Ausstellung "Robotic Worlds":Roboter mit Gefühlen? Daran arbeitet die Forschung
Mit künstlicher Haut und emotionaler Intelligenz werden Roboter immer menschlicher. Professor Gordon Cheng spricht über Chancen und Risiken dieser KI-Entwicklung.
Die Ausstellung "Robotic World" zeigt die Geschichte der Robotik.
Quelle: ZDFRobotikforscher Gordon Cheng von der TU München erklärt, warum Roboter fühlen lernen sollen - und weshalb Ethik dabei entscheidend ist. Im Interview mit ZDFheute spricht Professor Cheng über künstliche Haut, emotionale Intelligenz und die Verantwortung, Maschinen menschlich zu machen.
ZDFheute: Herr Cheng, die Ausstellung "Robotic Worlds" veranschaulicht den Beginn des Zeitalters der Roboter. Erleben wir tatsächlich einen Wendepunkt?
Gordon Cheng: Ich denke schon. Die Robotiktradition war bislang auf Fabriken beschränkt. Man hat sie als groß und gefährlich betrachtet. Jetzt beginnt ein Wandel: Die Menschen überlegen, wie Roboter in die Gesellschaft integriert werden können - in das Zuhause, in Krankenhäuser. Das ist der große Megatrend.
... ist Professor für Kognitive Systeme an der Technischen Universität München. Er hat wichtige Beiträge in den Bereichen Humanoide Robotik, Neuroengineering und Künstliche Intelligenz geleistet.
ZDFheute: Einige Ihrer Roboter sind in der Ausstellung zu sehen. Woran forschen Sie an der TU München?
Cheng: Ich arbeite seit über 25 Jahren an humanoiden Robotern. Mein Institut ist auf kognitive Systeme spezialisiert. Früher wurden Roboter nur für Robustheit und Leistung entworfen. Heute spielt das Design eine entscheidende Rolle, um Akzeptanz zu schaffen.
Angesichts der alternden Gesellschaft müssen wir auch überlegen, wie Roboter helfen können, Arbeitskräfte zu ersetzen - besonders in der Pflege. Wir entwickeln eine künstliche Haut, die es dem Roboter ermöglicht, Berührungen zu spüren. Das war bislang ein blinder Fleck der Robotik. Diese Technologie soll Maschinen sicherer, einfacher zu bedienen und freundlicher machen.
Das Fußball-Roboter-Team der HTWK Leipzig gehört zu den besten der Welt. Nach dem Titelgewinn im Sommer ist klar: 2050 will man gegen den menschlichen Weltmeister antreten.
18.11.2025 | 2:15 minZDFheute: Und die emotionale Intelligenz - kann sie real werden?
Cheng: Das entwickelt sich weiter. Wir wollen untersuchen, wie das Gehirn auf Roboter und Menschen reagiert. Emotionen sind ein sehr tiefliegender Teil unseres Gehirns, daher ist es gleichzeitig eine Herausforderung, aber auch sehr erfüllend, dies zu untersuchen. Emotionen sind etwas, das Menschen intrinsisch berührt. Und wie ein Roboter eine Partnerschaft mit Menschen eingeht, wird ein Phänomen sein, mit dem wir uns befassen müssen.
ZDFheute: Wenn Roboter mit Haut und Gefühl ausgestattet sind - wie verändert das den Umgang zwischen Mensch und Maschine?
Cheng: Fühlen ist essenziell. Wenn ein Roboter nicht merkt, dass jemand neben ihm steht, ist das beunruhigend. Ich würde meine Tochter nie zu einem Roboter lassen, der kein Bewusstsein dafür hat. Wir entwickeln Roboter, die eine Umarmung geben können, ohne jemanden zu verletzen. Das ist ein großer Schritt. Roboter nehmen immer mehr Platz im menschlichen Raum ein. Solche, die Seite an Seite mit Menschen arbeiten, sind eine große Herausforderung, der wir uns stellen müssen.
Der Roboterhund Spot sucht an der Unterseite der Hamburger Köhlbrandbrücke mithilfe von Kameras und Sensoren nach Schadstellen. Mit 30-fachem-Zoom erstellt er hochauflösende Fotos der vielbefahrenen Brücke.
06.10.2025 | 2:04 minZDFheute: Wo sehen Sie die größten Risiken der Entwicklung?
Cheng: Ich bin grundsätzlich optimistisch, aber das Risiko liegt im "Dual-Use" (Anmerkung der Red.: wenn etwas sowohl zivil als auch militärisch genutzt werden kann). Ich bin entschieden gegen militärische Anwendungen. Roboter im Krieg sind ein Problem. Ich glaube, wir können die Entwicklung nicht stoppen, aber wir müssen darüber sprechen. Ich ermutige meine Studierenden, sich mit ethischen Fragen auseinanderzusetzen - nur so kann sich etwas ändern.
Die Ausstellung "Robotic Worlds" in der Münchener Pinakothek der Moderne widmet sich Robotern und ihren bisherigen, aktuellen und zukünftigen Einsatzgebieten. Präsentiert werden Meilensteine der Roboterentwicklung aus der eigenen Sammlung sowie Leihgaben des Lehrstuhls für Kognitive Systeme der TU München.
Robotic Worlds ist Teil der Neugestaltung des Ausstellungsrundgangs zum 100-jährigen Jubiläum der Neuen Sammlung, die neue thematische Schwerpunkte setzt. Die Ausstellung ist ab dem 28. November 2025 für Besucher geöffnet.
Quelle: Pinakothek der Moderne
ZDFheute: Was braucht es, damit diese Zukunft eine vertrauensvolle wird?
Cheng: Ethik und Bildung. Entwickler und Gesellschaft müssen gleichermaßen beteiligt sein. KI muss eine ethische Dimension besitzen. Wenn wir die Diskussion offen führen und alle einbeziehen, kann das Verhältnis zwischen Menschen und Robotern harmonisch werden. In meiner Arbeit mit Studierenden sehe ich, dass die nächste Generation bereit ist, Verantwortung zu übernehmen. Das macht mich zuversichtlich.
Das Interview führte Jutta Sonnewald, Reporterin im ZDF-Landesstudio München.
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