Angeblich sieben Kriege beendet:Wie stehen Trumps Chancen auf den Friedensnobelpreis?
US-Präsident Trump behauptet, in seiner neuen Amtszeit sieben Kriege beendet zu haben und beansprucht den Friedensnobelpreis für sich. Was ist dran - und wie stehen seine Chancen?
US-Präsident Donald Trump ist der Ansicht, dass er den Friedensnobelpreis verdient.
Quelle: APUS-Präsident Donald Trump sieht sich als Friedensstifter der Superlative. Er rühmt sich, innerhalb weniger Monate sieben Kriege beendet zu haben, mehrere Länder schlugen ihn bereits für den Friedensnobelpreis vor. Wie viel Wahrheit steckt hinter Trumps großen Friedensversprechen? Und wie stehen seine Chancen auf den Preis? ZDFheute mit einem Überblick.
Hat Trump wirklich sieben Kriege beendet?
Seit seinem Amtsantritt im Januar habe er etliche Kriege beendet, behauptet Trump immer wieder - unter anderem bei seiner Ansprache bei der UN Ende September:
Ich habe sieben Kriege beendet, und in allen Fällen tobten sie heftig, wobei unzählige Tausende von Menschen getötet wurden.
US-Präsident Donald Trump
"Sie haben ihn verdient." Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat US-Präsident Donald Trump für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen.
08.07.2025 | 1:59 minDiese Kriege seien eigentlich nicht zu beenden gewesen - "und ich habe das in nur sieben Monaten gemacht", so Trump. So etwas habe es nie zuvor gegeben.
Das ist jedoch übertrieben: In manchen der Konflikte, die er selbst oder das Weiße Haus benannte, wurde zwar eine Deeskalation erreicht, aber kein Frieden. In anderen Fällen gab es zuvor keinen Krieg, der hätte beendet werden können. Im Einzelnen:
- Indien und Pakistan: Beide Länder einigten sich im Mai auf eine Waffenruhe - nicht aber auf einen dauerhaften Frieden. Während Pakistan Trump für seine Vermittlung lobte, bestreitet Indien, dass die USA eine entscheidende Rolle gespielt haben.
- Israel und Iran: Auch zwischen diesen beiden Ländern herrscht derzeit eine Waffenruhe, die Trump im Juni verkündete. Die USA hatten zuvor iranische Atomanlagen angegriffen und damit Druck auf den Iran aufgebaut. Der langfristige Konflikt zwischen beiden Ländern ist aber weiterhin ungelöst.
- Thailand und Kambodscha: Ein mehrtägiger Grenzkonflikt endete im Juli mit einem Waffenstillstand, nachdem Trump beiden Ländern mit Strafzöllen gedroht hatte. Der Druck durch die USA trug zur Aufnahme von Gesprächen bei, doch an der Grenze bleiben die Spannungen bestehen.
Thailand und Kambodscha haben sich auf eine Waffenruhe geeinigt.
28.07.2025 | 0:21 min- Serbien und Kosovo: Beide Seiten unterzeichneten bereits 2020 in Washington ein Wirtschaftsabkommen. Aber ein Ende der Spannungen ist nicht in Sicht, Serbien betrachtet Kosovo weiterhin als abtrünnigen Staat und erkennt dessen Unabhängigkeit nicht an.
- Ruanda und Demokratische Republik Kongo: Unter Vermittlung der USA unterzeichneten beide Länder im Juni ein Friedensabkommen. Doch Trumps Friedensdeal wurde schnell brüchig: Kurz darauf kam es wieder zu Angriffen durch Rebellen.
Die Demokratische Republik Kongo und Ruanda haben in Washington ein Friedensabkommen unterzeichnet.
28.06.2025 | 0:21 min- Ägypten und Äthiopien: Das Weiße Haus erklärte, den Konflikt um den Nil-Staudamm beigelegt zu haben. Tatsächlich handelt es sich nicht um einen Krieg, sondern um einen ungelösten Streit um Wasserrechte. Trotz jahrelanger Verhandlungen gibt es bis heute keine Einigung, der Konflikt schwelt weiter.
Der "Grand Ethiopian Renaissance Dam" soll Strom für Millionen Menschen liefern: Er sorgt aber auch für Streit mit Nachbarstaaten Äthiopiens.
