Weitere Nominierung für Trump:Wie bekommt man einen Friedensnobelpreis?
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Donald Trump wurde für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen - mal wieder. Was bedeutet so eine Nominierung eigentlich? Wer darf vorschlagen und wie läuft das Auswahlverfahren?
Warme Worte und ein Brief nach Norwegen: Bei einem Abendessen im Weißen Haus zum Auftakt seines Besuchs in Washington hat Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu US-Präsident Donald Trump eröffnet, dass er ihn für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen hat. Trump sei ein "Friedensstifter in einer Region nach der anderen", sagte Netanjahu und überreichte ihm ein Schreiben, das er nach eigenen Angaben an das Nobelkomitee geschickt hat. Anlass sind unter anderem Trumps Bemühungen um eine Waffenruhe im Gazastreifen. Doch wie läuft das eigentlich mit der Nominierung? ZDFheute mit dem Überblick.
Wer kann Vorschläge für den Friedensnobelpreis machen?
Der Auswahlprozess des Friedensnobelpreises unterscheidet sich deutlich von dem der anderen Nobelpreise: Während bei diesen das zuständige Komitee Kandidaten und Gewinner bestimmt, kann grundsätzlich jede Person oder Organisation für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen werden. Vorschläge einreichen dürfen bestimmte Personengruppen:
- Mitglieder von nationalen Parlamenten und Regierungen
- Universitätsprofessor*innen
- Frühere Friedensnobelpreisträger*innen
- Leitende Personen in Friedensforschungseinrichtungen und internationalen Organisationen
Netanjahu ist als Regierungschef Israels also formal berechtigt, eine solche Nominierung auszusprechen.
Bedeutet eine Nominierung, dass jemand gute Chancen auf den Preis hat?
Nicht zwangsläufig. Das norwegische Nobelkomitee macht selbst deutlich: Eine Nominierung ist keine Auszeichnung. Jährlich gehen Hunderte Vorschläge ein - 2024 waren es 286 Kandidatinnen und Kandidaten, unter ihnen 197 Persönlichkeiten und 89 Organisationen.
Wer vorgeschlagen wird, ist meist nicht öffentlich bekannt: Die Nobel-Institutionen halten alle Namen 50 Jahre lang geheim. Anders ist das, wenn Vorschlagende ihre Nominierungen selbst publik machen - wie Netanjahu es jetzt getan hat. Das ist eher Teil einer politischen oder medialen Strategie und sagt noch nichts über die tatsächlichen Chancen auf den Preis aus.
Warum wird Donald Trump so häufig nominiert?
Trump wurde schon mehrfach nominiert: 2020 hat ihn der norwegische Abgeordnete Christian Tybring-Gjedde für seine Rolle bei den Abraham-Abkommen (Normalisierung zwischen Israel und arabischen Staaten) für den Preis vorgeschlagen. Auch seine diplomatischen Initiativen zu Serbien und dem Kosovo oder zwischen Indien und Pakistan wurden damals von Unterstützern ins Feld geführt.
Trump selbst beschwerte sich damals immer wieder, dass Medien seine Nominierungen ignoriert hätten, während die Verleihung an Barack Obama 2009 große mediale Aufmerksamkeit erhielt. Der Unterschied ist, das Obama den Preis tatsächlich bekommen hat, Trump war bisher nur nominiert.
Wie läuft der Auswahlprozess nach der Nominierung ab?
Die Frist für Vorschläge endet meist am 31. Januar eines Jahres. Danach prüft das norwegische Nobelkomitee alle eingereichten Vorschläge. Es erstellt eine engere Auswahlliste ("shortlist") und führt weitere Recherchen und Konsultationen durch. Der oder die Preisträger*in wird traditionell im Oktober bekannt gegeben. Die Verleihung findet am 10. Dezember in Oslo statt - dem Todestag von Alfred Nobel.
- Der Friedensnobelpreis gilt als die weltweit wichtigste Auszeichnung für Verdienste um Abrüstung, Friedenssicherung und Menschenrechte.
- Der Preis wird vom norwegischen Nobelkomitee vergeben, das vom Parlament in Oslo eingesetzt wurde.
- Gestiftet wurde der Preis vom schwedischen Unternehmer und Erfinder des Dynamits, Alfred Nobel (1833-1896).
- Die Verleihung findet jedes Jahr am Todestag Nobels, dem 10. Dezember, statt.
- Aktuell ist der Friedensnobelpreis mit zehn Millionen Schwedischen Kronen (mehr als 920.000 Euro) dotiert.
