Elmar Theveßen bei "Lanz": "Trump bewundert Wladimir Putin"

ZDF-Korrespondent bei "Lanz":Theveßen: "Trump bewundert Wladimir Putin"

von Bernd Bachran
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Donald Trump gibt Wolodymyr Selenskyj die Schuld am russischen Angriffskrieg. ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen wirft Trump vor, das Narrativ Putins zu übernehmen.

Jana Puglierin und Ulf Röller sowie Schalte zu Elmar Theveßen und Andrej Melnik bei "Markus Lanz".
Sehen Sie hier die Sendung "Markus Lanz" vom 19. Februar 2025 in voller Länge.20.02.2025 | 44:07 min
Gerade erst schockte US-Vizepräsident J.D. Vance die Ukraine und Europa mit einer Rede bei der Münchner Sicherheitskonferenz, da kommt aus den USA schon der nächste Donnerschlag. Bei einer Pressekonferenz in Florida gab US-Präsident Donald Trump dem ukrainischen Präsidenten die Schuld am Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine.
Trump sagte, es gebe in der Ukraine "eine Führung, die einen Krieg zugelassen hat, den es nie hätte geben dürfen". Trump weiter, an den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj adressiert: "Ihr hättet es nie anfangen sollen. Ihr hättet einen Deal machen können."
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Trumps schwere Vorwürfe gegen Selenskyj träfen das ganze Land, sagt der ukrainische Journalist Denis Trubetskoy.20.02.2025 | 4:26 min
Bei "Markus Lanz" sagte ZDF-Korrespondent Elmar Theveßen, die Äußerung Trumps sei "eine völlige Verdrehung der Geschichte."

Er hat das Narrativ von Wladimir Putin übernommen, der ja schon seit langer Zeit behauptet, die Ukraine sei schuld.

Elmar Theveßen, ZDF-Korrespondent in Washington D.C.

Trumps Verhältnis zu Putin und Selenskyj

Markus Lanz fragte sich einerseits, warum Donald Trump ein scheinbar gutes Verhältnis zu Russlands Präsident Wladimir Putin hat, andererseits jedoch ein schlechtes zu Selenskyj.
Auf das Verhältnis zwischen Trump und Putin angesprochen, sprach Theveßen davon, dass der US-Präsident den russischen Präsidenten bewundert, weil dieser "mit autoritärer Kraft dieses Land Russland zusammengehalten hat" und "weil er auftritt wie einer der Mächtigsten dieser Erde".
. Katrin Eigendorf und Elmar Theveßen berichten aus der Ukraine und der USA.
US-Präsident Trump macht die Ukraine mitverantwortlich für die Dauer des russischen Angriffskriegs. Katrin Eigendorf und Elmar Theveßen berichten aus der Ukraine und der USA. 19.02.2025 | 2:39 min
Das schlechte Verhältnis von Trump zu Selenskyj führte Politikwissenschaftlerin Jana Puglierin auf Trumps erste Amtszeit zurück. In dieser spielte Wolodymyr Selenskyj eine wesentliche Rolle dabei, dass das erste Amtsenthebungsverfahren gegen Trump eingeleitet wurde.
"Es gab ein Telefonat zwischen Trump und Selenskyj, wo Selenskyj (von Trump) aufgefordert wurde, Beweise zu finden, gegen Joe Biden im Fall Hunter Biden", sagt Puglierin.

Es ging darum, die Wahl damals zu beeinflussen. (…) Trump macht Selenskyj dafür verantwortlich, dass es dieses Impeachment gab.

