Ukraines Präsident in Istanbul: Türkei bietet Vermittlung an

Selenskyj in Istanbul:Ukraine-Krieg: Türkei bietet Vermittlung an

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Der ukrainische Präsident Selenskyj hat in Istanbul "produktive Gespräche" mit Präsident Erdogan geführt. Dieser hat sich erneut als Vermittler zwischen Kiew und Moskau angeboten.

Der türkische Präsident Erdogan empfängt den ukrainischen Präsidenten Selenskyj in Istanbul
Helfen sich gegenseitig: Ukraines Präsident Selenskyj und Türkeis Präsident Erdogan.
Quelle: 23-3059776

Die Türkei hat sich bei einem Besuch von Präsident Wolodymyr Selenskyj in Istanbul erneut als Vermittler im Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine angeboten. "Wir sind bereit, einen Friedensgipfel auszurichten, an dem auch Russland teilnimmt", sagte Präsident Recep Tayyip Erdogan nach seinem Treffen mit Selenskyj in Istanbul. Er sagte zudem die Unterstützung seines Landes beim Wiederaufbau der Ukraine zu. Die Türkei unterstütze zudem weiterhin die Integration der Ukraine in "euro-atlantische Institutionen".
Selenskyj legte dagegen Nachdruck auf seinen Friedensplan, der unter anderem einen vollständigen Abzug russischer Truppen aus der Ukraine vorsieht. International soll dies auf einem möglichen Gipfel in der Schweiz beraten werden - aber zunächst ohne Beteiligung Russlands, wie Selenskyj betonte. "Wir sehen nicht, auf welche Weise wir Leute einladen können, die alles blockieren, zerstören und umbringen."

Selenskyj: Gerechter Frieden für Ukraine

Es gehe bei dem Gipfeltreffen um einen gerechten Frieden für die Ukraine. "Daher werden zu Beginn die zivilisierten Länder der Welt einen detaillierten Plan ausarbeiten und ein Ergebnis erzielen." Erst danach sei ein Hinzuziehen von russischen Vertretern möglich, aber nur derjenigen, die einen solchen gerechten Frieden anstreben.
Vor Journalisten bezeichnete Selenskyj die Gespräche mit Erdogan als produktiv. Unter anderem sei es um türkische Vermittlung für die Freilassung von in Russland inhaftierten Ukrainern gegangen. "Ich habe heute eine Liste unserer Bürger übergeben, darunter von Krimtataren aus den von Russland besetzten ukrainischen Gebieten", sagte der ukrainische Präsident. Diese werden ihm zufolge in russischen Gefängnissen und Lagern unter unmenschlichen Bedingungen festgehalten.
Erdogan dankte Selenskyj für dessen Unterstützung der Krimtataren, die er einen "unverzichtbaren Teil" der Ukraine nannte. Ankara sieht sich traditionell als Schutzmacht für die muslimische Minderheit auf der 2014 von Russland annektierten Schwarzmeerhalbinsel.
Ebenso besprochen wurde der Export von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer. Selenskyj betonte:

Der ukrainische Seekorridor funktioniert mit unveränderter Effektivität.

Wolodymyr Selenskyj, ukrainischer Präsident

Knapp 30 Millionen Tonnen Fracht seien bereits transportiert worden. Seit Sommer 2023 garantiert die Ukraine einen Korridor für die sichere Passage von Schiffen entlang der eigenen Küstenlinie zu den Häfen des Großraums Odessa. Zuvor war die russische Flotte vor allem durch Seedrohnenangriffe aus dem Westen des Schwarzen Meeres verdrängt worden.

Abkommen über elektronischen Informations-Austausch

Bei dem Selenskyj-Besuch schlossen die Ukraine und die Türkei ein Abkommen über den elektronischen Austausch von Zollinformationen über Waren und Fahrzeuge. In Istanbul besichtigte Selenskyj auch eine Werft, auf der zwei Kriegsschiffe für die ukrainische Marine gebaut werden. Das neue Flaggschiff der Marine, die Korvette "Hetman Iwan Masepa", soll noch in diesem Jahr fertiggestellt werden. Selenskyj legte fest, dass die zweite Korvette den Namen "Hetman Iwan Wyhowskyj" tragen soll.
Beide Länder trafen nach Angaben Selenskyjs auch Vereinbarungen für künftige gemeinsame Rüstungsprojekte. Die Ukraine wehrt sich seit über zwei Jahren mit westlicher Hilfe gegen die russische Invasion. Die Türkei diente dabei nach Kriegsbeginn als Ort für Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine.
Ankara hatte jüngst das Angebot erneuert, für Friedensgespräche bereitzustehen. Gleichzeitig unterstützt die Türkei Kiew auch mit Waffenlieferungen.
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Quelle: dpa, AFP

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