René Benko: Prozess um Immobilienskandal in Österreich startet

Finanzskandal in Österreich:Erster Strafprozess gegen René Benko startet

von Christian von Rechenberg und Emma Lehmkuhl, Wien
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Er führte den SIGNA-Konzern in den Immobilien-Olymp - und in die größte Pleite Österreichs: René Benko. Er soll Investoren um Millionen betrogen haben. Durch Tarnen und Täuschen.

Der Signa-Gründer René Benko schaut in die Kamera.

Der erste Prozess gegen den Immobilienunternehmer René Benko startet. Er soll vor der Pleite seines Signa-Konzerns Geld beiseite geschafft haben. Ihm drohen bis zu zehn Jahre Haft.

14.10.2025 | 0:24 min

Sogar aus Saudi-Arabien haben sich Journalisten akkreditiert, um vom ersten Prozesstag gegen einen österreichischen Unternehmer zu berichten. Das Landesgericht Innsbruck ist im Ausnahmezustand - denn auf der Anklagebank sitzt René Benko. Einst gefeierter Wirtschafts-Kapitän, nun Hauptfigur im größten Finanzskandal Österreichs.

Verbrechen wie schwerer Betrug und Veruntreuung

In mehr als einem Dutzend sogenannter Verfahrensstränge ermittelt die österreichische Justiz seit knapp zwei Jahren gegen ihn und andere Personen. In Italien und Deutschland laufen ähnliche Verfahren. Es geht um schweren Betrug, Untreue, Förderungsmissbrauch; um strafbare Handlungen vor und während der Insolvenz des Immobilien-Imperiums SIGNA. Vor allem aber geht es um die Rolle Benkos bei alldem.

Vom Schulabbrecher zum Millionär

Der Reihe nach: Mit 17 Jahren erwacht im Schulabbrecher René Benko der Unternehmergeist. Er baut in seiner Heimat Innsbruck Dachböden günstig aus, um sie später teuer zu verkaufen. Dieses Prinzip überträgt Benko - in einem größeren Maßstab - auf eine GmbH, die er 2000 gründet: Die Signa Holding.

Rene Benko steht mit verschränkten Armen im dunklen Anzug vor einer Wand mit einem silberfarbenen Relief. Er schaut ernst in die Kamera.

Nobelkaufhäuser, Prunkvillen, Milliardendeals und illustre Freunde – René Benko galt lange als Vorzeigeunternehmer. Nun steht er vor einem Scherbenhaufen. Wie konnte es so weit kommen?

10.06.2024 | 43:34 min

Er kommt bei Geldgebern gut an, sein Unternehmen wächst zur Signa-Gruppe mit hunderten Tochterunternehmen. Benko baut Luxusimmobilien in Italien und in Österreich. Er übernimmt die Kaufhausketten Galeria und Karstadt und steigt in den deutschen Markt ein. Dort beginnt der Shootingstar noch 2021 mit dem Bau des Elbtowers in Hamburg. Der wurde nie fertig.

Investoren mit hohen Dividenden gelockt

Das Baugerippe an der Elbe ist das Fanal seines Scheiterns. Nicht das einzige in Europa. 2023 bricht Benkos SIGNA-Gruppe in einer Kettenreaktion aus Insolvenzen in sich zusammen. SIGNA investierte in Luxus-Projekte, die massiv fremdfinanziert waren, und ständig frisches Geld brauchten.

Seine vielen Investoren konnte SIGNA dafür aber stattliche Dividenden zahlen: sechs bis acht Prozent. Das war nur möglich, weil SIGNA auf niedrige Zinsen und hohe Immobilienpreise wettet.

René Benko

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Eine Zeitlang ging das gut. "Man konnte relativ bald sehen, dass dieses auf Kante genähte Signa-Modell nicht auf Dauer funktionieren wird", sagt Wirtschaftswissenschafter Dr. Leonhard Dobusch.

Aber ganz viele der Investoren sagten sich: ich muss nur rechtzeitig rausgehen. Und dafür hatte ein René Benko Instrumente im Köcher.

Dr. Leonhard Dobusch, Universität Innsbruck

Kriminelle Handlungen in der Krise?

Benko hielt die Investoren bei der Stange. Und die tappten in die Falle: Als am Markt die Zinsen stiegen und die Immobilienpreise fielen, kollabierte das aufgeblasene SIGNA-Konstrukt. Bis dahin war das Modell SIGNA zwar riskant, aber legal, so Dobusch.

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Doch dann, als Benko versuchte zu retten, was noch zu retten ist, "da kam es zu solchen mutmaßlich strafrechtlich relevanten Handlungen." Das muss die Staatsanwaltschaft Benko nun nachweisen.

Forderungen im zweistelligen Milliarden-Bereich

Die Forderungen, die die Gläubiger bei den Insolvenzverwaltern von SIGNA und Benko angemeldet haben, gehen in zweistellige Milliarden. Geld, für das Privatpersonen, Versicherungen, Versorgungswerke ins Eigenkapital gegangen sind. "Die haben wirklich Anteile an SIGNA-Gesellschaften erworben und die werden davon nichts mehr sehen," sagt Dobusch. Denn viele Investments sind nachrangig, werden vom letzten kleinen Rest des Vermögens bedient, das noch da ist.

Im ersten Prozess geht es um 660 Tausend Euro

Teile davon soll Benko beiseitegeschafft haben, um sich ein Leben im Luxus zu sichern. Darum, und nur darum geht es in diesem allerersten Prozess in Innsbruck. Er ist lediglich der Auftakt einer Mammut-Aufarbeitung des gesamten SIGNA-Skandals. "Es wird überhaupt nicht geklärt, welche Rolle Benko als mutmaßlich faktischer Geschäftsführer in diversen Signa-Gesellschaften gespielt hat," so Dobusch.

Benkos riskantes Milliardenspiel
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von Volker Wasmuth
Blick auf die Elbtower-Baustelle

Stattdessen geht es um rund 660.000 Euro, die Benko im Rahmen seiner eigenen Insolvenz vor dem Zugriff seiner Gläubiger versteckt haben soll. In einer zweiten Anklage, eingereicht im September, will die Staatsanwaltschaft nachweisen, dass Benko weitere 120.000 Euro und wertvolle Gegenstände in einem Tresor versteckt haben soll. Benko bestreitet alle Vorwürfe.

Bis zu zehn Jahre Haft für Benko möglich

Betrügerische Krida nennt man das in Österreich, entsprechend einem betrügerischen Bankrott - darauf stehen bis zu zehn Jahre Haft. Das ganz große Rad ist das noch nicht. Die schweren Straftaten, die sich vor und während der SIGNA-Insolvenz innerhalb des Konzerns ereignet haben sollen, kann die Staatsanwaltschaft Benko nur anlasten, wenn sie einen direkten Einfluss Benkos auf die Handlungen der Beschuldigten nachweisen kann.

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Und das ist schwer, denn auf dem Papier sind sämtliche, komplex ineinander verschachtelten SIGNA-Gesellschaften von Benko unabhängig. "Was man hier erwarten kann", so Dobusch, "ist, dass wir noch Jahre mit diesen Prozessen verfolgen werden. Ich schätze 5 bis 7 Jahre."





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