Anteilnahme nach tödlichem Anschlag vor Synagoge in England

Manchester:Große Anteilnahme nach tödlichem Anschlag vor Synagoge

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Nicht nur in Großbritannien löst der Terroranschlag vor einer Synagoge in Manchester großes Entsetzen aus. Unterdessen liefert die Polizei erste Details zum mutmaßlichen Täter.

Fahrzeug- und Stichangriff auf Synagoge in Manchester

In England hat ein Mann vor einer Synagoge zwei Menschen getötet.

02.10.2025 | 2:33 min

Der Angriff auf Menschen vor einer Synagoge in Manchester mit zwei Todesopfern am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur hat großes Entsetzen ausgelöst.

"Die Tatsache, dass sich dies am Jom Kippur ereignete, dem heiligsten Tag im jüdischen Kalender, macht es umso furchtbarer", sagte der britische Premierminister Keir Starmer einer Mitteilung zufolge.

Starmer brach seine Teilnahme am Gipfel der Europäischen Politischen Gemeinschaft in Kopenhagen ab, um eine Krisensitzung in London zu leiten. Er sagte zusätzlichen Polizeischutz für Synagogen im ganzen Land zu.

EU reagiert stark betroffen

Auch die Europäische Union reagierte betroffen auf den Anschlag. Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas nannte ihn auf X "absolut entsetzlich" und erklärte: "Hass, Antisemitismus und Gewalt haben keinen Platz in unserer Gesellschaft". Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betonte, der Antisemitismus müsse weiterhin "in allen seinen Formen" bekämpft werden.

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Zentralrat: Solidarität mit britischen Juden

Der Zentralrat der Juden in Deutschland rief zur Solidarität mit allen Juden in Großbritannien auf. Der Anschlag "erfüllt uns mit tiefer Trauer und Bestürzung", erklärte Präsident Josef Schuster am Donnerstagabend in Berlin:

Unsere Gedanken sind bei den Opfern, ihren Angehörigen und allen Verletzten.

Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden

Dass Menschen am höchsten jüdischen Feiertag angegriffen wurden, mache die Tat umso erschütternder, fügte er hinzu: "Unsere Solidarität gilt heute der gesamten jüdischen Gemeinschaft von Großbritannien."

Ferda Ataman, Friederike Lorenz-Sinai, Marina Chernivsky und osef Schuster bei der Bundespressekonferenz zu den Ergebnissen des Forschungsprojekts Antisemitismus in Deutschland - Auswirkungen des 7. Oktober 2023 im Haus der Bundespressekonferenz.

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Für die Konferenz Europäischer Rabbiner sagte deren Präsident, Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt, am Abend: "Regierungen weltweit sollten uns die immer gleichen Bekenntnisse zum Kampf gegen Antisemitismus ersparen und stattdessen endlich dafür sorgen, dass Juden sicher sind."

Antisemitismusbeauftragter: Zeichen der Solidarität gerade jetzt besonders wichtig

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, rief alle Menschen in Deutschland zur Solidarität mit der jüdischen Gemeinschaft auf. "Die Festnahme von mutmaßlichen Hamas-Terroristen in Berlin und der Anschlag auf die Synagoge in Manchester am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur zeigen uns, wie akut und konkret jüdisches Leben in Europa derzeit bedroht ist", sagte er den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

"Fünf Jahre nach dem Terroranschlag zu Jom Kippur auf die Synagoge in Halle und zwei Jahre nach der barbarischen Attacke der Hamas auf Israel sehen wir nun erneut den eliminatorischen Hass, der von Antisemitismus ausgeht", fügte Klein hinzu. Jüdisches Leben gehöre in die Mitte der Gesellschaft, ergänzte der Beauftragte:

Und Zeichen der Solidarität gegenüber der jüdischen Community sind gerade jetzt besonders wichtig.

Felix Klein

Polizei veröffentlicht Details zu mutmaßlichem Täter

Bei dem Anschlag waren zwei Menschen getötet und mehrere schwer verletzt worden. Der Angreifer hatte nach Angaben der Polizei vor der Synagoge ein Auto in Menschen gesteuert und dann mit einem Messer zugestochen. Er soll zudem versucht haben, in das Gebäude zu gelangen. Er wurde von der Polizei erschossen.

Am späteren Donnerstagabend wurden erste Details zum mutmaßlichen Täter bekannt. Obwohl eine formelle Identifizierung noch ausstehe, gehe man davon aus, dass es sich um einen 35 Jahre alten britischen Staatsbürger syrischer Abstammung handele, teilte die Greater Manchester Police mit. Zudem seien zwei Männer und eine Frau festgenommen worden, hieß es weiter.

Quelle: AFP, dpa, KNA

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