Prozesse beginnen in Stuttgart:Die Mafia und ihr mutmaßlicher Draht zur deutschen Polizei
von Michael Haselrieder und Dajana Kollig
Ein Polizist soll mit der Mafia kooperiert haben. Nächste Woche beginnt der Prozess gegen ihn in Stuttgart. Interne Papiere zeigen, wie brutal die Mafia in Deutschland agiert.
Wie die organisierte Kriminalität wie eine Krake versucht, den Staat zu unterwandern und auf Beamte Einfluss zunehmen. frontal inside blickt hinter die Recherche.
05.12.2025 | 5:50 min"Ich habe ihn getötet. Er ging in Stücken nach Hause", soll ein mutmaßlicher Mafioso nach seiner Tat am Telefon geprahlt haben, als er über sein Opfer sprach. "Guck, wie schön das Blut ist, guck."
Was klingt, wie aus einem Mafia-Film, soll sich mitten in Deutschland abgespielt haben - in diesem Fall in Kornwestheim bei Stuttgart. Ermittler haben die Sätze dokumentiert, nachdem sie das Handy des mutmaßlichen Täters abgehört hatten. ZDF frontal liegen die Ermittlungsunterlagen vor.
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09.12.2025 | 44:32 minMafia agiert auch in Deutschland
Die italienische ’Ndrangheta soll das Opfer auf einen einsamen Parkplatz einer Kleingartenanlage gelockt haben. Der Mann soll bei ihr rund 12.000 Euro Schulden gehabt haben - für Kokain, das er angeblich nicht bezahlt hat. Auf dem Parkplatz soll der mutmaßliche Täter "dann ohne Vorwarnung mehrfach u.a. mit einem Radmutterschlüssel auf den Abnehmer eingeschlagen und eingetreten und ihn hierbei nach der ausstehenden Zahlung für die Rauschgiftgeschäfte gefragt haben", teilte die Staatsanwaltschaft Stuttgart auf ZDF-frontal-Anfrage mit.
Das Opfer überlebte den Angriff schwer verletzt. Der mutmaßliche Täter ist wegen versuchten Mordes angeklagt. Sein Anwalt reagierte auf Anfrage nicht.
Die Staatsanwaltschaft Berlin ermittelt gegen Bushido und zwei Beamte des LKA Berlin. Der Rapper soll die Polizisten zum Schutz seiner Person als Bodyguards beschäftigt haben.
26.11.2025 | 24:36 minVerhandlungen vor Landgericht Stuttgart
Der Fall ist einer von mehreren, die in den kommenden Wochen am Stuttgarter Landgericht verhandelt werden. Alle stehen im Zusammenhang mit der "Operation Boreas", einer gemeinsamen Aktion deutscher und italienischer Strafverfolgungsbehörden.
Am 1. April 2025 waren bei Razzien in Süditalien und im Raum Stuttgart 34 Personen festgenommen worden, hauptsächlich aus dem Umfeld der italienischen organisierten Kriminalität.
Unter den Festgenommenen ist auch ein deutscher Polizeibeamter aus dem Rems-Murr-Kreis in Baden-Württemberg, der seit der Razzia in Untersuchungshaft sitzt. Ihm wird vorgeworfen, Kontakte zur italienischen Mafia gepflegt und sie mit Informationen aus dem Polizeicomputer versorgt zu haben. Der Ende-40-Jährige soll ein Autokennzeichen und Personendaten abgefragt haben.
Derzeit finden europaweite Großrazzien gegen die italienische Organisation 'Ndrangheta statt. In Deutschland waren Einsatzkräfte unter anderem in Düsseldorf und München unterwegs.
03.05.2023 | 1:29 minPolizist mit möglichen Mafia-Verbindungen
Außerdem soll der Polizist geplant haben, ein mutmaßliches Mafia-Mitglied bei seinem Chef vorbeizuschicken. "Hierbei soll er zumindest billigend in Kauf genommen haben, dass der Vorgesetzte bei dem ins Auge gefassten körperlichen Übergriff tödlich verletzt würde", so die Staatsanwaltschaft Stuttgart. Zu der Tat sei es dann allerdings nicht gekommen.
Der Polizeibeamte ist angeklagt wegen Anstiftung zum Totschlag und Verletzung des Dienstgeheimnisses. Sein Anwalt hat sich auf Anfrage von ZDF frontal nicht geäußert. Es gilt die Unschuldsvermutung. Der mit Spannung erwartete Prozess beginnt am kommenden Donnerstag, 18. Dezember, am Landgericht Stuttgart.
Wie der angeklagte Polizist in das Umfeld der Mafia geraten sein könnte, ist bislang unklar. Fest steht allerdings: Interne Ermittlungen gegen ihn liefen schon länger, der Verdacht bestand wohl schon seit 2021. Daraufhin war er intern versetzt worden, um die Ermittlungen gegen die Mafia nicht zu gefährden.
Ein Staatsanwalt, der für die Ermittlungen gegen eine Drogenbande zuständig war, soll diese vor Razzien gewarnt und dafür Geld kassiert haben. Doch er bestreitet die Vorwürfe.
04.03.2025 | 11:41 minNeuer "Modus Operandi" im Großraum Stuttgart
Das Landeskriminalamt (LKA) ordnet rund 170 Personen in Baden-Württemberg der italienischen Mafia zu. Im Großraum Stuttgart beobachten Ermittler seit einiger Zeit einen neuen "Modus Operandi": Lebensmittel werden von einem Großhändler bestellt, jedoch nie bezahlt und anschließend an Restaurants in der Region teuer weiterverkauft. Laut Staatsanwaltschaft soll dadurch ein Schaden in Höhe von mehreren Hunderttausend Euro entstanden sein.
Die Polizei zeichnete laut italienischen Ermittlungsakten ein Gespräch auf, das klar zeigt, wie die Mafia hierbei vorgeht. Ein mutmaßliches Mitglied soll versucht haben, einem Gastronomen aus dem Raum Stuttgart mehrere Kilo Mandarinen aufzudrängen. Als dieser sich widersetzte, hätten Mitglieder der Gruppe ihm die Reifen seines Autos zerstochen.
Die Krypto-App Sky ECC galt weltweit als eine der sichersten. Deshalb war sie bei Kriminellen beliebt – auch bei der Bande, die 16 Tonnen Kokain nach Deutschland schmuggeln wollte.
13.02.2025 | 16:47 minGroße Sorge bei LKA-Ermittler
Hartmut Keil, Leiter der Abteilung Organisierte Kriminalität beim LKA Stuttgart, kennt solche Manöver: Es beginne mit Einschüchterungen, danach kämen subtile Drohungen.
"Wenn das alles nicht wirkt, sind natürlich weitere Stufen der Eskalation denkbar, von Sachbeschädigungen bis hin zu körperlicher Gewalt."
Hartmut Keil, Leiter Abteilung Organisierte Kriminalität LKA Stuttgart
Dass ausgerechnet ein Polizist die Mafia unterstützt haben soll, erschüttert den LKA-Ermittler: "Natürlich hat mich der Fall, so wie ich ihn bislang auch aus den Medien entnommen habe, sehr nachdenklich gemacht", erklärt er im Gespräch mit ZDF frontal.
"Und es bereitet mir große Sorge, dass eine Infiltration auch gerade bei der Polizei über einen so langen Zeitraum hat stattfinden und nicht erkannt werden können."
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