Bedrohung durch Russland:Nato beschließt großes Aufrüstungsprogramm
Seit Monaten wird über die unzureichende Verteidigungsfähigkeit Deutschlands und Europas diskutiert. Die Nato hat jetzt ein umfassendes Programm zur Aufrüstung beschlossen.
Beim Nato-Treffen in Brüssel wurde das größte Aufrüstungsprogramm seit Jahrzehnten beschlossen. Deutschland hatte schon zuvor angekündigt, mehr in Verteidigung zu investieren.
05.06.2025 | 2:05 minDie Nato hat angesichts der Bedrohung durch Russland das größte Aufrüstungsprogramm seit den Zeiten des Kalten Krieges beschlossen. Es sieht vor, die Fähigkeiten zur Abschreckung und Verteidigung in den kommenden Jahren extrem auszubauen. Oberste Priorität haben dabei Kapazitäten wie weitreichende Waffensysteme, die Luftverteidigung und mobile Landstreitkräfte.
Die Entscheidung für das Programm wurde bei einer Sitzung der Verteidigungsminister der Bündnisstaaten in Brüssel getroffen. Nato-Generalsekretär Mark Rutte hatte es bereits am Morgen als "historisch" bezeichnet.
In Brüssel beraten die Nato-Außenminister über Verteidigungsausgaben. US-Außenminister Hegseth betont dabei die Forderung nach der Erhöhung der Ausgaben.
05.06.2025 | 0:24 minMilitärische Fähigkeiten um 30 Prozent steigern
Im Detail besteht das Aufrüstungsprogramm aus neuen Zielvorgaben für militärische Fähigkeiten. Mit ihnen bekommen die einzelnen Alliierten genau vorgegeben, was sie künftig zur gemeinsamen Abschreckung und Verteidigung beitragen müssen. Die notwendigen Fähigkeiten wurden auf der Grundlage neuer Verteidigungspläne ermittelt.
Eine Waffenruhe in der Ukraine könne nachteilig für die Nato sein, so Militärökonom Marcus Keupp. Denn die wäre dann mit der vollen Kraft der Kriegsmaschinerie Putins konfrontiert.
27.03.2025 | 36:37 minDiese tragen auch der Einschätzung von Geheimdiensten Rechnung, dass Russland trotz des Angriffskriegs gegen die Ukraine bereits in wenigen Jahren bereit für einen Krieg gegen einen Nato-Staat sein könnte.
Die konkreten neuen Planungsziele sind als streng geheim eingestuft, um die Nato für Russland zu einem möglichst unberechenbaren Gegner zu machen. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur wurden die bisher gültigen Vorgaben für die militärischen Fähigkeiten allerdings um etwa 30 Prozent erhöht.
Nach Angaben von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) wird allein die Bundeswehr bis zu 60.000 zusätzliche aktive Soldaten brauchen, um die neuen Nato-Vorgaben erfüllen zu können.
Die Bundeswehr braucht für die neuen Nato-Planungsziele bis zu 60.000 Soldaten zusätzlich, sagt Verteidigungsminister Pistorius. Die Truppe hat schon jetzt ein Personalproblem.
05.06.2025 | 8:07 minHerausforderungen extrem groß
Die neuen Ziele sind eine besondere Herausforderung, weil die bisher geltenden bei weitem noch nicht erreicht sind. Ranghohe Militärs hatten zuletzt von einer Lücke von 30 Prozent gesprochen.
Aus den aktuellen Defiziten und den neuen Planungszielen leitet sich auch die geplante neue Vorgabe für die Verteidigungsausgaben ab. So sollen sich alle Nato-Mitglieder beim Gipfeltreffen Ende des Monats verpflichten, künftig mindestens einen Betrag in Höhe von 3,5 Prozent des nationalen Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Verteidigung zu investieren.
Hinzu könnten dann noch einmal 1,5 Prozent des BIP für verteidigungsrelevante Ausgaben - beispielsweise für Infrastruktur - kommen, so dass am Ende die von US-Präsident Donald Trump geforderte Quote von fünf Prozent erreicht wird.
Die Nato-Außenminister beraten in Brüssel über Verteidigungsausgaben. Man sei sich bereits beim Fünf-Prozent-Ziel einig, Details würden noch verhandelt, so ZDF-Korrespondent Stamm.
05.06.2025 | 1:13 minMilliarden an Investitionen nötig
In Deutschland soll der Anteil der Verteidigungsausgaben an der deutschen Wirtschaftsleistung in einem Zeitraum von fünf bis sieben Jahren um 0,2 Prozentpunkte pro Jahr steigen. Von den 2,1 Prozent im vergangenen Jahr gerechnet könnte dann bis 2032 eine Quote von 3,5 Prozent erreicht werden.
Laut Kanzler Friedrich Merz (CDU) würde jeder Prozentpunkt mehr für Deutschland derzeit ungefähr ein Plus von 45 Milliarden Euro an Verteidigungsausgaben bedeuten.
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