Ermordeter US-Aktivist:Politologin: Kirk war Trumps "Bindeglied an die Zukunft"
Durch Charlie Kirk schaffte Donald Trump den Sprung in die nächste Generation, sagt Cathryn Clüver Ashbrook - und erklärt, wofür selbst Liberale den Rechtskonservativen schätzten.
Die jüngere US-Geschichte zeige, dass politische Gewalt immer mehr Gewalt provoziere, sagt US-Expertin Clüver Ashbrook. Auch der Mord an Charlie Kirk berge Eskalationspotenzial.
12.09.2025 | 11:18 minAm Donnerstagabend nahmen die Behörden einen 22-jährigen Tatverdächtigen fest. 33 Stunden zuvor soll dieser Charlie Kirk erschossen haben. Zwischen Trauer um den umstrittenen US-Aktivisten mischt sich eine landesweite, politische Debatte um dessen Vermächtnis.
Politikwissenschaftlerin Cathryn Clüver Ashbrook ordnet bei ZDFheute live den Einfluss von Kirk ein. Sehen Sie oben das Interview in voller Länge - oder lesen Sie hier die wichtigsten Auszüge.
Clüver Ashbrook: Viele begrüßten Kirks Willen zur Diskussion
Für US-Präsident Donald Trump und seine engsten Strategen sei Kirk das Bindeglied an die Zukunft gewesen, so Ashbrook, die "Kopffigur der nächsten Generationen". Mit ihm habe sich die MAGA-Bewegung besonders in eine neue Generation von jungen, stark konservativen Menschen festsetzen können.
Kirk habe "sehr extreme eigene Ansichten" vertreten, so die US-Politologin, aber viele liberale Köpfe hielten ihm eines zugute: Seinen Willen zur Diskussion in einem "hochpolitisch gespaltenen Land". Clüver Ashbrook erklärt:
Er war auf diesem Universitätscampus speziell mit der Ansage, man solle ihn herausfordern, man solle in die Debatte gehen und in ein Streitgespräch.
Cathryn Clüver Ashbrook, Politologin
... ist eine deutsch-amerikanische Politologin, USA-Expertin und Senior Advisor bei der Bertelsmann Stiftung. Zuvor leitete sie das Future of Diplomacy Project an der Harvard Kennedy School und war Direktorin der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik.
Kirk konnte in Oval Office "ein- und ausgehen"
Teilweise sei US-Aktivist Kirk aus dem Umfeld des US-Präsidenten kritisiert worden, wenn er öffentlich eine andere Meinung als Trump vertrat. Aber Kirk habe sich eben selbst als Mittler und Vermittler verstanden, ordnet Ashbrook ein.
Charlie Kirk war wirklich ein Berater, der im Oval Office ein- und ausgehen konnte wie wenige andere.
Cathryn Clüver Ashbrook, Politologin
Für eine enge Verbindung zur Trump-Familie spreche auch die Trauerbeflaggung: So ließ Trump alle Flaggen auf Halbmast setzen, auch wenn Kirk kein demokratisch gewähltes Amt innehatte.
Im Vergleich dazu legte Ex-US-Präsident Roosevelt laut Ashbrook einst fest, dass für verstorbene Kongressabgeordnete eine Trauerbeflaggung ein bis zwei Tage dauert. Für Kirk ordnete Trump deutlich mehr an.
Da merkt man, dass eine Fusion zwischen Bewegung, Partei und Staatsführung sehr, sehr stark ist.
Cathryn Clüver Ashbrook, Politologin
Der mutmaßliche Täter sei wohl bereit gewesen „Charlie Kirk zu töten, weil er der Meinung war, der Überzeugung war, dass dieser Hass verbreitet“, so Elmar Theveßen aus Washington.
13.09.2025 | 2:14 minWie wichtig war Kirk für Trumps MAGA-Bewegung?
Die Politikprofessorin sieht Kirk als zentrale Figur einer neuen konservativen Generation in den USA. Er habe nicht nur Trumps Söhne inspiriert, sondern einer "neuen Generation" politische Heimat innerhalb der MAGA-Bewegung geboten.
Charlie Kirk sollte junge Stimmen für Trumps Wiederwahl einholen. Der 31-Jährige ist sicher, dass ihm das gelungen ist. Der Influencer und Podcaster war dafür an zahlreichen Unis.
04.08.2025 | 1:29 minBesonders prägend sei sein Einsatz in den Kulturkampfthemen etwa im Kampf gegen "Wokeness" und liberale Universitäten gewesen. So habe Kirk junge Anhänger dazu aufgefordert, Professoren zu melden - ein Vorgehen, das sie als demokratisch fragwürdig einstuft.
Das sind Taktiken, die man vielleicht auch im Demokratischen nicht gutheißen wollen würde.
Cathryn Clüver Ashbrook, Politologin
Kirks Strategien habe die politische Jugendarbeit der MAGA-Bewegung weiter vorangebracht als es Trump in seiner ersten Amtszeit gelungen sei. Er sei Donald Trumps "Bindeglied an die Zukunft gewesen", analysiert Clüver Ashbrook.
Vor allem die Fähigkeit, nicht nur eine junge, sondern auch "diverse Gruppe von Amerikanern in den Bann einer MAGA-Bewegung zu ziehen", sei Teil seines bleibenden Vermächtnisses, so die Politologin.
Das Interview führte Christian Hoch, zusammengefasst hat es Beatrice Steineke.
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