Katholische Kirche :2025: Ein Jahr, zwei Päpste und viele Baustellen im Vatikan
von Jürgen Erbacher
Leo XIV. wurde als Brückenbauer gewählt. Die Kardinäle suchten einen Papst, der weniger polarisiert in der Kirche und weniger aneckt im politischen Kontext als sein Vorgänger.
Papst Leo muss die verschiedenen Lager in der katholischen Kirche wieder versöhnen. Keine leichte Aufgabe für das Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholiken weltweit.
25.12.2025 | 31:24 minLeo XIV. ist anders als sein Vorgänger kein Mann markiger Worte, dennoch weiß er, was er will. Das zeigt die Weihnachtsansprache an die Spitzen des Vatikans.
Während Franziskus seinerzeit von "geistlichem Alzheimer", "existenzieller Schizophrenie" und anderen Krankheiten sprach, die in der Römischen Kurie vorherrschten, verpackte sein Nachfolger die Kritik dieses Jahr in viel Lob.
2025 war Zäsur für katholische Kirche
Die Botschaft war aber klar: Leo kritisierte Eigeninteressen und Machtstreben, er warnte davor, bei Fragen von Glauben, Liturgie und Moral "der Starrheit oder Ideologie zum Opfer zu fallen".
2025 war viel los in Rom. Im Heiligen Jahr kamen massenhaft Pilger in die Stadt. Papst Franziskus starb, die Bischöfe wählten im Konklave Robert Francis Prevost zum Nachfolger: Papst Leo XIV.
23.12.2025 | 2:41 minNicht nur verwalten sei angesagt, sondern die Arbeit müsse auf die Herausforderungen der heutigen Zeit ausgerichtet sein.
Für die katholische Kirche bedeutet 2025 eine Zäsur. Mit Franziskus starb am Ostermontag ein charismatischer Papst, der zwölf Jahre mit einem eigenen Stil den ältesten Global Player führte. Nahe bei den Menschen, vor allem bei den Armen und Ausgegrenzten positionierte er die Kirche, gab ihr ein stark sozialethisches Profil.
Alle Menschen als Schwestern und Brüder, ganz gleich welcher Nation, Religion und kultureller Herkunft sie sind? Papst Franziskus träumte von einer "geschwisterlichen Welt".
21.04.2025 | 44:40 minKardinäle suchten Brückenbauer als neuen Papst
Die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare oder die Diskussion über die Weihe von Frauen waren kein Tabu mehr. Das führte zu Proteststürmen der Konservativen.
Wichtige Spenden etwa aus dem eher traditionellen, aber finanzkräftigen US-Katholizismus blieben aus. In anderen Teilen der Kirche wendeten sich Menschen weiter von der Kirche ab, weil Franziskus keine grundlegenden Reformen anging.
An Heiligabend ist auf Deutschlands Kirchenbänken fast jeder Platz besetzt. Doch die Kirchen haben seit 1965 stetig Mitglieder verloren.
23.12.2025 | 0:45 minIn dieser Gemengelage suchten die Kardinäle im Konklave im Mai einen Brückenbauer. Er sollte die auseinanderdriftenden Strömungen in der katholischen Kirche zusammenführen.
US-Amerikaner Prevost folgt auf Papst Franziskus
Auch politisch sollte er zwar klare katholische Prinzipien vertreten, aber nicht so anecken, wie das Franziskus bisweilen tat. Etwa als er der Ukraine im März 2023 vermeintlich riet, die "weiße Fahne" zu hissen im Krieg mit Russland.
Die Kardinäle wählten mit großer Mehrheit Robert Francis Prevost. Ein US-Amerikaner, der viele Jahre in Peru lebte und das Land als seine Heimat bezeichnet. Als Ordensoberer der Augustiner bereiste er zwölf Jahre die Welt.
2025 ist ein Heiliges Jahr in der katholischen Kirche. Leo XIV. übernahm den engen Zeitplan seines Vorgängers mit Sonderaudienzen und Spezialgottesdiensten für einzelne Personengruppen. 32 Millionen Pilger zählte der Vatikan bis Mitte Dezember. Da musste der Papst Präsenz zeigen.
Der neue Papst Leo XIV. hat viele Jahre in Südamerika verbracht. Welche Spuren hat er dort hinterlassen? Welche Folgen hatte seine Ernennung für die Menschen in Peru?
14.05.2025 | 6:15 minLeo XIV. kritisiert Donald Trump
So blieb Leo wenig Zeit für eigene Akzente. Ende November daher erst die erste Auslandsreise. Die Ziele waren politisch schwierig - mit der Türkei und dem Libanon. In Ankara mahnte der Pontifex eine plurale Gesellschaft an, von Beirut aus forderte er neue Ansätze für einen Frieden in Nahost. Nur Dialog löse Konflikte, nicht Waffen.
Papst Leo XIV. auf seiner ersten Auslandsreise: Nach Stationen in der Türkei feiert er im Libanon eine große Freiluftmesse mit über 100.000 Gläubigen.
02.12.2025 | 4:30 minInhaltlich knüpft er an vielen Stellen an seinen Vorgänger Franziskus an. Klimawandel und die Sorge um die Armen stehen auch bei Leo XIV. oben auf der Agenda.
In "Dilexi te", dem ersten großen Lehrschreiben, mahnt er Anfang Oktober den Einsatz für Arme an, kritisiert die Gleichgültigkeit ihnen gegenüber. Immer wieder setzt er sich deutlich von US-Präsident Trump ab. So fordert Leo, Europa an den Friedensverhandlungen im Ukraine-Krieg zu beteiligen, und kritisiert die US-Migrationspolitik.
Papst Leo XIV. hat Russland um 24 Stunden Weihnachtsfrieden für die Ukraine gebeten. Es mache ihn traurig, dass Russland offenbar eine Waffenruhe abgelehnt habe.
24.12.2025 | 0:17 minPapst Leo muss Lager der Kirche wieder versöhnen
Innerkirchlich will Leo Brücken bauen, Traditionalisten wie Reformern Raum geben. Anders als Franziskus lässt er eine Liturgie im alten Tridentinischen Ritus im Petersdom zu, just zu dem Zeitpunkt im Oktober, als er mit Mitgliedern synodaler Räte nebenan in der Audienzhalle über Mitbestimmung und mehr Anerkennung von Frauen in der Kirche diskutiert.
Hier liegt eine der größten Herausforderungen für den Pontifex. Er muss die Lager innerhalb seiner Kirche versöhnen. Am 6. Januar geht das Heilige Jahr zu Ende. Für den Tag danach hat er die mehr als 200 Kardinäle nach Rom beordert. Dann will er zwei Tage lang mit ihnen darüber sprechen, wie die Zukunft der katholischen Kirche aussehen soll.
Jürgen Erbacher ist Leiter ZDF-Redaktion Religion und Leben.
Wer ist der Papst mit US-amerikanischem Pass und peruanischer Staatsbürgerschaft? Leo XIV.: Mann der Weltkirche, gut vernetzter Augustinermönch, Friedensbringer? Ein Einblick.
17.05.2025 | 25:42 minMehr zur katholischen Kirche
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