Nach ZDF-Recherchen zu Menschenhandel:Gladbach beendet Kooperation mit Wettanbieter
von Lucas Eiler und Sebastian Galle
Illegale asiatische Wettanbieter sponsern Fußball-Bundesliga-Clubs. Nachdem das ZDF über Menschenhandel-Vorwürfe berichtet hatte, will Mönchengladbach die Zusammenarbeit stoppen.
Wer steckt hinter chinesischen Wettanbietern, die Partner deutscher Bundesliga-Clubs sind? Die Spur führt in eine kriminelle Unterwelt.
10.12.2025 | 43:13 min"Wir haben uns entschieden, dass wir die Zusammenarbeit mit dem Partner beenden werden", erklärt Borussia Mönchengladbachs Geschäftsführer Markus Aretz gegenüber der "Rheinischen Post". Seit 2023 kooperierten die Gladbacher mit dem chinesischen Wettanbieter AYX.
Recherchen für die ZDF-Dokureihe "Crime Factories" von "Die Spur" hatten ergeben: Der Gladbach-Sponsor AYX operiert im illegalen Online-Glücksspielmarkt. Der Wettanbieter ist nach IT-Analysen Teil eines chinesischen Cybercrime-Syndikats: der Yabo-Gruppe.
Ihr wird Geldwäsche, Menschenhandel und moderne Sklaverei vorgeworfen, etwa in Sihanoukville in Kambodscha. Hier gibt es berüchtigte Arbeitslager, in denen Menschen festgehalten werden.
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"Wir schauen uns die Partner so gut es geht an", erklärte Gladbachs Geschäftsführer Aretz gegenüber der "Rheinischen Post".
Wir haben uns in diesem Fall aufgrund der vorliegenden Berichte zu dem Schritt entschieden, da es mit unseren Grundsätzen als Klub nicht tragbar ist, die Zusammenarbeit fortzusetzen.
Markus Aretz, Geschäftsführer von Borussia Mönchengladbach
Wann dieser Schritt vollzogen wird, ist unklar, auf ZDF-Anfrage äußerte sich Mönchengladbach zunächst nicht. Derzeit verweist der Club noch auf seiner Website auf seinen internationalen Partner AYX.
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10.12.2025 | 28:46 minBayer 04 Leverkusen macht vorerst weiter
"Keines der Unternehmen, die mit Bundesliga-Vereinen zusammenarbeiten, verfügt über eine ordnungsgemäße Lizenz", sagt Sport-Investigativjournalist Philippe Auclair in der Doku. Denn neben Borussia Mönchengladbach haben auch Borussia Dortmund und Bayer 04 Leverkusen Sponsoring-Verträge mit Wettanbietern, die zum Cybercrime-Syndikat der Yabo-Gruppe gehören.
Bayer 04 Leverkusen hält an der Zusammenarbeit mit dem chinesischen Wettanbieter Kaiyun vorerst fest. Auf ZDF-Anfrage erklärte der Verein, die im Bericht dargestellten, kritischen Inhalte beriefen sich auf Indizien und anonyme Aussagen ohne direkten Bezug zum Partner. "Es gibt darüber hinaus keinerlei Hinweise auf polizeiliche bzw. juristische Verfolgung etwaiger Vorgänge. Eine offizielle Stellungnahme seitens einer der dortigen Behörden gibt es ebenfalls nicht."
In der zweiteiligen Recherche "Crime Factories" des ZDF-Dokuformats "Die Spur" erkunden Lucas Eiler und Sebastian Galle, welche kriminellen Machenschaften sich hinter den Mauern von Zwangsarbeitslagern in Südostasien abspielen. Die Doku "Die Schattenwelt der Bundesliga-Partner" können Sie am 10. Dezember um 22:15 Uhr im ZDF sehen oder jederzeit im ZDF-Streaming-Portal.
Die Partnerschaft sei im Vorfeld "von wirtschaftlicher und juristischer Seite als unbedenklich eingestuft worden". Der Verein erklärte: "Wir werden die Situation gemeinsam mit dem Partner fortlaufend prüfen und behalten uns vor, sie künftig auch anders zu bewerten".
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29.05.2024 | 28:58 minKeine Antwort von Borussia Dortmund
Auch Borussia Dortmunds chinesischer Wettpartner Xing Kong ist mit dem Cybercrime-Syndikat verbunden. Auf ZDF-Anfrage nach möglichen Konsequenzen der Recherche äußerte sich der Club bislang nicht. Die DFL, Organisator der Bundesliga, möchte sich ebenfalls nicht äußern, weder zur Entscheidung von Borussia Mönchengladbach, noch zu Bayer 04 Leverkusen oder Borussia Dortmund.
Die Kooperation mit asiatischen Wettanbietern war bisher kaum im Fokus der Öffentlichkeit - mit Gladbachs Ankündigung dürfte sie nun womöglich Gesprächsthema auf den Rängen werden, wenn heute Abend, am 15. Bundesliga-Spieltag, Borussia Dortmund auf Borussia Mönchengladbach trifft.
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