Ukraine-Krieg: Gefangenenaustausch droht zu scheitern

Russland und Ukraine nicht einig:Gefangenenaustausch droht zu scheitern

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Trotz Einigung in Istanbul herrscht Streit: Russland und die Ukraine werfen sich Verzögerung bei dem vereinbarten Gefangenenaustausch und der Übergabe Tausender toter Soldaten vor.

Charkiw
Russland und die Ukraine beschuldigen sich gegenseitig, einen vereinbarten Gefangenenaustausch zu sabotieren. Auf den hatten sich beide Seiten am Montag in Istanbul geeinigt.07.06.2025 | 0:34 min
Russland und die Ukraine streiten über die Umsetzung ihres Anfang der Woche in Istanbul vereinbarten Gefangenenaustauschs und über die Übernahme von mehr als 6.000 toten Soldaten. Die russische Seite warte mit 1.212 tiefgefrorenen Leichen am Übergabepunkt, teilte Moskaus Verhandlungsführer Wladimir Medinski bei Telegram mit. Auch die anderen Überreste seien auf dem Weg.
Das Verteidigungsministerium veröffentlichte ein Video, auf dem weiße Säcke mit den mutmaßlichen Leichen in Lastwagen zu sehen waren.
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Ukraine wirft russischer Seite "schmutzige Spielchen" vor

Der ukrainische Koordinierungsstab kritisierte, dass der Zeitpunkt der Übergabe nicht vereinbart gewesen, sondern eigenmächtig von russischer Seite festgelegt worden sei. Der Stab sprach in einer Mitteilung bei Telegram von "schmutzigen Spielchen" und forderte die russische Seite auf, zu einer konstruktiven Arbeit zurückzukehren.
Die Umsetzung der Vereinbarungen der Vertreter Kiews und Moskaus am Montag in Istanbul könne "in den kommenden Tagen" erfolgen, teilte der Stab in Kiew mit. Zugleich wies die Ukraine russische Vorwürfe zurück, der Austausch der Gefangenen und die Übernahme der Leichen würden verzögert.

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Ukraine beklagt fehlerhafte Gefangenenlisten

Der Koordinierungsstab erklärte auch, seine Listen für den Gefangenenaustausch der russischen Seite übergeben zu haben - gemäß der Vereinbarung, Soldaten unter 25 Jahre sowie Schwerkranke und Verletzte auszutauschen.
Nach russischen Angaben sollen es auf jeder Seite 1.200 Gefangene sein. Der Stab in Kiew beklagte, dass Moskau Listen übergeben habe, die nicht der Vereinbarung von Istanbul entsprächen. Nun sei Russland am Zug, hieß es. Der Gefangenenaustausch war für diesen Samstag und Sonntag erwartet worden.
SGS Gaa Slomka
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Der Ukraine sei für den geplanten neuen Gefangenaustausch eine Liste mit 640 Inhaftierten übergeben worden, sagte Medinski. Er warf wiederum Kiew vor, sich nicht an Vereinbarungen zu halten und den Gefangenenaustausch zu verzögern.
Die Ukraine solle auch umgehend die Überreste der Toten übernehmen, damit sich ihre Angehörigen von ihnen verabschieden könnten.
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Lastwagen voller Leichen

In einem Video des russischen Verteidigungsministeriums sagte der Generalleutnant Alexander Sorin, der Teil der Moskauer Verhandlungsgruppe ist, dass die ukrainische Seite den Gefangenenaustausch am Samstag nicht bestätigt und auf unbestimmte Zeit verschoben habe.
Er sagte auch, dass mehrere Lastwagen mit jeweils 1.200 Leichen auf die Fahrt zur Übergabe der toten Soldaten an die Ukraine vorbereitet würden.
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Ende Mai hatten Russland und die Ukraine je 1.000 Gefangene ausgetauscht. Zugleich traf Moskau das Land mit den schwersten Luftangriffen seit Kriegsbeginn.25.05.2025 | 2:31 min
Russland sei bereit, alle in Istanbul getroffenen Vereinbarungen umzusetzen, betonte der General. "Wir sind bereit, alle Leichen zu übergeben und auch den Austausch der Kriegsgefangenen nach der vereinbarten Formel umzusetzen", sagte Sorin.
Die Gespräche in Istanbul waren die zweiten direkten Verhandlungen nach der ersten Runde im Mai, die noch im selben Monat zum bis dahin größten Gefangenenaustausch führte. Jeweils 1.000 Soldaten und Zivilisten kamen auf jeder Seite in Freiheit. Davor hatte es zuletzt 2022 solche direkten Verhandlungen über ein Ende des Krieges gegeben. Sie scheiterten damals.
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Quelle: dpa

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