09.09.2025 | 2:33 min- Armenien und Aserbaidschan: Beide Länder verständigten sich im August in Washington auf die Beilegung ihres jahrzehntelangen Konflikts um Bergkarabach. Das Abkommen gilt als diplomatischer Erfolg für Trump. Kritiker weisen jedoch darauf hin, dass es noch keinen rechtlich bindenden Friedensvertrag und etliche offene Fragen gibt: "Es ist ein Schritt, keine Frage, aber es ist eben noch nicht der finale Punkt unter dem Konflikt", erklärt Marcel Röthig von der Friedrich-Ebert-Stiftung im ZDF.
Unter Vermittlung der USA haben Aserbaidschan und Armenien ein Friedensabkommen unterzeichnet.
09.08.2025 | 0:24 minWo konnte Trump bisher keinen Frieden schaffen?
Noch im Wahlkampf hatte Trump immer wieder behauptet, er könne den Krieg zwischen der Ukraine und Russland "innerhalb von 24 Stunden" beenden. Später sagte er in einem Interview mit dem US-Magazin "Time", er habe das nicht wörtlich, sondern eher "im Scherz" gemeint. Während seiner Amtszeit hofierte er zunächst Kreml-Chef Wladimir Putin, schwenkte dann um und sicherte der Ukraine seine Unterstützung zu - aber der Krieg geht mit unverminderter Härte weiter.
Im Gaza-Krieg legte Trump Ende September einen 20-Punkte-Friedensplan vor. Nach der Hamas-Zustimmung zu einigen Punkten wächst im Nahen Osten die Hoffnung auf ein Ende des Gaza-Kriegs - es bleibt aber auch Skepsis.
In Ägypten wollen Vertreter Israels und der Hamas über Präsident Trumps Friedensplan beraten. Trotz strittiger Punkte gibt es Hoffnung auf eine Waffenruhe und Geiselfreilassung.
06.10.2025 | 1:50 minWie stehen Trumps Chancen auf den Friedensnobelpreis?
Karim Haggag, der Direktor des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri, erklärt, dass Trump bisher keinen Konflikt wirklich gelöst habe. Ein Nobelpreis für Trump ließe sich auf dieser Basis nur schwer rechtfertigen.
Dennoch wurde Trump mehrfach vorgeschlagen: Unter anderem Israels Premierminister Benjamin Netanyahu und auch die Regierungen von Pakistan, Kambodscha, Armenien und Aserbaidschan kündigten an, den US-Präsidenten nominieren zu wollen. Aber: Die Vorschläge scheinen eher Teil einer politischen oder medialen Strategie zu sein - sie sagen nichts über Trumps tatsächliche Chancen aus. Für ihn gibt es vor allem ein Problem: Die Nominierungsfrist für den diesjährigen Preis war am 31. Januar abgelaufen, schon kurz nachdem Trump sein Amt angetreten hatte.
Beim USA-Besuch des israelischen Ministerpräsidenten ging es um Iran und eine mögliche Waffenruhe im Gazastreifen. Außerdem nominierte er Trump für den Friedensnobelpreis.
08.07.2025 | 2:45 minTrump geht selbst nicht davon aus, dass das norwegische Nobelkomitee ihm am 10. Oktober in Oslo die Auszeichnung zuspricht - er hält die Jury für unfähig: "Sie werden ihn irgendeinem Typen geben, der verdammt noch mal nichts gemacht hat", beschwerte er sich kürzlich.
Welche Namen werden noch gehandelt?
Bei den Wettbüros werden - neben Trump - mehrere Einzelpersonen als Favoriten gehandelt, unter anderem die syrische Friedensaktivistin Abir Hadsch Ibrahim, der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, die Witwe des in russischer Haft verstorbenen Kremlkritikers Alexej Nawalny, Julia Nawalnaja.
Möglicherweise bekommt aber auch eine Organisation und keine Einzelperson den Preis - etwa das Freiwilligennetzwerk Emergency Response Rooms (ERR). Es bekam für seine Nothilfe für die Zivilbevölkerung in den vergangenen Wochen bereits den norwegischen Rafto-Menschenrechtspreis und den gemeinhin als Alternativer Nobelpreis bekannten Right Livelihood Award zugesprochen. Die Emergency Response Rooms zählen auch beim Osloer Friedensforschungsinstitut Prio zum engeren Favoritenkreis.