Trauerfeier für US-Aktivisten:Trump nennt Kirk "Märtyrer" - Witwe vergibt Täter
Bei der Trauerfeier für den ermordeten Aktivisten Charlie Kirk hat seine Witwe Erika die USA zur Versöhnung aufgerufen. Präsident Trump hingegen fand keine milden Worte.
In den USA haben gestern zehntausende Menschen Abschied von dem ultrarechten Aktivisten Charlie Kirk genommen. Er war am 10. September in Utah erschossen worden.
22.09.2025 | 1:35 minZehntausende Trauernde haben bei einer Trauerfeier in Arizona Abschied vom erschossenen rechtskonservativen Aktivisten und Podcaster Charlie Kirk genommen. Seine Witwe Erika rief die Vereinigten Staaten in ihrer Rede zur Versöhnung auf. Sie vergebe dem Attentäter.
Die Antwort auf Hass ist nicht Hass.
Erika Kirk, Witwe
US-Präsident Donald Trump sagte dagegen, er "hasse" seine linken Gegner und forderte die Menge auf: "Kämpft, kämpft, kämpft!"
"Tatsächlich ist die Stimmung im ganzen Land mehr als angespannt", so ZDF-Korrespondentin Nicola Albrecht. Die Diskussion um Kirks Platz in der Geschichte sorge für großen Dissens.
21.09.2025 | 1:34 minErika Kirk richtet sich an Attentäter: "Ich vergebe ihm"
Die Trauerfeier fand in einem bis auf den letzten Platz gefüllten Footballstadion nahe Phoenix statt, in dem sich mehr als 60.000 Menschen versammelt hatten. Laut US-Medien verfolgten zudem Tausende die Veranstaltung außerhalb auf Großleinwänden.
Als Erika Kirk im weißen Hosenanzug mit Kreuz auf der Brust auf die Bühne trat und Richtung Himmel blickte, brach Jubel aus. Ihr Mann habe mit seiner Arbeit "Gottes Willen" erfüllt, sagte seine Witwe. Sie hat die Leitung von Kirks Jugendorganisation Turning Point USA (Wendepunkt USA) übernommen, die an Schulen und Hochschulen für ihre Positionen wirbt.
An den Attentäter gerichtet sagte Erika Kirk: "Dieser junge Mann, ich vergebe ihm." Die Menge applaudierte ihr, während sie sich die Tränen aus den Augen wischte. "Das ist es, was Christus getan hat und was Charlie tun würde", fügte sie hinzu.
In den USA ist der mutmaßliche Attentäter des ultrarechten Aktivisten Charlie Kirk erstmals vor Gericht erschienen. Die Staatsanwaltschaft fordert die Todesstrafe.
17.09.2025 | 1:24 minTrump: "Ich hasse meine Gegner"
US-Präsident Trump sagte dagegen, Kirk sei von einem "radikalisierten, kaltblütigen Monster grausam ermordet" worden. Er sprach auch erneut von "radikalen Linken". Das Attentat sei ein "Angriff auf die Vereinigten Staaten von Amerika" gewesen, sagte der Präsident weiter. Der Täter habe die Waffe gegen Kirk gerichtet, "aber die Kugel zielte auf uns alle", betonte Trump, der während seiner Rede hinter Panzerglas stand.
Der frühere Präsident Barack Obama von der Demokratischen Partei hatte Trump nach dem Attentat vorgeworfen, die USA weiter zu polarisieren statt das Land zu versöhnen. "Wir sind an einem Scheidepunkt", betonte Obama.
Thomas Jäger, Politikwissenschaftler und Professor an der Universität Köln, ordnet die Beerdigungsfeier für Charlie Kirk ein.
22.09.2025 | 17:41 minTrump gestand nun erstmals deutliche Unterschiede zwischen Kirk und ihm selbst ein: Kirk sei ein "Missionar mit einem edlen Geist" gewesen, der seine Gegner nicht gehasst habe.
