Weltjugendtreffen in Rom: Findet Papst Leo den Draht zur Jugend?

Weltjugendtreffen in Rom:Findet Papst Leo den Draht zur Jugend?

Porträt Jürgen Erbacher
von Jürgen Erbacher
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Eine Million Jugendliche aus der ganzen Welt erwartet der Vatikan am Wochenende. Für Leo XIV. ist es der erste große Stimmungstest seit seiner Wahl zum Papst.

Papst Leo XIV begrüßt Jugendliche im Vatikan am 29. Juli 2025.
Papst Leo XIV. begrüßt Jungendliche zum Weltjugendtreffen in Rom.
Quelle: ddp

Zum Weltjugendtreffen in Rom setzt der Papst auf direkte Begegnungen. Überraschend hat sich Leo XIV. bereits zu Beginn der Heilig-Jahr-Feier der Jugend gezeigt. Eigentlich waren Treffen mit dem katholischen Kirchenoberhaupt erst für die Hauptveranstaltungen am Wochenende geplant. Doch der Papst ließ es sich nicht nehmen, nach dem Eröffnungsgottesdienst auf dem Petersplatz am Dienstagabend mit dem Papamobil durch die Menge zu fahren und die rund 120.000 Jugendlichen aus der ganzen Welt zu begrüßen.
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In einer spontanen kurzen Ansprache gab er ihnen das Kernanliegen seines Pontifikats mit als Impuls für die Tage in Rom, aber auch darüber hinaus: Die Welt brauche Botschaften der Hoffnung, so der Pontifex zu den Jugendlichen. Zudem rief er sie dazu auf, sich für Frieden einzusetzen.

Ihr seid diese Botschaft, und ihr müsst weiterhin allen Hoffnung geben. (...) Lasst uns alle sagen: 'Wir wollen Frieden in der Welt!'

Papst Leo XIV.

Eine Million jugendliche Pilger in Rom erwartet

Zu den zentralen Veranstaltungen am Wochenende werden bis zu eine Million Jugendliche erwartet. Der Vatikan hat die Gebetsveranstaltung am Samstagabend und den Gottesdienst am Sonntag auf ein großes Sportgelände vor den Toren der Stadt verlegt. Dort hatte im Heiligen Jahr 2000 Papst Johannes Paul II. mit rund zwei Millionen Jugendlichen den katholischen Weltjugendtag gefeiert.
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Während der damals 80-jährige polnische Papst bereits schwer von seiner Parkinson-Krankheit gezeichnet war und es wie eine Begegnung zwischen einem gutmütigen Großvater und den jungen Menschen wirkte, ist das beim 69-jährigen Leo XIV. anders. Er taugt nicht zum "Großvater der Welt", wie zuletzt auch immer wieder sein Vorgänger Franziskus mit seinen weit über 80 Jahren liebevoll genannt wurde.

Diskussionsfreudiger, sportlicher "Onkel-Typ"

Leo ist mit seinen 69 Jahren vielleicht eher der Onkel-Typ, mit dem man kontrovers über die eigene Lebensplanung diskutiert und nebenbei ein Baseball-Spiel anschaut. Jüngst sagte der passionierte Tennisspieler bei einer Begegnung mit Jugendlichen diesen ein Match zu. Den Termin ließ er allerdings offen.
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Bis zu seiner Wahl ging Kardinal Francis Robert Prevost mehrmals wöchentlich ins Fitnessstudio. Bekannt ist zudem, dass er gerne Auto fährt, und auf Social Media war er bis vor seiner Wahl auch eigenständig unterwegs. Die KI hat er als eine der großen Herausforderungen unserer Zeit ausgemacht. Wenn er über Künstliche Intelligenz spricht, hört man, dass er versteht, wovon er spricht, und nicht nur vorbereitete Texte verliest.
Damit ist er in seinem Denken und Handeln näher dran an der jungen Generation als seine beiden Vorgänger. Auch sein etwas verschmitzter, aber feiner Humor kommt gut an.

Frieden, Versöhnung und Klimawandel als Kernbotschaften

Zu den heißen Eisen hat Leo XIV. sich in den gut 80 Tagen seiner Amtszeit noch wenig geäußert. Bei einem Treffen mit Priesteramtskandidaten verteidigte er den Zölibat, bei einem Gottesdienst für Familien die Ehe zwischen Mann und Frau. Doch große Schlagzeilen machte er damit nicht. Da lag der Fokus eher beim Thema Frieden und Versöhnung.
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Immer wieder sprach er soziale Fragen an und den Klimawandel. Damit kann er bei den jungen Menschen punkten. Denn die großen Zukunftsfragen und die Sehnsucht nach einer gerechteren und nachhaltigeren Welt, das große Thema Krieg und Frieden beschäftigt sie.

Kirchenreformen des Vorgängers fortführen

Dass sich Leo hinter das große Projekt seines Vorgängers gestellt hat, die katholische Kirche synodaler zu gestalten, also mehr Beteiligung aller Gläubigen an Beratungen und Entscheidungen, stimmt die Jugendlichen hoffnungsvoll, die auf Reformen in der Kirche hoffen.
Trotz zahlreicher kleinerer Begegnungen mit jungen Menschen in den ersten Wochen ist die Heilig-Jahr-Feier der Jugendlichen die erste echte Nagelprobe, ob und wie es funktioniert zwischen dem neuen Papst und der jungen Generation. Sieht man dem Jubel vom Auftakt am Dienstag, scheint der Funke übergesprungen zu sein.
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