Trauerfeier für Kirk: Warum Trump Evangelikale braucht

Interview

Trauerfeier für Aktivist Kirk:Politologe Jäger: Trump braucht Evangelikale

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Eine "Mischung aus religiöser Feier und politischer Veranstaltung": Politologe Jäger erklärt im Interview, weshalb evangelikale Christen für Trump wichtige Unterstützer sind.

Beerdigung Kirk: Religiöse Feier und politische Veranstaltung

Politikwissenschaftler Thomas Jäger analysiert die Trauerfeier für den rechtskonservativen Aktivisten Kirk.

22.09.2025 | 17:41 min

Bei der Trauerfeier mit zehntausenden Teilnehmenden für den ermordeten rechtskonservativen Aktivisten Charlie Kirk hat seine Witwe Erika Kirk die USA zur Versöhnung aufgerufen, während Präsident Donald Trump von einem "radikalisierten, kaltblütigen Monster" sprach, das Kirk ermordet habe. Thomas Jäger, Professor für Internationale Politik an der Universität Köln, ordnet die Geschehnisse bei der Veranstaltung ein und erklärt, welche Rolle die evangelikalen Christen in der US-Politik spielen - ein Umfeld, das von Charlie Kirk mitgeprägt wurde.

Sehen Sie das Interview mit Thomas Jäger oben im Video und lesen Sie es unten in Auszügen.

Welche Ziele wurden bei der Veranstaltung verfolgt?

Die Veranstaltung zum Gedenken an den Tod von Kirk beschreibt Jäger als "Mischung aus einer religiösen Feier" und "einer politischen Veranstaltung", bei der verschiedene Gruppen bestimmte Ziele verfolgt hätten.

Die religiöse Rechte hat versucht, sich als die Kraft darzustellen, die die republikanische Partei prägt.

Professor Thomas Jäger, Universität Köln

Trump versuche gleichzeitig, "seine Wählerbasis zu konsolidieren". In den letzten Monaten habe der US-Präsident "bei diesen evangelikalen Christen doch ein paar Prozent eingebüßt" - aber diese brauche er, um bei den Zwischenwahlen erfolgreich zu sein.

Anlässlich zur Trauerfeier des erschossenen Politaktivisten Charlie Kirk hält US-Präsident Donald Trump bei der Trauerfeier seine Witw, Erika Kirk, in den Armen.

Zehntausende Menschen haben bei der Trauerfeier für den Aktivisten Charlie Kirk Abschied genommen. Mit seiner Jugendorganisation warb er für ultrarechte Positionen.

22.09.2025 | 1:35 min

Was zeigte die Trauerfeier über das Verhältnis von Trump und den religiösen Rechten?

Die in der religiösen Rechten organisierten evangelikalen Christen versuchen laut Jäger, "aus dieser Ermordung weiterhin ihre Arbeit mit einer gewissen Dynamik zu versehen". Trump nutze das wiederum aus, "um diese Gruppe bei der Stange zu halten" - obwohl er "nicht wirklich" auf ihrer Linie sei, sagt der Experte. Das habe er auch deutlich gemacht, indem er "sich selbst und nicht den Ermordeten in den Mittelpunkt seiner Rede gestellt" habe.

Das tut man bei Trauerfeiern gewöhnlich nicht.

Professor Thomas Jäger, Universität Köln

Außerdem habe Trump darauf hingewiesen, dass die Ermordung ein "Ausgangspunkt einer Jagd gegen seine Gegner" sei. Trumps Ziel sei, die USA in ihrem gesellschaftlichen Klima deutlich anders aufzustellen - "von dem, was gesagt werden darf, von dem, wofür man bestraft wird".

SGS Sievers Albrecht

"Tatsächlich ist die Stimmung im ganzen Land mehr als angespannt", so ZDF-Korrespondentin Nicola Albrecht. Die Diskussion um Kirks Platz in der Geschichte sorge für großen Dissens.

21.09.2025 | 1:34 min

Wie wichtig sind die Evangelikalen für Trump?

Politologe Jäger schreibt den Evangelikalen, zu deren starken Unterstützern auch Vizepräsident J.D. Vance zählt, eine zentrale Rolle für den politischen Erfolg Trumps zu:

Die evangelikale Wählerschaft ist die wichtigste Unterstützergruppe von Trump.

Professor Thomas Jäger, Universität Köln

Das sei auch bei den vergangenen US-Wahlen so gewesen, bei denen etwa 72 Prozent der evangelikalen Christen Trump unterstützt hätten. Sie bildeten den "Kern seiner politischen Unterstützergruppe", analysiert der Experte.

Julian Müller-Kahler

Die Gewaltspirale in den USA fängt an, sich selbst zu bedingen, sagt Politikwissenschaftler Julian Müller-Kaler. Er sieht viel Potenzial für gesellschaftlichen Sprengstoff.

13.09.2025 | 18:25 min

Dabei handelt es sich laut Jäger um "Menschen mit einer tiefen religiösen Überzeugung, die versuchen [...] das Gesellschaftsprogramm der amerikanischen Regierung immer konservativer, religiös-konservativer zu gestalten". Jetzt versuchten sie auch, auf die Trump-Administration Einfluss zu nehmen - bei Themen von Abtreibungen bis hin zu Abschiebungen von Menschen, "die in den Vereinigten Staaten nach ihrer Ansicht nichts zu suchen haben", so Jäger.

Das Geschichtsbild dieser Gruppierung sind die weißen USA der 1950er Jahre.

Professor Thomas Jäger, Universität Köln

Das Interview führte phoenix-Moderator Florian Bauer, zusammengefasst haben es Laura Meyer und Julian Vulturius.

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