100 Tage Donald Trump: Mehr als 140 Dekrete unterzeichnet

Über 140 Dekrete in 100 Tagen:Jedes dritte Dekret Trumps beschäftigt Justiz

von Beatrice Steineke, Washington D.C.
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Seit 1933 hat kein anderer US-Präsident in den ersten 100 Tagen so viele Dekrete unterschrieben wie Donald Trump. Diverse Organisationen und Privatpersonen reichten Klagen ein.

US-Präsident Donald Trump spricht am Dienstag, 29. April 2025, am Macomb Community College in Warren, Michigan.
Nach 100 Tagen im Amt lässt sich US-Präsident Donald Trump von seinen Anhängern feiern. Doch wie sieht seine bisherige Bilanz tatsächlich aus?30.04.2025 | 1:41 min
An seinem 100. Tag im Amt besuchte US-Präsident Donald Trump Michigan. In der US-Wahl 2024 konnte er diesen Bundesstaat von den Demokraten zurückgewinnen. Passend zu seinen Stationen Detroit und Warren unterschrieb er am Dienstag auch ein Dekret, das die Autohersteller erfreuen dürfte. Sie sollen nur einmal 25 Prozent Zoll zahlen, entweder auf ein im Ausland produziertes Auto oder auf Stahl und Aluminium. Diese Botschaft kam an. Zahlreiche Anhänger jubelten US-Präsident Trump in Warren zu.

In 100 Tagen haben wir die tiefgreifendste Veränderung in Washington bewirkt - seit fast 100 Jahren.

US-Präsident Donald Trump

In Umfragen von ABC und CNN jedoch erhielt Trump die schlechtesten Werte eines US-Präsidenten zur 100-Tage-Marke seit Jahrzehnten. Und er hat mit mehr als 140 Dekreten in den ersten 100 Tagen einen Rekord von 1933 geknackt. Doch die Recherche des "Reiss Center on Law and Security" der New York University School of Law zeigt: Rund ein Drittel seiner Dekrete wurden juristisch angefochten. Einige Verfahren laufen noch. Hier folgen vier Beispiele.
Schaltgespräch Thevessen & Goekdemir
Die Opposition habe bisher keine Strategie gegen Trump, so ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen. Erst wenn es wirtschaftlich schlechter laufe, werde der Druck auf Trump wachsen.30.04.2025 | 2:10 min

Kein Recht auf US-Staatsbürgerschaft per Geburt

Direkt an seinem ersten Tag unterschrieb Donald Trump bereits 26 Executive Orders. Neugeborene sollen nicht mehr automatisch US-Bürger werden, wenn die Eltern widerrechtlich oder nur temporär in den USA sind.
Drei Richter legten Berufung ein und 22 US-Bundessstaaten klagten. Die US-Regierung rief den Supreme Court an. Der Oberste Gerichtshof soll nun entscheiden: Gelten die einstweiligen Verfügungen einzelner Richter im jeweiligen Bundesstaat oder landesweit?
US-Präsident Trump
140 Dekrete, Massenabschiebungen, Zölle: Trump regiert per Federstrich. Kritik wächst – in den USA und weltweit. Eine Bilanz zwischen Autoritarismus und Chaos.29.04.2025 | 2:46 min

Auflösung von USAID

Ebenfalls am 20. Januar unterschrieb Trump ein Dekret, das die Auslandshilfen der US-Entwicklungsbehörde USAID für 90 Tage stoppen sollte. Tausenden Mitarbeitern wurde gekündigt. Am 10. März postete Außenminister Marco Rubio auf X: 83 Prozent aller USAID-Programme werden gekündigt.
Trump dampft USAID ein: Demonstranten wehren sich gegen die Entlassungen.
Die Regierung Trump kündigte Tausenden Mitarbeitern bei USAID.
Quelle: AP

In einem ersten Urteil entschied der Oberste Gerichtshof: Für bereits geleistete Arbeit müssen zwei Milliarden Dollar eingefrorene Hilfsgelder ausgezahlt werden. Bei einer weiteren Anklage urteilte ein Bundesrichter die "beschleunigte Schließung von USAID" verstoße wahrscheinlich gegen die Verfassung. Ein Berufungsgericht hob dieses Urteil auf.

