Wieder entbrannter Grenzkonflikt:Hunderttausende in Thailand und Kambodscha evakuiert
Die neuen Kämpfe zwischen Thailand und Kambodscha halten an. Hunderttausende Menschen sind aus betroffenen Gegenden evakuiert worden. Nun schaltet sich US-Präsident Trump ein.
Im neu ausgebrochenen Grenzkonflikt zwischen Thailand und Kambodscha hat UN-Generalsekretär Guterres zur Deeskalation aufgerufen. Tausende Menschen sind auf der Flucht.
09.12.2025 | 0:23 minSeit dem wieder entbrannten Grenzkonflikt zwischen Thailand und Kambodscha sind bereits mehr als 500.000 Menschen aus ihren Häusern geflohen. Ein Sprecher des thailändischen Verteidigungsministeriums sagte, dass mehr als 400.000 Menschen in sieben Provinzen in sichere Unterkünfte gebracht worden seien. Ein Militärsprecher teilte weiter mit, dass rund 700 Schulen geschlossen seien.
In Kambodscha seien bis Dienstagabend mehr als 100.000 Menschen evakuiert worden, berichtete eine Sprecherin des kambodschanischen Verteidigungsministeriums. Auch dort sollen Hunderte Schulen geschlossen worden sein.
Kämpfe zwischen Kambodscha und Thailand dauern an
Die Kämpfe gingen derweil weiter. Das thailändische Militär teilte mit, von kambodschanischen Streitkräften abgefeuerte Raketen seien in der Nähe eines Krankenhauses eingeschlagen. Daraufhin habe das Gebäude evakuiert werden müssen, Patienten und Angestellte seien in Sicherheit gebracht worden.
Thailand hat im Grenzkonflikt mit Kambodscha Luftangriffe auf Militäranlagen geflogen. Laut Armeesprecher seien diese eine Reaktion auf Schüsse durch kambodschanische Soldaten.
08.12.2025 | 0:21 minDas kambodschanische Militär erklärte, Thailand habe mit Artillerie und bewaffneten Drohnen angegriffen sowie Mörsergranaten auf Wohnhäuser abgefeuert. Zudem seien thailändische F-16-Kampfjets in den kambodschanischen Luftraum eingedrungen und hätten Bomben in der Nähe von zivilen Gebieten abgeworfen.
Konflikt vor wenigen Tagen neu aufgeflammt
Zwischen Kambodscha und Thailand schwebt seit Jahrzehnten ein Streit über die Grenzziehung im sogenannten Smaragd-Dreieck. Dort grenzen die thailändische Provinz Surin und die kambodschanische Provinz Oddar Meanchey sowie Laos aneinander. Hintergrund des Konflikts ist eine unklare Grenzziehung aus der Kolonialzeit.
Quelle: ZDF
In den vergangenen Tagen war der Konflikt wieder aufgeflammt. Bangkok und Phnom Penh werfen sich gegenseitig vor, die Angriffe am Sonntagabend wieder aufgenommen zu haben. Beiden Seiten meldeten mehrere Todesopfer.
Thailand und Kambodscha streiten seit mehr als einem Jahrhundert um die Souveränität an nicht markierten Punkten entlang ihrer 817 Kilometer langen Landgrenze. Diese wurde 1907 von Frankreich kartiert, das Kambodscha damals als Kolonie beherrschte. Im Grenzgebiet liegen zahlreiche Tempelanlagen aus der Zeit des Khmer-Imperiums (802 bis 1431 n. Chr.).
Das hinduistische Tempelgebiet Prasat Preah Vihear wird von beiden südostasiatischen Ländern beansprucht, wurde jedoch 1962 mit einem Urteil des Internationalen Gerichtshofs zu kambodschanischem Staatsgebiet erklärt.
Quelle: dpa
Im Sommer 2025 spitzte sich der schwelende Grenzkonflikt zwischen Thailand und Kambodscha erneut zu:
- Ende Mai starb ein kambodschanischer Soldat bei einem Schusswechsel an der Grenze. Kambodscha hatte daraufhin unter anderem ein Importverbot für Lebensmittel sowie für Treibstoff und Gas aus Thailand verhängt.
- Im Juni schloss Thailand als Reaktion Grenzübergänge in sechs Provinzen.
- Ende Juli wurden thailändische Soldaten bei einer Minen-Explosion nahe der Grenze verletzt. Der Vorwurf: Kambodscha habe die Minen jüngst neu verlegt.
- Daraufhin wies Thailand den Botschafter Kambodschas aus, rief seinen eigenen zurück und schloss weitere Grenzanlagen und grenznahe Tempelanlagen.
- Der Streit war im Juli zu einem fünftägigen Grenzkonflikt eskaliert. Beide Seiten warfen sich gegenseitig vor, das Feuer eröffnet zu haben. Dabei wurden nach Reuters-Informationen mindestens 48 Menschen getötet und schätzungsweise 300.000 vorübergehend vertrieben.
- Seit 28. Juli ist eine Waffenruhe in Kraft, die US-Präsident Donald Trump und der malaysische Ministerpräsident Anwar Ibrahim vermittelt hatten.
- Am 26. Oktober unterzeichneten Thailand und Kambodscha ein Friedensabkommen.
- Als Anfang November thailändische Soldaten durch Landminen verletzt wurden, setzte Thailand die Umsetzung des Abkommens auf unbestimmte Zeit aus.
- Am 8. Dezember kam es erneut zu gegenseitigen Angriffen. Mindestens ein thailändischer Soldat wurde dabei getötet und Zivilisten auf beiden Seiten der Grenze evakuiert.
Quelle: AP, dpa, Reuters, ZDF
Beim ASEAN-Gipfel unterzeichneten Thailand und Kambodscha im Oktober ein von Trump vermitteltes Friedensabkommen.
26.10.2025 | 0:29 minErst Ende Oktober hatten die beiden südostasiatischen Nachbarländer unter Vermittlung der USA ein Abkommen unterzeichnet, das einen langfristigen Frieden sichern sollte. Thailand setzte die Umsetzung des Friedensabkommens vor knapp einen Monat jedoch aus, nachdem laut Armee zwei thailändische Soldaten durch die Explosion einer Landmine nahe der Grenze verletzt worden waren.
Trump kündigt Anruf an
Nun will US-Präsident Donald Trump die neu ausgebrochenen Kämpfe mit einem Telefonat beenden und den von ihm vermittelten Waffenstillstand retten. Er kündigte für diesen Mittwoch "einen Anruf" an, mit dem er den "Krieg zwischen zwei sehr mächtigen Ländern beenden" wolle, sagte Trump auf einer Kundgebung in Pennsylvania am Dienstagabend (Ortszeit) mit Blick auf die beiden südostasiatischen Länder.
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von Nils Metzger