Jana Puglierin, Politikwissenschaftlerin

President Trump Arrives In Miami On Air Force One
Distanz zur Ukraine, Annäherung mit Russland. Trump übernimmt Putins Narrativ: Die Ukraine sei für den Krieg verantwortlich, Selenskyj ein Diktator. Der spricht von Desinformation.19.02.2025 | 3:01 min

Ein Knebelvertrag für die Ukraine

Der Leiter des ZDF-Studios in Washington D.C., Theveßen, erzählte dann von einem Gespräch auf der Münchner Sicherheitskonferenz, dem er persönlich beiwohnte. In diesem Gespräch beschrieb der ukrainische Präsident eine Situation beim Besuch des US-Finanzministers Scott Bessent in Kiew.
Bessent habe Selenskyj einen Vertrag - "wir würden es Knebelvertrag nennen" - vorgelegt. "In dem stand drin, dass die Ukraine die Hälfte aller Einnahmen aus der Ausbeutung der Rohstoffe an die USA überschreiben sollten, Zugang zur kompletten Infrastruktur, zu den Häfen, auch da jeweils Abgaben entrichten soll in einer Gesamthöhe am Ende von etwa 500 Milliarden Dollar."
Prof. Boris Vormann im ZDF-Hauptstadtstudio
Gewinnen, wenn andere verlieren – das sei das Credo von US-Präsident Trump, der sich als Businessman und Verhandler präsentiere, so Politikwissenschaftler Prof. Boris Vormann.19.02.2025 | 21:15 min

Röller: "Was Trump gemacht hat, ist Schuldumkehr"

Der Leiter des ZDF-Studios in Brüssel, Ulf Röller, versuchte dem harten Auftreten Donald Trumps etwas Positives abzugewinnen, stellte aber vorher klar: "Was Trump gemacht hat, ist Schuldumkehr."
Allerdings gab Röller Trump recht, wenn dieser bemängelte, dass die Europäer in den vergangenen drei Jahren nicht viel gemacht haben, um diesen Krieg zu beenden. "Im letzten Jahr habe ich keinen in Brüssel gefunden, der noch irgendwie geglaubt hat, dass die Ukraine wirklich das ganze Staatsgebiet wiederkriegt oder sie würden in die Nato kommen oder in die EU. Trotzdem ist das wie eine Monstranz vor sich hergetragen worden", sagt Röller.

Das ist vielleicht das Positive an Trump. So wird es auch in Brüssel gesehen, dass er jetzt die Verhandlungen quasi mit der Pistole am Kopf führt.

Ulf Röller, Leiter des ZDF-Studios in Brüssel

Röller sprach von einem Weckruf. "Die Europäer haben viele Jahre Zeit gehabt, ihre Sicherheit aufzubauen, und es ist ihnen nicht gelungen. Natürlich haben sie geglaubt, die Amerikaner müssten bereit sein, das zu tun. Diese Lebenslüge ist geplatzt."
SGS Mölling Hayali
Die USA seien erstmal "abgemeldet" für Europas Sicherheit zu sorgen, sagt Experte Christian Mölling - die Europäer müssten prüfen, welche Deals mit Trump noch zu machen seien.19.02.2025 | 5:09 min

Melnyk: "Man darf Putin nicht trauen"

Der aktuelle Botschafter der Ukraine in Brasilien und ehemalige Botschafter der Ukraine in Deutschland, Andrij Melnyk, wollte über das Verhalten der amerikanischen Regierung "ungerne schimpfen wie ein Kesselflicker". Und zwar aus einem Grund:

Wir brauchen die Amerikaner.

Andrij Melnyk, Botschafter der Ukraine in Brasilien

Melnyk weiter: "Die Amerikaner waren für uns die Nummer eins seit dem Beginn des Krieges, als Verbündete und Unterstützer. Und wir dürfen jetzt nicht dieses Spiel spielen, das Putin jetzt den Amerikanern und uns Europäern aufzwingt. Wir dürfen uns nicht teilen lassen."
Präsident Putin auf Arbeitsbesuch in Nordwestrussland
Donald Trump hat in Bezug auf den Ukraine-Krieg die Argumentationslinie des Kremls übernommen. Der US-Präsident pflegt seit Jahrzehnten Beziehungen zu Russland.19.02.2025 | 2:42 min
Melnyk: "Denn der Krieg ist noch lange nicht zu Ende, und das ist es, was im Fokus bleiben muss. Wir müssen versuchen, Donald Trump zu überzeugen, dass alles, was er von Putin hört, was sein Team von Putin hört, alles Märchen sind. Man darf Putin nicht trauen."

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