Baden mit Verantwortung: Wie Seen vom Schutz profitieren
Freizeit an Seen und Flüssen:Kann Badespaß die Umwelt sogar schützen?
von Bianca Mareike Hugo
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Unbestritten: Freizeit am Wasser bringt oft Probleme für die Umwelt. Dabei können Seen und Flüsse vom Badebetrieb sogar profitieren - wenn dadurch auch die Natur im Blick bleibt.
Beim Baden an Seen und Flüssen hat die Umwelt oft das Nachsehen. Da Badegewässer besser überwacht werden, kann sie aber auch profitieren.
Quelle: dpa
Ein Sommertag am See - Menschen genießen das kühle Wasser, Kinder spielen am Ufer, Kanus ziehen ihre Bahnen. Doch während wir entspannen, gerät die Natur oft unter Druck: Müll bleibt zurück, Tiere werden gestört und Pflanzen verdrängt. Auf der anderen Seite: Weil diese Gewässer oft besonders gut überwacht werden, kann der Natur im Notfall auch geholfen werden.
Fakt ist: Aktivitäten wie Baden oder Picknicken belasten in der Regel empfindliche Lebensräume an Seen und Flüssen. Laut einer Studie des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie (IGB) haben Bootsverkehr und intensive Ufernutzung die größten negativen Auswirkungen auf Süßwasserökosysteme.
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"Die Freizeitnutzung ist natürlich erstmal einfach eine Störung des Habitats", erklärt Prof. Karsten Rinke vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ). Wasservögel zum Beispiel bräuchten ihre Ruhe, um zu brüten. Besonders problematisch sei der Müll. Gerade an nicht-offiziellen Badestellen fehle häufig jegliche Infrastruktur, wodurch dieser oft liegen gelassen würde.
Am besten sollten nur ausgewiesene Badestellen genutzt werden. Die verfügen über Mülleimer oder sanitäre Anlagen und sind meist besser geschützt. Sensible Lebensräume für Pflanzen und Tiere am Ufer sollten dagegen gemieden werden. Grundsätzlich gehört Müll natürlich in den Eimer oder muss mitgenommen werden. Und: Es sollten Sonnencremes ohne schädliche Chemikalien wie Octocrylene verwendet werden, da diese empfindlichen Organismen im Wasser schaden können.
Badegewässer werden häufig kontrolliert
In Deutschland gibt es nach Angaben des Umweltbundesamts rund 2.000 gemeldete Badegewässer. Diese Badestellen müssen bestimmte Richtlinien erfüllen. Wenn ein Gewässer zu einem offiziellen Badegewässer erklärt wird, erfolgt eine regelmäßige Kontrolle.
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Und genau das kann auch Vorteile für die Umwelt haben. Denn die Seen und Flüsse werden auf Keime oder Schadstoffe wie Ölreste aus Booten untersucht. Das ermögliche eine Früherkennung von Umweltbelastungen. "Es können geeignete Maßnahmen ergriffen werden, um diese Belastungen abzustellen oder zu vermindern", erklärt das Umweltbundesamt.
Dazu zählen zum Beispiel Maßnahmen, um die natürlichen Gegebenheiten wiederherzustellen. Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit zum Beispiel betont, dass "erhebliche Mittel" in die Renaturierung bayerischer Flüsse investiert worden seien. So würde nicht nur das Infektionsrisiko für Badende verringert, sondern auch die gesamte ökologische Qualität des Gewässers verbessert.
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Ein Beispiel sei die Isar: Durch die Desinfektion von Abwasser werde das Risiko für Badende gesenkt. Gleichzeitig würden solche Sanierungen dazu beitragen, schädliche Nährstoffe zu reduzieren und das natürliche Gleichgewicht im Ökosystem zu bewahren.
Kritik: In erster Linie Schutz der Badenden im Mittelpunkt
Prof. Karsten Rinke allerdings sieht solche Behauptungen kritisch: "Die regelmäßige Kontrolle überprüft vor allem die hygienische Qualität des Wassers", erklärt er. Da die Maßnahmen eben auf den Schutz der Badenden abzielten, würden auch nur die entsprechenden Parameter untersucht, wie beispielsweise Fäkalkeime.
Das würde aber nicht reichen, um umfassende Aussagen über den ökologischen Zustand der Gewässer treffen zu können. Oft seien sogar Gewässer mit guter Badewasserqualität in einem schlechten ökologischen Zustand, etwa, wenn sie mit zu vielen Nährstoffen belastet.
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Und dieser Zustand gerät immer mehr unter Druck. Neben menschlichen Eingriffen wird auch der Klimawandel zunehmend zur Belastung für Gewässer. Langzeitmessungen des IGB zeigen, dass die Oberflächentemperatur deutscher Seen pro Jahrzehnt um etwa 0,5 Grad Celsius steigt. Das verlängert die Badesaison und dementsprechend auch die Nutzung.
Gefahr durch Algenblüte in Seen und Flüssen
Dazu komme, dass höhere Temperaturen das Algenwachstum fördern, so Rinke. Im wärmeren Wasser können sich Algen schneller vermehren und in großen Mengen auftreten, was als Algenblüte bekannt ist. Diese Blüten können das Wasser trüben und schädliche Substanzen freisetzen, die sowohl die Wasserqualität als auch die Gesundheit von Menschen und Tieren gefährden.
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Und trotzdem können auch Badegäste aus seiner Sicht der Umwelt helfen. Das zeigt der Blick nach England. Dort melden Bürger*innen über Apps den Zustand von Seen oder Flüssen - etwa, ob das Wasser trüb ist oder tote Fische gesichtet wurden. Diese Informationen werden zentral bei Behörden erfasst, wodurch Probleme frühzeitig erkannt und angegangen werden können.