Vorstoß gegen Verschwendung:SPD will Lebensmittelrettung aus Containern legalisieren
Der SPD-Fraktionsvize Limbacher fordert andere Regeln fürs Spenden von Essen - und die Legalisierung des sogenannten Containerns. Der Branchenverband des Handels ist dagegen.
Fast elf Millionen Tonnen Lebensmittel landen in Deutschland jährlich im Müll. Dagegen wendet sich jetzt eine bundesweite Aktionswoche.
29.09.2025 | 1:40 minGegen die Verschwendung von Lebensmitteln beginnt heute die bundesweite Aktionswoche "Zu gut für die Tonne". Aus der SPD kommt dazu der Vorstoß, es Einzelhändlern leichter zu machen, noch genießbare Lebensmittel zu verschenken.
"Es darf für Supermärkte nicht länger günstiger sein, Lebensmittel wegzuwerfen, als sie zu spenden", sagte der für Agrarthemen zuständige SPD-Fraktionsvize im Bundestag, Esra Limbacher, der "Rheinischen Post".
Wir können nicht ständig über Versorgungssicherheit diskutieren und gleichzeitig dieser massiven Lebensmittelverschwendung tatenlos zusehen.
Esra Limbacher, SPD-Fraktionsvize
SPD-Politiker: "Containern" legalisieren
Nach Ansicht des SPD-Politikers Limbacher ist auch die Kriminalisierung des sogenannten Containerns - also das Retten weggeworfener Lebensmittel aus Müllcontainern - "nicht mehr zeitgemäß. Jedes gerettete Lebensmittel ist ein wertvoller Beitrag zur Ressourcenschonung und zur sozialen Gerechtigkeit", sagte Limbacher.
Mit Apps wie "Too Good To Go" können Verbraucher überschüssige Lebensmittel beim Bäcker, im Supermarkt oder im Restaurant retten – nachhaltig, günstig und mit Spaßfaktor.
27.08.2025 | 2:46 minVor zwei Jahren gab es von der damaligen Bundesregierung einen Anlauf, um das "Containern" weitgehend zu legalisieren. Allerdings konnten sich die Bundesländer nicht auf eine einheitliche Linie verständigen. Limbacher hat bereits vorgeschlagen, das Mindesthaltbarkeitsdatum für lang haltbare Lebensmittel abzuschaffen, da es kaum Aussagekraft habe.
Konserven, Tee, Nudeln oder Reis sind oft noch jahrelang nach Ablauf bedenkenlos verzehrbar.
Esra Limbacher, SPD-Fraktionsvize
"Containern": Auch eine Frage der Haftung
Der Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH) spricht sich gegen derartige Initiativen aus. Es gehe in der Debatte um das Containern um Haftungsfragen, betonte BVLH-Geschäftsführer Philipp Hennerkes.
"Der Lebensmittelhandel darf am Ende nicht der Verantwortliche sein, wenn sich Menschen bei der Suche nach Lebensmitteln in den Containern auf dem Gelände des Unternehmens verletzen oder körperliche Schäden beim Verzehr der nicht mehr ordnungsgemäßen Waren erleiden." Auch befänden sich die Container auf dem Gelände der Unternehmen - unbefugtes Betreten müsse weiterhin verboten bleiben, fuhr Hennerkes fort.
Viele Menschen in Deutschland leihen sich Geld für Ausgaben wie Lebensmittel. Eine Umfrage zeigt: In den letzten zwei Jahren haben über 50% der unter 50-Jährigen Geld geliehen.
13.09.2025 | 0:22 minAktionswoche wirbt für weniger Verschwendung
Die Aktionswoche "Zu gut für die Tonne" des Bundeslandwirtschaftsministeriums soll auf Lebensmittelverschwendung aufmerksam machen und zu nachhaltigem Verhalten motivieren.
2022 wurden nach Angaben des Ministeriums in Deutschland insgesamt rund 10,8 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle entsorgt - darunter neben übrig gebliebenen Speiseresten oder nicht verkauften Lebensmitteln auch nicht Essbares wie Kaffeesatz oder manche Obstschalen.
Der BVLH verwies darauf, dass der Handel nur sieben Prozent des Gesamtaufkommens beitrage und seine Systeme mithilfe von Künstlicher Intelligenz weiter verbessern werde. Hennerkes erklärte:
Gleichzeitig gilt es bei den Privathaushalten anzusetzen, hier wird die größte Masse an Lebensmitteln weggeschmissen.
Philipp Hennerkes, BVLH-Geschäftsführer
Tatsächlich sind die privaten Haushalte laut offizieller Statistik für 58 Prozent der Abfälle verantwortlich.
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