- Zum ersten Mal wurde der Friedensnobelpreis 1901 verliehen und zwar an den Gründer des Roten Kreuzes, Henry Dunant, und den Gründer der internationalen Liga für Frieden, den französischen Parlamentarier Frédéric Passy.
2024: Nihon Hidankyo, eine japanische Friedensorganisation, "für die Bemühungen, eine Welt ohne Atomwaffen zu schaffen"
2023: Narges Mohammadi, eine iranische Menschenrechtsaktivistin, für ihren Kampf gegen die Unterdrückung der Frauen in Iran und ihren Kampf für die Unterstützung der Menschenrechte und der Freiheit für alle".
2022: Menschenrechtler Ales Bjaljazki aus Belarus, die russische Menschenrechtsorganisation Memorial und das ukrainische Center for Civil Liberties "für die Förderung des Rechts zur Machtkritik und den Schutz der Grundrechte der Bürger sowie für die herausragenden Bemühungen, Kriegsverbrechen, Menschenrechtsverletzungen und Machtmissbrauch zu dokumentieren".
2021: Maria Ressa und Kollege Dmitri Muratow, philippinische Journalistin und ihr russischer Kollege, für ihren Einsatz für die Pressefreiheit
2020: Das Welternährungsprogramm (WFP) für die Bekämpfung des Hungers in der Welt
2019: Abiy Ahmed Ali, Äthiopischer Ministerpräsident, für seine Friedensbemühungen mit Eritrea
2018: Denis Mukwege und Nadia Murad für ihren Kampf gegen sexuelle Gewalt als Kriegswaffe
2017: die Anti-Atomwaffen-Organisation ICAN: für ihr Kampf für ein globales Atomwaffen-Verbot
2016: Juan Manuel Santos, ehemaliger Präsident Kolumbiens, für seine Bemühungen, den Bürgerkrieg in seinem Land zu befrieden
2015: Quartet du dialogue national, eine Gruppe tunesischer Aktivisten, für ihre Arbeit zugunsten einer Demokratisierung Tunesiens
2014: Kailash Satyarthi und Malala Yousafzai, Pakistan, für ihren Kampf für Kinderrechte
2023: Narges Mohammadi, eine iranische Menschenrechtsaktivistin, für ihren Kampf gegen die Unterdrückung der Frauen in Iran und ihren Kampf für die Unterstützung der Menschenrechte und der Freiheit für alle".
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2021: Maria Ressa und Kollege Dmitri Muratow, philippinische Journalistin und ihr russischer Kollege, für ihren Einsatz für die Pressefreiheit
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2019: Abiy Ahmed Ali, Äthiopischer Ministerpräsident, für seine Friedensbemühungen mit Eritrea
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2017: die Anti-Atomwaffen-Organisation ICAN: für ihr Kampf für ein globales Atomwaffen-Verbot
2016: Juan Manuel Santos, ehemaliger Präsident Kolumbiens, für seine Bemühungen, den Bürgerkrieg in seinem Land zu befrieden
2015: Quartet du dialogue national, eine Gruppe tunesischer Aktivisten, für ihre Arbeit zugunsten einer Demokratisierung Tunesiens
2014: Kailash Satyarthi und Malala Yousafzai, Pakistan, für ihren Kampf für Kinderrechte
- Gustav Stresemann (1926), Außenminister der Weimarer Republik
- Carl von Ossietzky (1935), Journalist und Pazifist
- Willy Brandt (1971), Bundeskanzler
Quelle: epd, Nobelkomitee
Wie reagierte Trump diesmal auf die Nominierung?
"Sie haben ihn verdient, und Sie sollten ihn bekommen", sagte der israelische Regierungschef als er den Brief über den Tisch reicht. "Wow", erwiderte Trump. "Gerade von Ihnen ist das sehr bedeutungsvoll."
Netanjahu führt aktuell selbst Krieg gegen die Hamas im Gazastreifen. Ein Vorschlag für eine 60-tägige Feuerpause ist im Gespräch, ist aber noch nicht beschlossen. Trump hat sich öffentlich zuversichtlich gezeigt, dass es bald zu einer Einigung zwischen Israel und der Hamas kommen könne.
Am Rande des Treffens mit Netanjahu kam Trump auch auf den Krieg in der Ukraine zu sprechen: jede Woche würden Tausende Russen und Ukrainer ihr Leben verlieren und er sei überhaupt nicht glücklich mit Präsident Wladimir Putin. Ganz im Stil des Friedensstifter, als der er sich schon länger bezeichnet fügte er hinzu:
Ich beende Kriege und ich hasse es, wenn Menschen getötet werden.
Donald Trump, US-Präsident
Quelle: Mit Material von dpa
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