Verbindungen zu Epstein doch enger?:Neue Enthüllungen belasten Prinz Andrew schwer
von Wolf-Christian Ulrich, London
Morgen erscheinen die Erinnerungen von Virginia Giuffre - das Buch schockt die Briten: War Prinz Andrew doch mehr in das Sex-Netzwerk von Jeffrey Epstein verstrickt, als er zugibt?
Nachdem seine Freundschaft zu Sexualstraftäter Jeffrey Epstein erneut Schlagzeilen gemacht hat, legt Prinz Andrew jetzt seine royalen Titel ab – vermutlich wegen Drucks von Charles und William.
20.10.2025 | 3:05 min"Nobody's Girl", die Erinnerungen von Virginia Giuffre, sorgen jetzt im Vereinigten Königreich für Furore. Denn Giuffre, die sich im April wohl das Leben genommen hat, liefert posthum einen haarsträubenden Bericht über das Sex-Netzwerk von Jeffrey Epstein, in dem sie, wie sie schreibt, dreimal mit Prinz Andrew Sex hatte. Die ersten zwei Male war sie 17, schreibt sie. "Meine Töchter sind nur ein bisschen jünger als Du", zitiert Giuffre den Prinzen.
Prinz Andrew bestreitet die Vorwürfe. Doch seit Monaten kommen neue Enthüllungen über seine möglichen Verstrickungen ans Tageslicht: So hielt er offenbar doch länger Kontakt zu Epstein, als er 2019 zugegeben hatte. In einer E-Mail von 2011 an Epstein heißt es etwa: "Wir spielen bald noch ein bisschen mehr."
Und die Polizei in London teilte am Sonntag mit, Vorwürfe zu prüfen, wonach er bei Personenschützern - von britischen Steuerzahlern finanziert - eine Schmutzkampagne gegen sein mutmaßliches Opfer Virginia Giuffre in Auftrag gegeben haben soll. Es gibt keine Hinweise, dass dies tatsächlich passiert ist.
Der Autor Andrew Lownie enthüllte im Werk "Entitled" Verfehlungen von Prinz Andrew. Es ging auch um dessen Rolle im Epstein-Skandal.
14.08.2025 | 2:06 minPrinz Andrew unhaltbar für die britische Krone?
König Charles III. und sein Sohn und Thronfolger Prinz William versuchen, die Monarchie zu modernisieren. Die Skandale um Prinz Andrew beschädigen diese Bemühungen erheblich. Der Skandal wirke sich negativ auf das Ansehen der Monarchie aus, vor allem unter jüngeren Briten, sagt Jack Royston, royaler Korrespondent des US-Magazins "Newsweek" dem ZDF.
Deshalb machten König Charles und Prinz William offenbar Druck, dass Andrew auf die Verwendung seiner Titel verzichtet: "In Gesprächen mit dem König sind wir zu dem Schluss gekommen, dass die anhaltenden Anschuldigungen gegen mich von der Arbeit Seiner Majestät ablenken", hatte Andrew am Freitagabend erklärt.
Ich werde daher meinen Titel und die mir verliehenen Ehren nicht länger verwenden.
Prinz Andrew
Prinz Andrew: Videospiele im 30-Zimmer-Palast?
Das bedeutet, dass der Prinz seine Titel nicht abgibt (er ist immer noch Seine Königliche Hoheit Prinz Andrew, Herzog von York, Ritter des Hosenbandordens, Graf von Inverness und Baron Killyleagh), sondern lediglich auf die Verwendung verzichtet. Seit fünf Jahren lässt er seine royalen Pflichten ohnehin ruhen. Die meiste Zeit, so liest man, sitze er in seiner 30-Zimmer-Villa in Windsor und spiele Videospiele.
Jack Royston findet Andrews Erklärung schwach:
Die Wortwahl ist anstößig.
Jack Royston, royaler Korrespondent von "Newsweek"
"Andrew sagt, er wolle keine Ablenkung sein von der guten Arbeit der Monarchie." Doch die Öffentlichkeit sehe, dass Andrew sich unmoralisch verhalte, so Royston. "In unserer Gesellschaft gibt es keine Toleranz gegenüber Kindesausbeutung. Und die Monarchie muss diese Werte viel stärker benennen - und auch, dass Andrew diese Werte verletzt hat."
US-Enthüllungsautor Michael Wolff hat selbst lange mit dem verstorbenen Sexualstraftäter Epstein gesprochen. Bei ZDFheute live redete er Anfang September über dessen enges Verhältnis zu Trump.
07.09.2025 | 10:39 minPrinz Andrew hatte sich 2022 mit Giuffre auf einen Vergleich in Millionenhöhe geeinigt, teilweise bezahlt von seiner Mutter, Queen Elizabeth II., und König Charles. Der Vergleich beinhaltete kein Schuldeingeständnis. Die Familie hoffte, dass die Sache damit erledigt wäre. Doch das war nicht der Fall.
Weihnachtlicher Kirchgang ohne Andrew
König Charles und Prinz William werde jetzt nur eines helfen, meint Royston: "Dass sie nie wieder mit Andrew gemeinsam fotografiert werden." Prinz Andrew werde deshalb nicht am weihnachtlichen Kirchgang in Sandringham teilnehmen. Aber was wird Ostern sein - wird man ihm den Kirchgang an seinem Wohnort in Windsor verwehren können?
William wäre gerne strenger gegen seinen Onkel vorgegangen, berichtet Adelsexpertin Royah Nikkah. Der Thronfolger sehe Andrew als "Bedrohung".
Wenn William König ist, wird Andrew von allen Elementen des königlichen Lebens ausgeschlossen.
Royah Nikkah, Adelsexpertin
"Er wird von öffentlichen und privaten königlichen Veranstaltungen, einschließlich der Krönung und von den meisten Staatsanlässen ausgeschlossen", so Nikkah.
Der britische Thronfolger Prinz William gab kürzlich einen ungewöhnlich privaten Einblick in sein Leben und sprach in einem neuen TV-Doku-Interview über Familie, Monarchie und Pläne für die Zukunft.
08.10.2025 | 2:25 minDas werde nicht viel ändern, sagt Jack Royston: "Andrew macht ohnehin nicht mehr viel. Er verlässt das Haus kaum und kommt gar nicht in Verlegenheit, sich Herzog von York zu nennen. Er ist ein Narzisst, deshalb macht ihn das nicht glücklich. Aber er bleibt ein Prinz." Den Prinzen-Titel könne ihm nur das Parlament aberkennen.
Royals-Experte: Charles hätte Ansage machen müssen
König Charles hätte stärker durchgreifen müssen, meint Royston, es fehle die öffentliche Ansage, "dass er es nicht toleriere, dass man Beziehungen zu verurteilten Pädophilen pflege, was Andrew getan hat".
William war die treibende Kraft.
Jack Royston, Journalist
Die Familie von Virginia Giuffre hingegen zeigte sich zufrieden mit der Entscheidung des britischen Königshauses. Seine Schwester sei nun rehabilitiert, sagte Sky Roberts der BBC. "All die Jahre der Arbeit, die sie investiert hat, werden nun einer gewissen Gerechtigkeit zugeführt." Seine Schwester wäre vermutlich "sehr stolz".
Wolf-Christian Ulrich ist ZDF-Korrespondent für das Vereinigte Königreich und Irland.
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