Terror des NSU: Beate Zschäpe sagt gegen Vertraute aus

Terror des NSU:Rechtsterroristin Beate Zschäpe sagt gegen Vertraute aus

von Leon Fried

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Vor dem Oberlandesgericht Dresden hat die verurteilte NSU-Terroristin Zschäpe als Zeugin ausgesagt. Angeklagt ist Susann E., die früher eine enge Vertraute Zschäpes war.

Proteste zum NSU-Prozess

Die NSU-Terroristin Beate Zschäpe steht heute als Zeugin vor Gericht. Sie soll im Verfahren gegen eine mutmaßliche Vertraute, Susann E., die sie unterstützt haben soll, eine Aussage machen.

03.12.2025 | 1:31 min

Einige Hinterbliebene wagen noch, zu hoffen. Darauf, dass die vollständige Wahrheit ans Licht kommt. Über die Morde des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU), über noch nicht enttarnte Helfer und darüber, wie die Rechtsterroristen ihre Opfer auswählten. "Ich hoffe, dass dieser Prozess uns Aufklärung bringt", sagt Gamze Kubaşık am Morgen vor dem Gerichtsgebäude.

NSU ermordete zehn Menschen

Kubaşıks Vater Mehmet war 2006 in seinem Kiosk in Dortmund vom NSU erschossen worden. Er ist eines von zehn Mordopfern der Gruppe, darunter neun Männer mit türkischen und griechischen Wurzeln sowie eine Polizistin.

Zu den Opfern der Rechtsterroristen zählen auch Menschen, die durch mehrere Sprengstoffanschläge teils schwerst verletzt wurden. Außerdem beging der NSU eine Reihe von Raubüberfällen, um das Leben im Untergrund zu finanzieren.

Behörden ermittelten nicht in Richtung Rechtsterrorismus

Dahin hatte sich das sogenannte Kerntrio - die Neonazis Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe - Ende der 90er Jahre geflüchtet, um sich Ermittlungen wegen illegal beschafftem Sprengstoff zu entziehen.

Semiya Şimşek, Tochter des ersten NSU-Terror-Mordopfers Enver Şimşek

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12.09.2025 | 15:08 min

Trotz zahlreicher Morde in den Folgejahren kamen die Sicherheitsbehörden dem NSU nicht auf die Spur. In die Richtung Rechtsterrorismus wurde nicht ermittelt, stattdessen wurden Angehörige der Opfer verdächtigt oder Verbindungen ins kriminelle Milieu unterstellt.

Erst als Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt am 4. November 2011 nach einem weiteren Raubüberfall von der Polizei umstellt Suizid begingen, kamen die Taten des NSU ans Licht. Beate Zschäpe stellte sich wenig später und wurde im Jahr 2018 nach 438 Verhandlungstagen vom Oberlandesgericht München zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.

Zschäpe als Zeugin vor Gericht

Nun steht sie in Dresden erneut vor Gericht. Dieses Mal als Zeugin im Strafprozess gegen ihre einst engste Vertraute, Susann E., deren Mann André E. im Münchner NSU-Prozess zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt wurde.

Die Bundesanwaltschaft wirft Susann E. vor, Zschäpe zu ihrer Tarnidentität verholfen zu haben. E. soll dem NSU-Mitglied ihre Krankenkassenkarte geliehen und ihre Personalien für eine Bahncard zur Verfügung gestellt haben, die als eine Art Ersatzausweis diente. Unterstützung einer terroristischen Vereinigung lautet der Vorwurf der Anklage.

Und ausgerechnet auf der verurteilten Rechtsterroristin Zschäpe ruhen nun die Hoffnungen der Hinterbliebenen wie der Ermittler, 14 Jahre nach der Selbstenttarnung des NSU eine weitere mutmaßliche Unterstützerin zur Rechenschaft ziehen zu können und noch unbekannte Hintergründe der Morde aufzuklären.

Der Schriftzug "Oberlandesgerich" ist an einer Stehle vor dem Prozessgebäude zu lesen, aufgenommen am 30.09.2025 in Dresden

Im NSU-Komplex wurden neben Beate Zschäpe 2018 vom Oberlandesgericht München vier Unterstützer verurteilt. Nun muss sich Susann E. verantworten - die Ehefrau eines Verurteilten.

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Zschäpe zeigt sich geläutert und reumütig

Diese Hoffnung ist alles andere als unbegründet, denn Beate Zschäpe hat einen Anreiz, sich kooperativ zu zeigen. Im kommenden Jahr entscheidet ein Gericht darüber, wie lange sie noch in Haft bleiben muss. Hilfe bei der Aufklärung der Taten des NSU kann da positiv ins Gewicht fallen.

Zu Beginn ihrer Vernehmung im Dresdener Gerichtssaal gibt sich Zschäpe dann auch geläutert. Sie habe ihre Verurteilung mittlerweile vollumfänglich angenommen. Auch wenn sie selbst keinen Menschen getötet habe, erkenne sie ihren eigenen Tatbeitrag nun an.

Denn ohne ihre Hilfe wäre ein Leben des NSU im Verborgenen nicht möglich gewesen. Seit diesem Jahr sei sie außerdem in einem Aussteigerprogramm für Rechtsextremisten.

Zeugenaussage bringt neue Erkenntnisse

Doch schnell wird klar, dass von Zschäpes Aussage kaum neue Erkenntnisse zu erwarten sind. Immer wenn sie einstige Mitstreiter durch ihre Antworten belasten könnte, bleibt sie im Vagen. Häufig verweist sie auf Erinnerungslücken.

Vor einer Bühne hält eine Person ein großes Plakat mit dem Portätfoto eines Mannes mit Schnauzbart hoch.

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Und nach gut vier Stunden Vernehmung verliert sie dann für einen Moment die Nerven. "Stehe ich hier vor Gericht?", herrscht sie die Vorsitzende Richterin an. Sie fühle sich, als sei sie selbst die Angeklagte. Wenig später wird die Vernehmung dann bis zum nächsten Tag unterbrochen.

Angehörige hoffen weiter auf neue Erkenntnisse

Für die Hinterbliebenen, die nach Dresden gekommen sind, geht damit ein weiterer Tag vor Gericht zu Ende, den sie als herbe Enttäuschung in ihrem Kampf um Aufklärung empfinden.

"Es war ein sehr schwieriger Tag, weil ich mit großen Hoffnungen gekommen bin und nun auf viele Fragen wieder keine Antworten gehört habe", sagt die Tochter des ermordeten Mehmet Kubaşık als sie das Gerichtsgebäude am Nachmittag verlässt.

Am nächsten Tag will sie trotzdem wiederkommen, wenn Beate Zschäpe weiter aussagen soll. Die Hoffnung, doch noch neue Erkenntnisse zu bekommen, sie bleibt.

Leon Fried ist Reporter in der ZDF-Redaktion Recht und Justiz.

Über dieses Thema berichtete heute in Deutschland am 3.12.2025 ab 14:00 Uhr.

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