Besonderer Unterricht in Potsdam:Mauerfall als Comic: Zeichnen und in Geschichte eintauchen
von Katrin Lindner
Über 30 Jahre liegt der Mauerfall zurück. Für Jugendliche ist das sehr lange her. Wie vermittelt man Geschichte, die so schwer vorstellbar ist? Berliner Comiczeichner helfen.
Comics statt Geschichtsbuch: Potsdamer Schüler zeichnen in einem Projekt Comics über den Mauerfall. Die Organisatoren hoffen damit, DDR-Geschichte erfahrbarer zu machen.
08.11.2025 | 2:40 minViele Stifte, viel Papier, lauter Skizzen, auf den ersten Blick sieht es im Klassenraum nicht nach Geschichtsunterricht aus. Eine Zeichnung an der Wand verrät, worum es geht: um den Mauerfall. Die Schülerinnen und Schüler der Marienschule in Potsdam sitzen über ihren Blättern und malen Comics über eine Zeit, die nun weit über 30 Jahre zurückliegt.
Schüler-Comics zu Angst und Privatsphäre in der DDR
Die 16-jährige Wiebke Söllenböhmer erklärt, was sie gemalt hat: "Auf der einen Seite habe ich ein Rednerpult gemalt mit einem Redner, der sehr verängstigt schaut, der eine Waffe an den Kopf gehalten bekommt." Sie meint, das sei sehr dramatisch dargestellt. Es solle zeigen, dass man um sein Leben bangen musste, wenn man etwas Falsches gesagt hat.
Mima-Reporterin Cornelia Schiemenz hat zwei Menschen getroffen, die den Mauerfall 1989 in völlig unterschiedlichen Lebenssituationen erlebten – und für die dieser Tag trotzdem alles verändert hat.
07.11.2025 | 3:38 minNeben ihr beugt sich die 16-jährige Valierie Fiettien über eine Zeichnung mit zwei Häusern. Eine zeigt die Zeit nach dem Mauerfall, eine die Zeit davor. Sie hat zusammen mit einer anderen Schülerin eine Zeichnung zum Thema Privatsphäre angefertigt. "Wir wollen darstellen, dass in der DDR unmöglich war, seine Türen zu verschließen, also wir wollten bildlich darstellen, dass man überall reinschauen kann, dass man jede Person beobachten kann."
"Wie kann man Freiheit darstellen?"
Es geht um Menschenrechte. Die Comiczeichner Susanne Buddenberg und ihr Kollege Thomas Henseler setzen mit den Jugendlichen die Zeit vor und nach der Wende bildlich um. Thomas Henseler fragt die Klasse: "Wie kann man Reisefreiheit darstellen, wie kann man Freiheit an sich darstellen - habt ihr da Ideen?"
Berliner Comiczeichner helfen Schülern den Mauerfall näher zu bringen.
Quelle: ZDFDie Künstler von "Zoom und Tinte" aus Berlin malen seit vielen Jahren DDR-Geschichte als Comics. Sie wissen, wer zeichnet, kann viel besser in die Vergangenheit eintauchen. Denn man muss sich in Personen hineinversetzen - und das ist intensiv. Thomas Henseler erklärt:
Gerade wenn es auch um Figuren geht, muss ich mich in die Figuren hineindenken. Empathie ist da ganz wichtig.
Thomas Henseler, Comiczeichner
"Und das Tolle ist, wenn ich eine Zeichnung habe, dann muss ich auch noch einmal drauf schauen und habe die Information wieder", so Henseler. Das sei ganz anders, als wenn man nur einen Text vor sich liegen habe. Der Unterricht von Henseler und Buddenberg wird unterstützt durch die Bundesstiftung Aufarbeitung und die Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der Kommunistischen Diktatur.
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08.04.2025 | 9:36 minBrandenburg: Mehr Zeit für Friedliche Revolution im Lehrplan
Viele Jahre erhielt die Wende nicht den Stellenwert im Unterricht, den sie verdient hat, erklärt Susanne Dahlitz, Geschichtslehrerin an der Katholischen Marienschule in Potsdam.
Das Land Brandenburg hat das geändert: Die Friedliche Revolution und ihre Oppositionsgruppen, die sie vorantrieben, werden im Lehrplan mehr Zeit bekommen. Das freut die Lehrerin, die nur wenige Meter vom ehemaligen Mauerstreifen unterrichtet: "Das finde ich wichtig, dass sie das wissen." Und dass sie lernen, "dass auch die Demokratie geschützt werden muss".
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03.10.2025 | 2:24 minAuf einem Bild steht geschrieben: "Looking for freedom", dabei haben die Schüler an den Song von David Hasselhoff gedacht. Die Wende war ein Wendepunkt in Sachen Menschenrechte. Und was die Jugendlichen heute haben - selbstverständlich ist das alles nicht. Schüler Henri Vogt meint nachdenklich:
Es kann ja gut sein, dass es irgendwann mal wieder passiert, dass es so was Ähnliches wie die DDR gibt. Deswegen sollte man auch immer ein bisschen darüber nachdenken, wie das dann ablaufen würde.
Henri Vogt, Schüler
An diesem Wochenende werden sie ihre Comics an einem ehemaligen Mauerstreifen präsentieren. Und dann werden die Schüler auch der Toten der Berliner Mauer gedenken.
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