Zweitmarkt für Hermès und Co.:Wie der Boom bei Luxus-Handtaschen Betrüger anlockt
von Bettina Blaß
Ava M. brachte Frauen mit gefälschten Luxustaschen und emotionaler Manipulation um Hunderttausende Euro. Betrug gelingt, weil der Zweitmarkt für Hermès und Co. boomt.
Eine Berlinerin dealt jahrelang mit Luxushandtaschen von Hermès & Co. Die wohlhabenden Käuferinnen vertrauen der charismatischen Frau. Bis herauskommt: Etliche der Modelle sind Fälschungen.
06.12.2025 | 44:11 minLuxus-Handtaschen sind nicht nur teuer, sondern auch schwer erhältlich. Es dauere Jahre, bis man beispielsweise eine Birkin bei Hermès kaufen könne, erklärt Oliver Stück, Gründer der Online-Plattform SACLÀB, in der ZDFinfo-Dokumentation "Die smarten Verführer - Verlockende Deals mit Luxus-Handtaschen". Und noch dazu sollte man langjähriger Kunde sein. Wer diese Voraussetzungen nicht erfüllt, schaut sich auf dem Zweitmarkt um.
Auch hier sind die Preise enorm, denn eine Birkin sei auch auf dem Zweitmarkt schwer zu finden. "10.000 Euro ist für eine Birkin 30 im Togo-Leder ungefähr der heutige Ladenpreis", sagt Stück. Sobald man den Laden verlasse, könne die Tasche bis zu 20.000 Euro wert sein, je nach Größe und Lederart, so Oliver Stück.
Luxushandtaschen werden bei der jungen Generation immer beliebter. Geschicktes Online-Marketing und eine kostengünstige Produktion bescheren den Unternehmen Umsatzrekorde.
16.07.2024 | 2:20 minLuxus lockt Betrüger an
Bei solchen Summen ist es kein Wunder, dass sich auf dem Markt auch viele Betrüger tummeln - wie Ava M. aus Berlin. Die Staatsanwaltschaft ermittelt seit 2022 gegen Ava M. - wegen 95 Taschenverkäufen mit einem Verkaufsvolumen von 615.000 Euro.
Eines ihrer Opfer ist im Herbst 2021 mit Ava M. über eine Anzeige bei Ebay in Verbindung gekommen. Wir nennen sie Sylvia B. Die beiden Frauen tauschten Handynummern, Ava M. hat Sylvia B. sogar ihren Personalausweis gezeigt, damit diese sich sicher fühle.
Wie nachhaltig sind It-Bags? ZDF-Umweltreporter Andreas Stamm erklärt, wie kostengünstige Luxus-Handtaschen produziert werden und dann bei uns auf den Markt kommen.
11.07.2024 | 3:38 minFreundschaftliches Verhältnis aufgebaut
Dann bot Ava M. Sylvia B. eine rote Birkin über WhatsApp an. Das Foto dazu zeigte die Tasche an ihrem Arm, der teure Schmuck am Handgelenk setzte die Birkin zusätzlich in Szene. Der Preis: 4.500 Euro, also deutlich günstiger als üblich. Weil Sylvia B. nicht sofort anbiss, machte Ava M. Druck: Viele Freundinnen hätten die Tasche gern, sie möchte aber, dass Sylvia B. sie bekomme.
Sylvia B. fuhr für die Tasche 500 Kilometer nach Berlin, war sogar im Haus von Ava M. in einem noblen Villenviertel. Gemeinsam kauften die Frauen auf dem Ku'damm ein und gingen essen. Sie sei reich geschieden, erzählte Ava M. Sylvia B.
Die erste Birkin Bag von Hermès wurde für einen Auktionsrekord versteigert: 8,6 Millionen Euro. Das Modell Jane Birkin von 1984 gilt als Symbol für Luxus und Status und hat Kultcharakter.
11.07.2025 | 0:38 minDie beiden Frauen schrieben sich nach ihrem Treffen fast täglich. Es ging um die Kinder, Corona, Deko, gutes Essen, schöne Blumen. Scheinbar war eine Freundschaft zwischen ihnen gewachsen. Sylvia B. kaufte Ava M. weitere Taschen ab. Lange ahnte sie nichts davon, dass diese Fälschungen waren.
Hochwertige Superfakes von Luxus-Handtaschen
Sylvia B. ist nicht die Einzige, die auf die Luxustaschen-Betrügerin hereingefallen ist. Auch Jenny K. kaufte zwei von Ava M.s Taschen. Doch Jenny K., die seit Jahrzehnten Hermès-Taschen sammelt, wurde stutzig, als Ava M. ihr die angebliche Originalrechnung zur Handtasche schickte. Sie sei schlecht gedruckt gewesen, sagt Jenny K., und ließ die Taschen prüfen. Beide waren so genannte Superfakes.
Senada Berwe ist am Boden zerstört: Seit fast 30 Jahren bringt sie viele Opfer, um ihre Sammlung an Luxushandtaschen zu erweitern. Ihre 38 Hermès-Taschen wurden nun allesamt gestohlen.
20.08.2025 | 1:57 minDiese sind nicht so leicht zu erkennen wie Plagiate, die man in manchen südlichen Ländern an der Straße kaufen kann. "Also ich habe das Gefühl, dass bei sogenannten Superfakes die Leute, die es fälschen, auch wirklich viel Geld und Handarbeit reinstecken", sagt Oliver Stück. "Es werden die gleichen Fäden verwendet, um die Nähte zu machen, und teilweise auch eine ähnliche Leder-Gerbungstechnik, eine Färbung, die sehr, sehr nah an das Original rankommt."
Das sind auch ehrlicherweise hochwertig gearbeitete Produkte, die halt aber nicht von der Marke sind.
Oliver Stück, betreibt einen Online-Marktplatz für Second-Hand-Taschen
Allein bei SACLÀB kommen laut Stück pro Woche zwei bis drei Plagiate an. Kenner der Branche schätzen, dass bis zu 90 Prozent der online unter ihrem Namen gehandelten Designer-Handtaschen in Wirklichkeit Plagiate seien.
Influencer*innen beeinflussen die Kaufentscheidungen von vielen. Doch: Sie werben nicht immer nur für Originale, sondern auch für gefälschte Artikel.
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