Sorge vor Russland: Polen bereitet Bürger auf Ernstfall vor

Sorge vor Russland:Polen bereitet Bürger auf den Ernstfall vor

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Survival-Training, Erste Hilfe - für den Fall, dass Russland angreift, will Polen die Bürger vorbereiten. Die freiwilligen Trainings richten sich an Kinder genauso wie an Senioren.

Polen, Deblin: Sofia Adach (vorne) übt unter Anleitung von Stabsunteroffizierin Magdalena Porowska im Schießsimulator der polnischen Streitkräfte den Umgang mit einem Sturmgewehr. Archivbild

Vorbereitet für den Ernstfall: Polen startet im November mit freiwilligen Militär-Schulungen für Bürger.

Quelle: dpa

Polen sieht sich zunehmend von Russland bedroht und legt deshalb ein großes Programm zur freiwilligen militärischen Ausbildung seiner Bürger auf.

Die Pilotphase des Projekts "In Bereitschaft" werde am 22. November beginnen, sagte Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz in Warschau. Ziel sei es, im kommenden Jahr 400.000 Bürger zu schulen.

Wir leben in den gefährlichsten Zeiten seit dem Zweiten Weltkrieg.

Wladyslaw Kosiniak-Kamysz, Verteidigungsminister

"Hinter unserer Grenze tobt ein Krieg, es gibt Sabotageakte in der Ostsee und Kämpfe im Cyberspace", sagte Kosiniak-Kamysz mit Blick auf das von Russland angegriffene Nachbarland Ukraine. Deshalb habe man das Programm ausgearbeitet.

Polinnen und Polen sowie eine Schaufensterpuppe mit Waffen, Helmen und Militärklamotten

Polen rüstet auf, setzt auf Verteidigung und Abschreckung. Nicht nur das Militär bereitet sich vor, auch die Zivilgesellschaft trainiert für den Ernstfall.

16.05.2025 | 21:08 min

Jeder Pole kann an Militärtraining teilnehmen

Es richte sich an "alle polnischen Bürger, die daran teilnehmen möchten" - von Kindern im Grundschulalter über Arbeitnehmer bis zu Senioren.

Das Programm besteht aus vier Modulen: Grundlagen zum Thema Sicherheit, Survival, Erste Hilfe und Cybersicherheit. Die Schulungen finden am Wochenende statt, jedes Modul dauert in der Regel einen Tag, wie das Ministerium für Digitalisierung mitteilte.

Militärschulungen in Polen

Vier Wochen Schulung für Freiwillige: Das soll das polnische Militär stärken und zum Projekt „Schutzschild Ost“ für Europa beitragen. Das Ziel: 100.000 Freiwillige pro Jahr auszubilden.

23.04.2025 | 2:10 min

Über eine App kann jeder Bürger die Schulungen, die ihn interessieren, in der Nähe seines Wohnortes buchen. Unternehmen können zudem Gruppenschulungen für die gesamte Belegschaft vereinbaren.

Mit einer vollständigen militärischen Ausbildung sind die Trainings nicht zu vergleichen. "Die Verteidigungsschulungen sind nicht mit dem Dienst in der Armee gleichzusetzen, sie enden nicht mit einem Eid oder der Eintragung in die Liste der Reservisten", stellt das Digitalisierungsministerium klar.

Polen, Biedrusko: Abrams-Panzer im Ausbildungszentrum der polnischen Landstreitkräfte in Biedrusk.

Das Bedürfnis der Polen nach Sicherheit vor Russland ist seit Beginn des Ukraine-Krieges deutlich gewachsen. Polen rüstet auf, bereitet auch die Zivilgesellschaft auf den Verteidigungsfall vor.

02.06.2025 | 3:07 min

Polen experimentiert mit Anwerbe-Aktionen für Armee

Polen, Mitglied der Europäischen Union und der Nato, ist einer der engsten politischen und militärischen Verbündeten der Ukraine. Es hat zudem eine wichtige Funktion als logistische Drehscheibe für die Militärhilfe des Westens an Kiew.

Gleichzeitig sieht Polen sich auch selbst von Russland bedroht - und rüstet deshalb massiv auf. Polens Streitkräfte zählen nach Angaben des Verteidigungsministeriums vom Sommer 210.300 Männer und Frauen, darunter 37.000 Freiwillige im Heimatdienst WOT.

Ziel ist es, die polnische Armee auf eine Stärke von 300.000 Soldatinnen und Soldaten auszubauen. Um mehr Bürger für den Dienst an der Waffe zu gewinnen, experimentiert das Land schon seit längerem mit militärischen Kurztrainings in unterschiedlichen Formaten.

Quelle: dpa

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