stellen, was möglich ist".
Odessa häufiges Ziel russischer Angriffe
Odessa ist mit etwa einer Million Einwohner die drittgrößte Stadt der Ukraine nach Kiew und Charkiw. Seit der Annexion der Schwarzmeerhalbinsel Krim liegt in Odessa der Hauptstützpunkt der ukrainischen Marine. Die Stadt gilt mit Ölraffinerien, der Chemie- und metallverarbeitenden Industrie sowie als Verkehrsknotenpunkt als wirtschaftlich bedeutend für das angegriffene Land.
Der deutsche Außenminister Wadephuhl ist auf Antrittsbesuch in Kiew. Er sagt, Deutschland stehe fest an der Seite der Ukraine, die weiter unter Bombenhagel und Zerstörung leidet.30.06.2025 | 3:23 min
Der Großraum Odessa ist häufig Ziel von russischen Drohnen- und Raketenangriffen. Erst am Samstag wurde ein Ehepaar bei einem Drohneneinschlag in einem Hochhaus in seiner Wohnung getötet. Weitere 14 Menschen wurden verletzt. Immer wieder feuert Russland ballistische Raketen von der Krim auf Ziele in und um Odessa ab.
Besonders gesichert war der Besuch des Ministers im Hafen von Odessa, der wegen seiner strategischen Bedeutung verhältnismäßig oft von Russland angegriffen wird. Trotz der Attacken herrscht in den drei Seehäfen im Großraum Odessa Hochbetrieb - sie gelten als Tor der Ukraine zur Welt. Regierungsangaben zufolge übersteigen die Umschlagdaten der Häfen seit längerem die Vorkriegswerte. Hauptexportprodukte sind neben Getreide und Sonnenblumenöl Stahl- und Metallprodukte sowie Maschinen und Geräte.
Wadephul legte in der Hafenstadt gemeinsam mit Sybiha und dem Gouverneur der Region Odessa, Oleh Kiper, zum Gedenken an die im russischen Angriffskrieg gefallenen Soldaten Blumen nieder. Bei einem Treffen mit dem Länderdirektor des Welternährungsprogrammes der Vereinten Nationen für die Ukraine, Richard Ragan, ging es um die Versorgungslage im Land.
Die Bundesregierung stehe fest an der Seite der Ukraine, sagte Außenminister Wadephul in Kiew. Die Ukraine hoffe auf mehr als Solidaritätsbekundungen, so ZDF-Reporter Hassanzadeh.30.06.2025 | 1:10 min
Wadephul trifft Präsidentin von Moldau
In der kleinen Ex-Sowjetrepublik Moldau kam der Minister am Abend mit Präsidentin Maia Sandu zu einem Gespräch zusammen. Zuvor besuchte Wadephul die Kathedrale "Geburt des Herrn" und traf sich mit Vertretern von Religionsgemeinschaften. Die Kirche gilt in dem zwischen proeuropäischen und prorussischen Kräften gespaltenen Land als Institution mit der höchsten Glaubwürdigkeit.
Moldau ist fast völlig von russischem Gas abhängig. Mit seinen rund 2,5 Millionen Einwohnern zählt es zu den ärmsten Ländern Europas. Moldau ist zwischen proeuropäischen und prorussischen Kräften gespalten. Wie die Ukraine ist Moldau seit 2022 EU-Beitrittskandidat.
Quelle: dpa
Wadephuls Vorgängerin Annalena Baerbock (Grüne) war seit Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine vor mehr als drei Jahren immer wieder in Moldau. Das liegt auch daran, dass das kleine Land zwischen der Ukraine und Rumänien als weiteres Ziel für Putins Machthunger gilt. Um die Abwehrkraft des Landes zu stärken, hatte Baerbock mit französischen und rumänischen Kollegen im April 2022 die Moldau-Partnerschaftsplattform initiiert.
Die verschiedenen ukrainischen Luftabwehrsysteme seien mit den aktuellen russischen Angriffen überfordert, so ZDF-Reporter Dara Hassanzadeh aus Kiew.30.06.2025 | 2:41 min
Seit Kriegsbeginn in der Ukraine hat die Bundesregierung rund 230 Millionen Euro für die Unterstützung Moldaus bereitgestellt. Wadephul kündigte an, er wolle die Plattform weiterführen, machte aber deutlich, zunächst die Parlamentswahl im September abwarten zu wollen.
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Seit Februar 2022 führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Kiew hat eine Gegenoffensive gestartet, die Kämpfe dauern an. News und Hintergründe im Ticker.