UN-Gesandter zu humanitärer Krise:Sudan: "Berichte der Überlebenden sind erschütternd"
Der Sudan-Gesandte von Unicef, Sheldon Yett, hat die Lage im Sudan mit dem Genozid in Ruanda in den 90er Jahren verglichen. Die Berichte aus dem Krisengebiet seien "erschütternd".
Im ostafrikanischen Bürgerkriegsland Sudan eskaliert der Machtkampf zwischen Armee und RSF-Miliz. Seit der Eroberung von Al-Faschir häufen sich Berichte von Gräueltaten.
07.11.2025 | 1:51 minDer Sudan-Gesandte des Kinderhilfswerks Unicef der Vereinten Nationen, Sheldon Yett, vergleicht die Lage im Sudan mit dem Genozid in Ruanda in den 1990er Jahren. "Vieles von dem, was in Teilen des Sudans gerade passiert, erinnert mich daran. Die Berichte über die Raserei. Die Freude am Töten", sagte er dem "Spiegel".
Es kommt zu gezielten Gewalttaten gegen verschiedene ethnische Gruppen.
Sheldon Yett, Sudan-Gesandter von Unicef
Im Sudan berichten Zivilisten von gezielten Jagden und Hinrichtungen durch die RSF-Milizen in der Stadt Al-Faschir. Der Konflikt dreht sich um Rohstoffe wie Erdöl, Gold und Uran.
29.10.2025 | 1:35 minSudan: Berichte über Gräueltaten
Yett fügte hinzu: "Die Berichte der Überlebenden sind erschütternd: Morde, Erpressung, Vergewaltigungen. Manche zahlen hohe Summen, um zu fliehen. Es herrscht ein völliger Zusammenbruch jeglicher Ordnung", sagte Yett, der eigenen Angaben zufolge den Völkermord in Ruanda in den 1990er Jahren miterlebt hatte.
In Ruanda hatten Hutu-Milizen 1994 innerhalb von nur 100 Tagen mindestens 800.000 Angehörige der Tutsi sowie gemäßigte Hutu ermordet.
Der Sudan ist ein Testfeld für moderne Kriegsführung.
Sheldon Yett, Unicef
Im Sudan herrscht ein brutaler Machtkampf zwischen der Regierung und der Miliz RSF. Beide finanzieren ihn mit Gold. Bei ZDFheute live erklärt eine Konfliktforscherin den Krieg.
28.10.2025 | 16:50 minSeit mehr als zwei Jahren herrscht im Sudan Krieg zwischen dem Militär und der Miliz Rapid Support Forces (RSF). Laut Schätzungen sind in dem Konflikt 150.000 Menschen ums Leben gekommen. Anfang November eskalierte die Gewalt erneut, als die RSF die Großstadt Al-Faschir in Darfur eingenommen hatte.
Karte des Sudans mit der Region Al-Faschir
Quelle: ZDFYett: "Sie essen Gras und Tierfutter"
Die Lage in dem ostafrikanischen Land gilt als die aktuell größte humanitäre Krise der Welt. Beiden Seiten des Konflikts werden Kriegsverbrechen und schwerste Menschenrechtsverletzungen vorgeworfen, was die Armee sowie die RSF bestreiten.
Yett sagte, noch immer seien in Al-Faschir rund 260.000 Menschen eingeschlossen, die nicht entkommen könnten.
Sie essen Gras und Tierfutter. Viele sterben an Hunger oder weil Medikamente fehlen.
Sheldon Yett, UN-Sudan-Gesandter
"Der Konflikt ist jetzt bereits nicht nur die größte humanitäre Katastrophe, sondern auch die größte Flüchtlingskrise", so Anette Hoffmann, Sudan-Expertin, zum Konflikt im Sudan.
31.10.2025 | 4:54 minHumanitäre Hilfe in Teilen kaum möglich
Die Versuche, humanitäre Hilfe in Al-Faschir zu leisten, scheiterten regelmäßig, weil Fahrer und Lastwagen beschossen würden. Durch den Krieg ist der Sudan in Teilen von der Außenwelt abgeschnitten. Unicef ist eine der wenigen Organisationen, die noch vor Ort Hilfe leisten.
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