70 Jahre Mosaik-Heft: Mit den Abrafaxen um die Welt

70 Jahre Mosaik-Heft:Mit den Abrafaxen und den Digedags um die Welt

von Alexander Eschment

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"Mosaik" wird 70 Jahre alt. Bis heute ist die Comiczeitschrift aus der ehemaligen DDR populär. Die Comic-Figuren Abrafaxe sind mit ihren Abenteuern schon bei Heft 600 gelandet.

Das Mosaik-Comic-Heft, das die drei Abrafaxe mit ihren Knollnasen groß machte, gibt es inzwischen seit 70 Jahren.

Das Mosaik-Comic-Heft, das die drei Abrafaxe mit ihren Knollnasen groß machte, gibt es inzwischen seit 70 Jahren. Das Motto der Geschichten: Bloß weit weg von der Gegenwart.

21.12.2025 | 2:53 min

Der eine ist kühn und ein Draufgänger, der andere eher verkopft und manchmal etwas altklug, der Dritte im Bunde eher gemütlich und zuweilen tollpatschig, dafür aber ein guter Koch, was man ihm auch ansieht.

Was Abrax, Brabax und Califax verbindet, ist ihr Gerechtigkeitssinn. Gemeinsam sind sie die Abrafaxe, die Kobolde des 1955 in der DDR gegründeten Comics "Mosaik". In ihren monatlich erscheinenden Abenteuern reisen sie durch die Geschichte der Menschheit und durch die Zeit.

Erfolgsrezept: unpolitisch sein

Wo es für die drei Knollnasen langgeht, bestimmt heute Jens U. Schubert. Er stieß 1986 zum Mosaik-Team, zuerst als Zeichner. Ab den 1990er Jahren schrieb er immer öfter auch Texte, seit 2005 verantwortet er allein die Geschichten.

Schubert ist überzeugt, dass Mosaik nur deshalb seit 70 Jahren erfolgreich ist, weil es ausreichend Abstand zur Gegenwart hält. Man komme nicht in die Verlegenheit sich positionieren zu müssen. "Was wir erzählen wollen über menschliche Werte, über Menschsein überhaupt, das können wir mit Dingen in der Geschichte besser erzählen, einfach auch in dieser Spannung zwischen den Umständen, die Menschen zu anderen Zeiten an anderen Orten hatten."

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Frühere Mosaik-Ausgaben mit Anflug von Regimekritik

Der Historiker und Pfarrer Matthias Friske sieht es ähnlich, ergänzt aber, dass es in den frühen Mosaik-Ausgaben durchaus auch eine subversive und regimekritische Note gab, vor allem für Leserinnen und Leser, die zwischen den Zeilen lesen konnten.

Als Beispiel nennt er eine Szene aus dem Heft "Das vergoldete Krokodil": "Wenn der Chor der Schmeichler da irgendwelche Lieder singt und den Kaiser lobt, hätte man die genauso auch auf Walter Ulbricht deuten können." Ulbricht war einer der mächtigsten Politiker der DDR, übernahm ab 1949 erst die Macht in der Staatspartei SED und später dann die Führung des Landes.

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Mosaik-Comic statt "Schund aus dem Westen"

In dieser Zeit wird auch das Mosaik gegründet. Der Künstler Hannes Hegen arbeitet ab 1955 in Ostberlin mit seinem Team an den ersten Figuren und Geschichten. Am 23. Dezember 1955 erscheint die Erstausgabe "Die Jagd nach dem Golde". Seine Helden hießen damals noch Dig, Dag und Digedag, die Vorgänger der Abrafaxe.

Matthias Friske hat zur Geschichte der Digedags und ihres Erfinders geforscht und ein Buch veröffentlicht. Er sagt:

Als nach Stalins Tod dieses Tauwetter losging, hat man tatsächlich überlegt, ein eigenes sozialistisches Comic diesem "Schund und Schmutz", wie man es nannte, aus dem Westen entgegenzusetzen.

Matthias Friske, Historiker und Pfarrer

Es war ein historischer Glücksmoment, in dem Hegen das Mosaik gründen konnte.

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Zwei Drittel der Hefte werden im Osten gekauft

Er hatte schnell Erfolg damit. Bis Mitte der 1970er Jahre stieg die Auflage auf über eine halbe Million Hefte. In dieser Zeit überwarf sich Hegen jedoch mit dem Verlag und dem Team. Der Verlag übernahm die Mitarbeiter. Sie entwickelten die Abrafaxe, die einem ähnlichen Konzept wie ihre Vorgänger folgten.

Inzwischen sind die drei Figuren bei Heft 600 angekommen, haben das Ende der DDR überlebt und begeistern immer noch viele Leserinnen und Leser. Rund 100.000 Hefte verkauft ihr heutiger Verlag jeden Monat.

Das Mosaik zählt damit zu den auflagenstärksten Comics in Deutschland. Rund zwei Drittel der Hefte werden noch immer im Osten Deutschlands verkauft. Dabei ist ein Grund, der früher viele Leserinnen und Leser faszinierte, gar nicht mehr gegeben: Viele reisten mit dem Mosaik in Gedanken um die Welt, in einem Land, in dem es keine Reisefreiheit gab. "Na klar", sagt Friske, "man ist mit den Abrafaxen in Gedanken ausgereist".

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Nicht anmaßend, nicht belehrend

Ein Merkmal ist aber geblieben: die Art und Weise, wie die drei Freunde um die Welt ziehen. Diese Erzählweise sei einzigartig, sagt Klaus D. Schleiter, der heutige Verlagschef.

Weil man nicht eine Kritik an irgendwelchen Ländern hat, sondern immer Gast in diesem Land ist und nur erzählt, was man dort erlebt, den Leserinnen und Lesern das Land nahebringt.

Klaus D. Schleiter, Mosaik-Verlagschef

Für ihn war diese Sicht auf die Welt ohne erhobenen Zeigefinger einer der Gründe, das Magazin und sein Team nach der Wiedervereinigung zu übernehmen.

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Dass in den Heften noch Wissen über Geschichte und Naturwissenschaft vermittelt werden in einer Sprache, die Jüngere und Ältere anspricht, überzeugte ihn ebenfalls. Bis dahin hatte der damalige Westberliner als Unternehmer in der Werbung gearbeitet.

Über die Zukunft des Mosaik macht sich Schleiter keine Sorgen. Sein Grossist habe ihm vor ein paar Tagen erzählt, dass der Jugendprintmarkt im vergangenen Jahr um 15 Prozent zurückgegangen sei. "In der gleichen Zeit haben wir im Verkauf um 7,5 Prozent zugelegt", sagt Schleiter. Und Ideen für Geschichten gebe es noch zur Genüge.

Alexander Eschment berichtet aus dem ZDF-Studio in Berlin und Potsdam.

Über dieses Thema berichtete das heutejournal am 21.12.2025 ab 21:45 Uhr.
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