EU-Länder beraten über neues Klimaziel bis 2040

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Zeit bis Weltklimakonferenz drängt:EU-Länder wollen Klimaziele festzurren

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Lange haben sie gerungen, heute wollen sich die Umweltminister der EU auf ein Klimaziel bis 2040 einigen. Auch ein Klimaplan wird für die COP30 gebraucht.

Klimaschutz Baden-Württemberg

Knapp eine Woche vor dem Beginn der Weltklimakonferenz COP30 ringen die EU-Umweltminister weiter darum, wie stark Europas Treibhausgasemissionen bis 2040 reduziert werden sollen.

04.11.2025 | 1:32 min

Wie viel weniger Treibhausgase sollen die EU-Länder bis 2040 ausstoßen - und wie soll das erreicht werden? Nach langem Ringen um Zahlen und mögliche Flexibilität kommen heute in Brüssel die Umweltminister und -ministerinnen der EU zusammen, um ein Klimaziel bis 2040 festzuzurren.

Zudem sollen sie sich auf einen Klimaplan bis 2035 einigen. Der wird für die in wenigen Tagen beginnende Weltklimakonferenz COP30 in Brasilien gebraucht - und hätte längst eingereicht werden müssen.

Worüber genau wird in Brüssel verhandelt?

Laut EU-Klimagesetz muss die Staatengemeinschaft neben bestehenden Zielen für 2030 und 2050 auch festlegen, um wie viel Prozent die Treibhausgase bis 2040 reduziert werden sollen. Die EU-Kommission schlägt vor, die Emissionen in den nächsten 15 Jahren um 90 Prozent im Vergleich zu 1990 zu senken.

andreas-stamm

Kurz vor der Weltklimakonferenz in Brasilien zeigt sich: Europa tut sich schwer, beim Klimaschutz geschlossen aufzutreten. „Die EU hat schon einiges erreicht“, so ZDF-Korrespondent Andreas Stamm.

04.11.2025 | 2:37 min

Der Vorschlag braucht noch die Zustimmung der Mehrheit der EU-Staaten und des Europaparlaments. In mehreren Staaten regt sich jedoch Widerstand - sie verweisen etwa auf wirtschaftliche Belastungen, Probleme der Industrie und ein angespanntes geopolitisches Umfeld.

Für den Beschluss ist eine sogenannte qualifizierte Mehrheit nötig. Dafür müssen 15 der 27 EU-Staaten zustimmen, die zusammen mindestens 65 Prozent der Bevölkerung repräsentieren.

Was wird diskutiert?

Es wird hart verhandelt, um wie viel die Emissionen bis 2040 reduziert werden sollen - um 90 Prozent oder weniger. Außerdem geht es noch um das Wie: Bislang muss die EU ihre Klimaziele durch Treibhausgas-Minderungen auf eigenem Boden erreichen. Auch geht es darum, wie eine Überprüfbarkeit des Ziels in dem Gesetzestext verankert wird.

Europaviertel in Brüssel mit den verschiedenen europäischen Institutionen

Die EU-Umweltminister beraten darüber, Netto-Treibhausgasemissionen bis 2040 um 90 % gegenüber 1990 zu senken. Bisher konnte man sich allerdings nur auf eine Absichtserklärung einigen.

19.09.2025 | 2:10 min

Außerdem sollen laut Kommissionsvorschlag nun bis 2040 drei Prozent durch international anerkannte Klimazertifikate kompensiert werden dürfen. Einige Länder wollen mehr.

Worüber wird noch verhandelt?

Außerdem gilt es bei dem Treffen heute noch, einen Klimaplan für 2035 zu beschließen. Dieser muss zur COP30 bei den Vereinten Nationen eingereicht werden. Die EU riss schon zwei Fristen dafür, nun - unmittelbar vor der Klimakonferenz - ist es der allerletzte Drücker.

Bislang konnten sich die Länder nicht formell auf ein Ziel zur Minderung von Treibhausgasen für die nächsten zehn Jahre einigen, nur auf eine Absichtserklärung mit Zielkorridor. Darin heißt es, die EU wolle ihre Emissionen bis 2035 zwischen 66,25 Prozent und 72,5 Prozent im Vergleich zu 1990 senken. Das Ziel muss nun noch formell beschlossen werden.

Noch verhandelt wird, ob man mit einer konkreten Zahl oder einer Spannbreite als Ziel nach Brasilien reist - und wie diese Zahl oder Spannbreite genau aussehen sollen. Der Klimaplan bis 2035 muss einstimmig beschlossen werden. Die EU gilt als weltweiter Vorreiter in der Klimapolitik - und das Ergebnis der Verhandlungen wird den Ton für die jährliche UN-Klimakonferenz prägen.

ZDF-Reporter kniet auf Boden

In wenigen Wochen findet die UN-Klimakonferenz im brasilianischen Belém statt. Es gibt allerdings ein Problem: Die Infrastruktur reicht nicht aus.

10.10.2025 | 4:39 min

Welche Rolle spielt Deutschland?

Dass es bislang unmöglich war, eine Einigung für ein EU-Klimaziel für 2040 sowie bis 2035 unter den Mitgliedsstaaten zu finden, liegt am Widerstand mehrerer EU-Staaten - Frankreich und Polen etwa zeigten sich bis zuletzt skeptisch.

Auch Deutschland sorgte dafür, dass es bislang zu keiner ausreichenden Mehrheit kam, obwohl der Vorschlag der EU-Kommission in den wesentlichen Punkten den im Koalitionsvertrag festgehaltenen Klimazielen der schwarz-roten Bundesregierung entspricht: Man wollte zuerst bei einem Treffen der Staats- und Regierungschefs über das Thema sprechen. Vor der Zusammenkunft der Minister nun sagte Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD):

Deutschland unterstützt den 90-Prozent-Vorschlag der Kommission, weil er in Einklang mit unseren nationalen Vorgaben steht.

Carsten Schneider, Bundesumweltminister

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Neusten Prognosen zufolge dürfte das langfristige 1,5-Grad-Ziel ohne nötige Gegenmaßnahmen noch vor 2035 überschritten werden. Ein Extremwetter-Kongress in Hamburg sucht nach Lösungen.

24.09.2025 | 2:00 min

Was passiert, wenn man sich nicht einigen kann?

Auf diese Fragen geben EU-Diplomaten keine wirkliche Antwort. Fest steht aber, dass die EU ohne Einigung auf ein 2035er Ziel riskiert, mit leeren Händen zur Weltklimakonferenz zu reisen.

Ohne starkes Signal der EU wird es noch unwahrscheinlicher als ohnehin schon, dass die Weltgemeinschaft sich in Brasilien auf einen entschlosseneren Kampf gegen die Klimakrise einigt.

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