Transgender-Verbot im Militär

Mit Hilfe eines Dekrets vom 27. Januar sollen Transmenschen weitgehend vom Militärdienst ausgeschlossen werden. Ihre Identität stehe im Widerspruch "zum Engagement eines Soldaten für einen ehrenhaften, wahrheitsgemäßen und disziplinierten Lebensstil."
Thevessen SGS
Trump sei nach 100 Tagen im Amt nicht nur radikaler, er wolle das System rücksichtslos umkrempeln - und das in unglaublicher Geschwindigkeit, so ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen.29.04.2025 | 2:46 min
Zwei Bundesrichter blockierten das Dekret mit einer einstweiligen Verfügung. Die US-Regierung jedoch hält diese Entscheidungen für nicht mit den Interessen des Militärs und der nationalen Sicherheit vereinbar. Sie rief den Obersten Gerichtshof an, das Verbot sofort in Kraft treten zu lassen.

Abschiebungen mit "Alien Enemies Act"

Mehrere Organisationen - wie die lateinamerikanischen Banden Tren de Aragua und MS-13 - setzte US-Präsident Trump auf die Liste ausländischer Terrororganisationen. Zudem verhängte er einen Nationalen Notstand an der Grenze zu Mexiko. In Kriegszeiten oder bei einer Invasion aus "feindlichen Nationen" erlaubt das Gesetz "Alien Enemies Act" von 1798 ausländische Feinde abzuschieben - ohne ein reguläres Verfahren.
Der Supreme Court bestätigte in einer knappen fünf zu vier Stimmen-Entscheidung, die Abschiebungen von mutmaßlichen ausländischen Kartellmitgliedern im März waren auf dieser Grundlage rechtens. Aber Betroffene müssten die Möglichkeit haben, eine Ausweisung anzufechten. Bei einer Gruppe Venezolaner in Texas stoppt der Supreme Court daher im April die Ausweisungen - vorerst.
Mehrere hundert Migranten wurden bereits abgeschoben - wie Kilmar Abrego Garcia. In diesem Fall entschied der Supreme Court, die US-Regierung müsse sich um seine Rückführung bemühen. Doch die sieht die Verantwortung jetzt bei El Salvador - wo Garcia noch immer ist.
Trotz eines Gerichtsurteils verweigert Trump die Rückkehr eines US-Einwanderers, der im Hochsicherheitsgefängnis sitzt. Was das für die Rechtstaatlichkeit bedeutet ordnet Claudia Bates ein.
Trotz eines Gerichtsurteils verweigert Trump die Rückkehr eines US-Einwanderers, der in El Salvador einsitzt. Was das für die Rechtstaatlichkeit bedeutet, ordnet Claudia Bates ein.16.04.2025 | 1:13 min

Sullivan: Trump stellt grundlegende Werte infrage

Im ZDF-Interview zieht der ehemalige Nationale Sicherheitsberater des Weißen Hauses, Jake Sullivan, Bilanz: "Ob es Reagan, die Bushs, Clinton, Carter, Obama oder Biden ist, Demokrat oder Republikaner, es gab eine gemeinsame Grundlage von Werten, die jetzt sehr infrage gestellt wird."

Präsident Trump handelte sehr schnell, während diejenigen, die sich gegen bestimmte einige seiner Maßnahmen stellten, langsamer reagierten.

Jake Sullivan, ehem. Nationaler Sicherheitsberater des Weißen Hauses

Diverse Verfahren laufen noch. Doch bis die Maßnahmen juristisch aufgearbeitet sind, könnte die US-Regierung längst Tatsachen geschaffen haben.
Beatrice Steineke ist Korrespondentin im ZDF-Studio Washington.

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Quelle: dpa

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