Anti-israelischer Aushang in Fürther Restaurant - heftige Kritik

Kultusgemeinde protestiert:Anti-israelischer Aushang in Fürther Restaurant

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"Israelische Bürger sind [...] nicht willkommen": Ein Restaurant in Bayern sorgt mit einem Aushang für Kritik. Die israelitische Kultusgemeinde Fürth spricht von Antisemitismus.

Im Vordergrund eine israelische Flagge und im Hintergrund der Straßenverkehr.

Antisemitische Vorfälle mehren sich in letzter Zeit.

Quelle: AP

Die israelitische Kultusgemeinde Fürth protestiert gegen einen zeitweiligen Aushang eines örtlichen Restaurants, mit dem "israelische Bürger" dort für nicht willkommen erklärt wurden. Die Vorsitzende Julia Tschekalina sagte der Deutschen Presse-Agentur:

So eine Ausgrenzung ist einfach beschämend und fürchterlich.

Julia Tschekalina, israelitische Kultusgemeinde Fürth

Der Vorfall sei antisemitisch, er erinnere sie an das Jahr 1933. "Damals hat das auch so angefangen." Sie kündigte unter anderem an, eine Anzeige zu prüfen.

Ein Aushang "JUDEN haben hier Hausverbot!!!!" hängt in einem Schaufenster.
Quelle: dpa

In der vergangenen Woche hatte ein antisemitischer Aushang in einem Flensburger Geschäft für Entsetzen gesorgt und die Staatsanwaltschaft auf den Plan gerufen. Auf dem Zettel hieß es nach Medienberichten: "Juden haben hier Hausverbot! Nichts Persönliches, auch kein Antisemitismus, kann euch nur nicht ausstehen".

Der Zettel wurde mittlerweile entfernt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft besteht der Verdacht, "dass durch das Plakat die Menschenwürde der in Deutschland lebenden Jüdinnen und Juden dadurch angegriffen wurde, dass diese wegen ihrer Zugehörigkeit zum Judentum böswillig verächtlich gemacht wurden".

Quelle: dpa


Spaenle: Vorfall "unhaltbar und unerträglich"

Auch der bayerische Antisemitismusbeauftragte Ludwig Spaenle kritisierte den Vorfall. "Dass ein Gasthaus israelische Bürger ausgrenzt und ihnen das Haus verbietet, ist unhaltbar und unerträglich.

Damit nehmen die Gastwirte Erwachsene, Kinder und Jugendliche aus Israel dafür in Verantwortung, was die israelische Regierung beschließt und umsetzt.

Ludwig Spaenle, bayerischer Antisemitismusbeauftragter

Die Zivilgesellschaft sei gefragt, "entsprechend auf den Vorfall zu reagieren".

Ron Dekel, Präsident der Jüdischen Studierendenunion Deutschland, Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland, Bianca Loy, wissenschaftliche Referentin beim Bundesverband RIAS e.V. (Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus), und Benjamin Steinitz, geschäftsführender Vorstand des Bundesverbands RIAS e.V., nehmen an der Pressekonferenz des Bundesverband RIAS zum Jahresbericht Antisemitische Vorfälle teil.

Die Zahl antisemitischer Vorfälle in Deutschland ist im vergangenen Jahr erneut stark angestiegen. 2024 wurden 8.627 Fälle erfasst - eine Zunahme um 77 Prozent.

04.06.2025 | 0:25 min

Weiterer Vorfall bei Musikhandel

Spaenle machte am gleichen Tag noch einen ähnlichen Vorfall öffentlich. "Es ist unvorstellbar. Ein Musikalienhandel verlangt von einem israelischen Orchester eine Bewertung der Lage im Gazastreifen, um diesem einen Verstärker zu vermieten", hieß es in einer Mitteilung. Das gleiche einer "öffentlichen Gewissensprüfung".

Das Musikgeschäft in Oberbayern vertritt damit nach Ansicht Spaenles die Ziele der antisemitischen Bewegung Boycott, Divestment and Sanctions (BDS). Er betonte: "Das ist eine Form von Antisemitismus."

Prof. Monika Schwarz-Friesel

Was ist Antisemitismus?

18.09.2018 | 0:32 min

Restaurantbetreiber bestreitet Antisemitismus-Vorwurf

In Fürth bestätigte der Restaurantbetreiber den von der Kultusgemeinde kritisierten Aushang auf dpa-Nachfrage. Dieser sei aber nicht antisemitisch gewesen und habe auch keine Beleidigung enthalten, sagte er. Man habe das Plakat, das auch nur im Inneren angebracht worden sei, auch nach zwei oder drei Stunden wieder entfernt.

Jüdisches Leben: "Konkrete Bedrohungslage"

"Es gibt jüdische Studierende, die sich nicht mehr an die Uni trauen und das ist ein akuter Angriff auf die Wissenschaftsfreiheit", so Ron Dekel, Präsident jüdische Studierendenunion Deutschland.

17.09.2025 | 5:15 min

Dort stand laut einem Foto, das die israelitische Kultusgemeinde weitergab:

"Wir lieben alle Menschen, egal woher sie kommen. Wir glauben, dass die Kinder dieser Welt unter keinen Umständen angetastet werden sollten. Wir sind ein internationales Team. Wir gehören zur Zivilgesellschaft und werden daher nicht wie der Rest der Welt tatenlos zusehen. Deshalb haben wir uns entschieden zu protestieren. Unser Protest hat keinen politischen, geschweige denn rassistischen Charakter".

Und dann:

Israelische Bürger sind in diesem Lokal nicht willkommen. Natürlich werden sie wieder willkommen sein, sobald sie sich entscheiden, ihre Augen, Ohren und Herzen zu öffnen.

Aushang in Fürther Restaurant

Julia Tschekalina sagte, man könne natürlich das militärische Vorgehen der israelischen Regierung kritisieren, das machten die Israelis auch selbst. Mit dem Aushang werde aber ein ganzes Volk ausgegrenzt.

Quelle: dpa

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