Reaktivierung der Atom-Sanktionen:Was bedeuten die UN-Sanktionen für den Iran?
Die UN-Sanktionen gegen den Iran werden in der Nacht zum 28. September wieder eingeführt. Der Iran drohte schon vorher mit Gegenmaßnahmen.
Der UN-Sicherheitsrat reagiert auf Verstöße Irans gegen den Atomdeal von 2015 und reaktiviert Sanktionen. Was das für die Menschen im Land bedeutet.
19.09.2025 | 1:36 minIm Konflikt um das iranische Atomprogramm haben Deutschland, Frankreich und Großbritannien Ende August den Mechanismus zur Wiedereinführung von UN-Sanktionen gegen die Islamische Republik ausgelöst. Nachdem eine diplomatische Lösung bislang ausgeblieben ist, sollen ab Sonntag (2:01 Uhr MESZ) erneut Strafmaßnahmen aus den Jahren 2006 bis 2010 gelten.
Welche Folgen haben die UN-Sanktionen für den Iran?
Bereits jetzt ist der Iran mit harten Sanktionen belegt, die vor allem auf den Energiesektor des öl- und gasreichen Landes zielen. Zudem ist das Land weitgehend vom internationalen Zahlungsverkehr abgeschnitten. Die Sanktionen haben den Staat mit knapp 90 Millionen Einwohnern in eine schwere Wirtschaftskrise gestürzt.
Die reaktivierten Sanktionen umfassen ein allgemeines Waffenembargo sowie zahlreiche Strafmaßnahmen gegen Einzelpersonen und Organisationen. Laut einer Analyse des Washington Institute dürften die wirtschaftlichen Folgen begrenzt bleiben, da Teheran bereits einer Vielzahl weitreichender US-Sanktionen unterliegt. Für Familien mit geringem und mittlerem Einkommen dürfte der finanzielle Druck jedoch weiter zunehmen.
Teheran erwarten erneute UN-Sanktionen, da ein Aufschub im UN-Sicherheitsrat abgelehnt wurde. Aus Sicht mehrerer Länder halte sich Iran nicht an Vereinbarungen zum Atomprogramm.
27.09.2025 | 0:22 minWarum ist das iranische Atomprogramm international so umstritten?
Seit Jahrzehnten liegt der Westen im Streit mit der Islamischen Republik über deren Atomprogramm. Israel, die USA und europäische Staaten werfen dem Iran vor, nach Atomwaffen zu streben. Die iranische Führung weist dies zurück.
Westliche Staaten zeigten sich insbesondere wegen der zuletzt stark gestiegenen Urananreicherung besorgt. Nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) verfügte der Iran vor Beginn des israelischen Kriegs gegen das Land über mehr als 400 Kilogramm Uran mit einem Reinheitsgrad von 60 Prozent.
Für den Bau von Atomwaffen sind mehr als 90 Prozent nötig. IAEA-Chef Rafael Grossi betonte wiederholt, der Iran sei der einzige Staat ohne Atomwaffen, der nahezu waffenfähiges Material produziere.
Baut der Iran an der Atombombe? Eine Sorge, die die ganze Welt umtreibt.
15.03.2023 | 44:05 minWarum werden die Sanktionen jetzt wieder eingeführt?
Die Europäer hatten Ende August den sogenannten Snapback-Mechanismus aktiviert, der im Wiener Atomabkommen von 2015 verankert war. Er diente dazu, den Iran bei Nichteinhaltung seiner Verpflichtungen im Rahmen des Wiener Atomdeals wieder mit Sanktionen belegen zu können. Deutschland, Frankreich und Großbritannien sind neben den USA, Russland und China Mitunterzeichner des Deals. Dieser sah eine Begrenzung der iranischen Urananreicherung auf maximal 3,67 Prozent sowie eine strenge Überwachung vor. Im Gegenzug sollten Sanktionen aufgehoben werden.
In seiner ersten Amtszeit hatte US-Präsident Donald Trump die Vereinbarung einseitig aufgekündigt. Zugleich ließ Trump neue und härtere Sanktionen gegen den Iran verhängen. In der Folge hielt sich auch die iranische Führung nicht mehr an die Auflagen des Deals. Seit Jahren bereits wird er faktisch nicht mehr umgesetzt. Teheran hat die Wiedereinführung der Sanktionen daher als illegitim kritisiert.
Im Streit um das iranische Atomprogramm lösen Deutschland, Frankreich und Großbritannien den sogenannten Snapback-Mechanismus.
28.08.2025 | 2:47 minWie reagiert der Iran auf die Sanktionen?
Der Iran hat seine Botschafter aus Deutschland, Frankreich und Großbritannien am Samstag zurückgerufen. Sie seien zu Beratungen nach Teheran zurückbeordert worden, gab das iranische Außenministerium laut Nachrichtenagentur Isna bekannt. Es kritisierte die Entscheidung der sogenannten E3-Staaten zur Wiedereinführung der Sanktionen als "verantwortungslos".
Teheran hat dem Westen für den Fall einer Wiedereinführung der UN-Sanktionen mit Gegenreaktionen gedroht. Konservative Kräfte im Iran forderten etwa den Ausstieg aus dem Atomwaffensperrvertrag. Ob die Führung diesen Schritt tatsächlich geht, ist jedoch unklar. Beobachter erwarten in diesem Fall ein deutlich erhöhtes Eskalationsrisiko mit dem Westen sowie die Gefahr neuer israelischer Angriffe.
Der iranische Sicherheitsrat kündigte für den Fall einer Reaktivierung der Sanktionen an, ein vor knapp drei Wochen mit der IAEA geschlossenes Abkommen zur Wiederaufnahme von Inspektionen aufzukündigen. Nach dem Krieg hatte die Regierung die Zusammenarbeit ausgesetzt. Neue Inspektionen und ein Bericht über den Verbleib des hochangereicherten Urans waren zentrale Forderungen der Europäer für eine diplomatische Lösung, um die Sanktionen noch abzuwenden.
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