Update am Abend:Weichenstellung in Nahost und bei der Bahn
Guten Abend,
in New York beginnt heute Abend die Generaldebatte der 80. Vollversammlung der Vereinten Nationen. Deutschland wird von Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) vertreten, der spricht allerdings erst am Samstag im Plenum. Mit Spannung erwartet wird die Rede von US-Präsident Donald Trump gleich am Dienstag, von der Klarheit erhofft wird über den weiteren Kurs der Regierung in Washington in der Weltorganisation.
Dominiert werden dürfte die Debatte aber vor allem vom Nahost-Konflikt und dem Ringen um eine Zweistaatenlösung. Mehrere westliche Länder - darunter Großbritannien, Kanada, Australien und Portugal - haben diesen Schritt zuletzt vollzogen. Frankreich signalisiert ebenfalls Bereitschaft. Deutschland dagegen hält an seiner Linie fest: Eine Anerkennung komme nur "am Ende eines Prozesses" in Richtung einer Zwei-Staaten-Lösung infrage, so Regierungssprecher Sebastian Hille. Außenminister Wadephul betonte, zunächst brauche es einen Waffenstillstand in Gaza und neue Verhandlungen.
Zwei-Staaten-Lösung, was war das nochmal? Unser Erklärvideo erzählt die jahrzehntelange Geschichte des Prozesses:
03.09.2025 | 1:19 min
Doch aus der Opposition wie auch aus der Koalition mehren sich Stimmen, die einen Kurswechsel fordern. Die Linke verlangt von der Bundesregierung ein klares Signal und spricht von "Mut in dieser Stunde". Auch SPD- und Grünen-Politiker mahnen, Berlin dürfe sich nicht isolieren und müsse eine stärkere Rolle in der internationalen Debatte spielen. Zugleich wird die israelische Offensive auf Gaza-Stadt von vielen als kontraproduktiv kritisiert - auch Wadephul nennt sie "den völlig falschen Weg".
Während die UN-Vollversammlung also nach Wegen für eine Zwei-Staaten-Lösung sucht, bleibt Deutschland zwischen internationalem Druck, europäischer Geschlossenheit und der eigenen Vorsicht in der Nahostpolitik weiter hin- und hergerissen.
- Übersicht in einer Grafik: Wer sich wie positioniert in der Palästina-Frage
Frischer Wind für die Schiene
Nach 190 Jahren Bahngeschichte soll erstmals eine Frau an die Spitze des Konzerns: Evelyn Palla wurde als neue Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn vorgeschlagen. Die 52-Jährige gilt als erfahrene Managerin, die sowohl den Blick von außen mitbringt - unter anderem von den Österreichischen Bundesbahnen - als auch das Unternehmen von innen kennt. Ihr Ass im Ärmel gegenüber der Belegschaft: Sie hat nebenbei den Lokführerschein gemacht - und könnte wohl als einzige im Bahn-Vorstand einen Zug fahren.
Mit ihr verbindet sich die Hoffnung, dass die Bahn trotz Sanierungsstau und verfehlter Pünktlichkeitsziele neue Impulse erhält. Scheitern könnte das allerdings noch am Veto der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), die will mit ihrem "Nein" allerdings nicht Palla sondern den designierten Chef der Infrastrukturgesellschaft DB InfraGo, Dirk Rompf, verhindern.
22.09.2025 | 2:19 min
An dieser Stelle könnten wir jetzt also über die Bahn herziehen und persönliche Anekdoten von Unpünktlichkeit und verpassten Anschlüssen erzählen. Das wäre einfach und jeder kann ein bisschen mitmeckern. Doch es gibt auch Positivbeispiele: Die Gäubahn zwischen Stuttgart und Zürich ist so eines. Sie war 2024 die pünktlichste Strecke im Fernverkehr. Gründe dafür sind eine weniger überlastete Infrastruktur, teilweise ausgebauter zweigleisiger Betrieb und robuste Fahrzeugtechnik.
Es geht also auch anders. Mit der neuen Bahn-Chefin soll aus diesem Einzelfall der Gäubahn wieder die Regel werden, dass Züge in Deutschland nicht für Frust, sondern für Verlässlichkeit stehen. Man darf sich ja mal etwas wünschen.
- Finanzexpertin mit Lokführerschein: Die neue Chefin bei der Bahn
- Pünktliche Züge: Was die Gäubahn anders macht
Lernen fürs Leben, nicht für die Schule
Und wenn wir schon so positiv unterwegs sind: Auch ein Projekt an der Taunusschule im hessischen Bad Camberg geht mit gutem Beispiel voran. Mit dem Schulfach "Fit for Life" lernen die Schülerinnen und Schüler, wie man eine Steuererklärung richtig macht und welche Fallstricke bei der Suche nach der ersten eigenen Wohnung zu beachten sind. Was die Jugendlichen davon halten, erzählen sie am besten selbst in unserem Beitrag:
22.09.2025 | 1:49 min
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Zahlen des Tages
5,7 Milliarden. So viele Fahrgäste waren im ersten Halbjahr des Jahres im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) unterwegs. Nach dem Boom durch die Einführung des Deutschlandtickets vor drei Jahren wächst die Zahl der Fahrgäste mittlerweile kaum noch. Nur im Fernverkehr wurde mehr gefahren als bisher.
- Statistik zum ersten Halbjahr: Fahrgastzahl in Bus und Bahn steigt kaum noch
Gesagt
Wenn ich vielleicht einen kleinen Beitrag dazu leisten kann, dass ein Jugendlicher, der total verzweifelt ist und seinem Leben ein Ende setzen will, plötzlich doch eine Zukunftsperspektive sieht, weil ein Fußballfunktionär offen mit dem Thema umgeht, dann ist schon viel gewonnen.
Alexander Wehrle, Vorstandsvorsitzender beim VfB Stuttgart
Alexander Wehrle wirbt für Normalität beim Thema schwule Fußballer. Der Vorstandsvorsitzende des VfB Stuttgart ist die einzige offen homosexuell lebende Bundesliga-Führungskraft. Im Gespräch mit ZDFheute spricht er über die Strukturen, an denen das liegt.
- Homophobie im Profifußball: "Jeder Profi hat eine Vorbildrolle"
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Streaming-Tipps für den Feierabend
Thomas Emmrich ist der beste Tennisspieler der DDR. Er schlägt Weltklassespieler, aber in Wimbledon antreten darf er nicht. Der Staat erklärt seinen Sport für überflüssig und verbietet es ihm. Die Mauer trennt ihn von seinem Traum, aber er gibt nicht auf. "Großes Tennis - Made in East Germany" erzählt die beeindruckende Geschichte der vergessenen Tennis-Stars aus Ostdeutschland. (Vier Folgen à 28 min)
19.09.2025 | 25:44 min
2025 ist Wladimir Putin ein Vierteljahrhundert an der Macht. Aber wie ist er dorthin gekommen? "Terra X History" blickt hinter die Kulissen seiner Autorität und erzählt in der Doku-Serie "Der Pate von St. Petersburg" von Putins Aufstieg in einer der gefährlichsten Städte der Welt der 1990er Jahre. (Vier Folgen à 30 min)
21.09.2025 | 33:01 min
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