Ab 2026: Bulgarien darf den Euro einführen

EU-Gipfel gibt grünes Licht:Bulgarien darf ab 2026 den Euro einführen

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Ab dem 1. Januar 2026 soll es in Bulgarien nun so weit sein: Der Lew wird vom Euro abgelöst. Der Schritt war schon länger geplant, nun gab es beim EU-Gipfel grünes Licht.

Ein 10 Euro-Schein und eine 2 Euro-Münze werden in die Kamera gezeigt, 10.02.2022, Symbolbild.
Auch die Staats- und Regierungschefs der EU stimmen zu: Bulgarien darf das 21. Euro-Land werden.
Quelle: dpa

Bulgarien hat von den Staats- und Regierungschefs der anderen EU-Staaten grünes Licht für die Einführung der Gemeinschaftswährung Euro erhalten.
Bundeskanzler Friedrich Merz und seine Kollegen stellten sich bei einem Gipfeltreffen in Brüssel hinter den Vorschlag der EU-Kommission, der die Euro-Einführung in dem Balkanland zum 1. Januar 2026 erlaubt. Zuvor hatten dies bereits die EU-Finanzminister getan, die nun noch einmal formell zustimmen müssen.
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21. Euro-Land

Das Balkanland ist seit 2007 Mitglied der Europäischen Union und wäre das 21. Land mit der Gemeinschaftswährung. Als bislang letztes Land war zum 1. Januar 2023 Kroatien in den Kreis der Eurostaaten aufgenommen worden.
Ein weiteres Land im gemeinsamen Währungsraum erleichtert Handel und Reisen. Wer Geschäfte macht oder investieren will, muss sich dann keine Sorgen mehr um Wechselkurse machen. Auch Touristen würden profitieren, weil sie sich nach einem Euro-Beitritt Bulgariens keine Landeswährung mehr besorgen müssen, was in der Regel mit Kosten verbunden ist.
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Euro-Einführung war länger geplant

Bulgarien gehört zu den ärmeren EU-Ländern und ist beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf der Bevölkerung auch 2024 EU-Schlusslicht - obwohl die Wachstumsraten höher waren als anderswo.
Ursprünglich wollte Bulgarien seine Landeswährung Lew (Deutsch: Löwe) schon Anfang 2024 durch den Euro ersetzen. Unter anderem wegen der damals vergleichsweise hohen Inflationsrate von 9,5 Prozent wurde der Beitritt verschoben.
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Bulgarien erfüllt die Kriterien

Denn: Für den Euro-Beitritt müssen bestimmte Kriterien erfüllt werden. Dazu gehören Preisstabilität, solide öffentliche Finanzen und stabile Wechselkurse. Die Inflation zum Beispiel darf nicht aus dem Ruder laufen, damit der Wert des Geldes gewahrt und seine Kaufkraft erhalten bleibt.
Welche Kriterien erfüllt sein müssen ...

Für den Euro-Beitritt müssen bestimmte Kriterien erfüllt werden. Dazu gehören Preisstabilität, solide öffentliche Finanzen und stabile Wechselkurse. Die Inflation zum Beispiel darf nicht aus dem Ruder laufen, damit der Wert des Geldes gewahrt und seine Kaufkraft erhalten bleibt.

Die Euro-Beitrittskandidaten müssen zudem nachweisen, dass sie ihre Staatsverschuldung im Griff haben. Und sie müssen dafür sorgen, dass der Wechselkurs ihrer Landeswährung stabil bleibt, damit zum Beispiel Unternehmen vorausschauend planen können. Die Fortschritte der Euro-Beitrittskandidaten bei diesen sogenannten Konvergenzkriterien werden regelmäßig von der Europäischen Zentralbank (EZB) und der EU-Kommission überprüft.

Ob ein Land bereit ist für den Euro, entscheidet letztlich der Rat der Europäischen Union. Vertreter aus allen EU-Ländern treffen diese Entscheidung auf Grundlage eines Vorschlags der EU-Kommission und nach Anhörung des Europäischen Parlaments.

Quelle: dpa

Anfang des Monats hatten die Europäische Kommission und die EZB mitgeteilt, Bulgarien erfülle die für eine Euro-Einführung notwendigen Kriterien.
Ein rumänischer und ein bulgarischer Polizeibeamter schütteln sich die Hand an der Grenze der beiden Länder, die jetzt zum Schengen-Raum gehören.
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Anti-Euro Proteste in Bulgarien

In Bulgarien wird die Debatte über die Einführung des Euro von heftigen Protesten begleitet.
Für den Gipfel hatten Anhänger der kleinen, prorussischen nationalistischen Partei Welitschie (Herrlichkeit) in Brüssel einen Autokorso gegen die angestrebte Einführung des Euro angekündigt - dafür seien sie durch ganz Europa gereist. Auch für diesen Samstag ist in Sofia wieder ein Großprotest der prorussischen nationalistischen Partei Wasraschdane (Wiedergeburt) geplant.
Euro-Einführung: Bulgarien ist in zwei Lager gespalten ...

Bulgariens Bevölkerung ist Umfragen zufolge in der Euro-Frage in zwei Lager gespalten. Laut einer Meinungsumfrage des bulgarischen Instituts Mjara von 10. bis 13. Mai ist mehr als die Hälfte der Volljährigen (54,9 Prozent) gegen eine Einführung des Euro 2026. Gut ein Drittel (34,4 Prozent) befürwortet einen Beitritt zur Eurozone im kommenden Jahr.

Einer Umfrage des Instituts Gallup International Balkan in der zweiten Mai-Hälfte zufolge sehen 33,4 Prozent "eher Nutzen" in einer Einführung des Euro. Dagegen befürchten 32,9 Prozent "eher Nachteile". 22,6 Prozent erwarten weder Vor- noch Nachteile.

Quelle: dpa

Im EU-Parlament gehört die Partei der gleichen Fraktion wie die AfD an. Wasraschdane wirft den Behörden vor, Daten zu fälschen, um die Einführung des Euro zu ermöglichen. Mit der Einführung des Euro würde Bulgarien seine nationale Souveränität verlieren, beklagt die Partei.
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Euro-Gegner fordern Referendum

Wasraschdane-Chef Kostadin Kostadinow verlangte eine Volksabstimmung über den Erhalt der Währung Lew. 604.000 Unterschriften für ein Referendum wurden gesammelt, doch das bulgarische Parlament lehnte zweimal eine Volksabstimmung zur Währungsfrage ab - 2023 und im Mai 2025.
Inzwischen haben die Behörden mit Kontrollen begonnen, um unbegründete Preissteigerungen nach Bekanntwerden der positiven Berichte der EU-Kommission und der EZB zu bekämpfen oder zu verhindern.
Merz: "Europäische Union hat verstanden, worum es geht"
Abschluss-Pressekonferenz mit Bundeskanzler Friedrich Merz nach EU-Gipfel.26.06.2025 | 27:42 min

Welcher Schritt noch fehlt

Damit in Bulgarien künftig mit Euro-Münzen und -Scheinen bezahlt werden kann, müssen nach Anhörung des Europäischen Parlaments und der EZB noch die Mitgliedsstaaten auf Ebene der Finanzminister die notwendigen Rechtsakte verabschieden.
Nach den EU-Verträgen sind alle Mitgliedstaaten bis auf Dänemark zum Beitritt zur Gemeinschaftswährung verpflichtet, sobald sie die Voraussetzungen erfüllen. Mehrere Staaten verfolgen dies aber nicht mit Nachdruck - zu ihnen zählen zum Beispiel Schweden, Polen und Ungarn.

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