Da stimme ich mit Charlie nicht überein: Ich hasse meinen Gegner, und ich will nicht das Beste für ihn.
Donald Trump, US-Präsident
Der rechtskonservative US-Aktivist Charlie Kirk polarisierte und spaltete. Doch gerade bei jungen Konservativen war er sehr beliebt. Diese mobilisierte er für Präsident Trump.
11.09.2025 | 1:13 minDemokraten sehen USA auf dem Weg zur Diktatur
"Es tut mir leid, Erika", sagte Trump an die Witwe gerichtet weiter. "Charlie ist wütend. Sieh nur, er ist jetzt wütend auf mich", sagte der Präsident, während die Menge ihm applaudierte.
Bereits unmittelbar nach Kirks Tod hatte Trump "radikale Linke" dafür verantwortlich gemacht, ohne Belege zu nennen. Seitdem kündigte er ein verschärftes Vorgehen gegen seine politischen Gegner und kritische Medien an.
Am Vorabend der Trauerfeier rief Trump Justizministerin Pam Bondi auf, gegen führende Vertreter der Demokraten vorzugehen, die in der Vergangenheit an Ermittlungen gegen ihn beteiligt waren. Der Minderheitsführer der Demokraten im Senat, Chuck Schumer, sagte dazu, die USA seien unter Trump auf dem "Weg zur Diktatur".
In den USA will die Demokratische Partei einen Gesetzvorschlag gegen die Einschränkung der Meinungsfreiheit planen. Mitauslöser ist die Absetzung der Sendung von Jimmy Kimmel.
19.09.2025 | 0:23 minTrump nennt Kirk "Märtyrer"
Kirk war am 10. September bei einer Diskussionsveranstaltung an einer Universität im US-Bundesstaat Utah erschossen worden. Wegen seiner radikalen Ansichten zu Themen wie Geschlechtsidentität oder Waffenbesitz war der 31-Jährige stark umstritten. Der mutmaßliche Attentäter Tyler Robinson ist wegen Mordes angeklagt, dem 22-Jährigen droht die Todesstrafe. Laut Bundespolizei FBI lebte Robinson mit einem Transmenschen zusammen und warf Kirk vor, "Hass" zu säen.
Trump nannte seinen Unterstützer Kirk erneut einen "Märtyrer für die amerikanische Freiheit". Andere Mitglieder der US-Regierung und teils evangelikal geprägte Redner priesen Kirk als Verkünder von "Gottes Willen", als "Helden" und als "Patrioten". Immer wieder skandierte die Menge "USA, USA!"
Vizepräsident JD Vance würdigte Kirks Rolle bei der Mobilisierung junger Wähler für Trumps Wahlsieg im vergangenen Jahr. "Wir wissen, dass wir ohne ihn nicht hier wären", sagte Vance.
Über das Motiv herrscht bislang keine abschließende Klarheit. Ermittler erklärten jedoch unter Berufung auf Angehörige und sichergestellte Textnachrichten, der mutmaßliche Attentäter - der aus einem konservativen Elternhaus stammen soll - habe zuletzt eine linke politische Haltung eingenommen. Wie genau dies sein Handeln beeinflusste, ist offen. In einer Nachricht soll er vor der Tat geschrieben haben, er habe genug von Kirks "Hass".
Schon bevor diese Informationen bekannt wurden, machten Trump und seine Regierung die Rhetorik der "radikalen Linken" für das Attentat verantwortlich - und blendeten damit nach Ansicht von Kritikern das breitere Problem einer zunehmenden Radikalisierung im Land aus. Stattdessen, so der Vorwurf, goss Trump mit seinen Äußerungen zusätzlich Öl ins Feuer.
Im Zuge dessen wird auch heftig darüber gestritten, wie über Kirk und seinen Tod gesprochen werden darf. Beobachter warnen, das Attentat könne zu einem Katalysator für eine gefährliche Einschränkung der Presse- und Meinungsfreiheit durch die Trump-Regierung werden.
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Beatrice Steineke, Washington D.C.