Fünf Prominente mit Depression:Wenn Berühmtheit nicht vor Depression schützt
Was haben Churchill, Marilyn Monroe und Sisi gemeinsam? Sie sind Ikonen der Geschichte, berühmt und bewundert. Doch hinter dem Glamour hatten sie eine andere Seite - Depressionen.
Leon Windscheid spricht mit der Psychoanalytikerin Erika Freeman, die nicht nur Marilyn Monroe, sondern auch Woody Allen, Marlon Brando und viele andere Hollywood-Stars behandelte.
09.10.2025 | 43:45 minSchon Sisi sagte man schwere Melancholie nach. Diese Melancholie, die man bereits damals als psychische Krankheit begriff, bekam erst im Laufe des 19. Jahrhunderts den Namen Depression. Seit dem tragischen Tod von Torwart Robert Enke scheint sich etwas in Deutschland zu verändern: Immer mehr Menschen berichten in der Öffentlichkeit über ihre Depressionen. Wie war das in der Vergangenheit? Wie gingen die Menschen damals damit um? Fünf Beispiele von berühmten Persönlichkeiten.
Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn (1837-1898)
Die österreichische Kaiserin verabscheute die Rituale der Monarchie und das Leben bei Hofe, sie fühlte sich eingesperrt. Sisi ergriff die Flucht - eine Sucht, die lebenslang anhielt. Ruhelos reiste sie durch Europa und den Orient. Ihre Tochter Sophie starb als Kleinkind, ihr Sohn Rudolf nahm sich das Leben. Sisi zeigte immer mehr Verhaltensweisen, die sich aus heutiger Perspektive auf eine Essstörung und Depression zurückführen lassen. Gerade ihr Körperkult, ihre Hungerkuren, ihre Neigung zu Extremsport, bei dem sie oftmals ihr Leben riskierte, und ihre Rastlosigkeit erscheinen wie eine Ausflucht aus ihren Seelenqualen.
Depressionen sind mehr als eine vorübergehende Verstimmung. Wann betroffene Hilfe brauchen und was Angehörige tun können: Psychotherapeutin Nadine Zehender im Gespräch.
26.11.2024 | 17:17 minWinston Churchill (1874-1965)
Der zweimalige Premierminister Großbritanniens erlebte immer wieder Phasen von anhaltender Niedergeschlagenheit. Winston Churchill nannte diese schwierigen Zeiten "Besuch vom schwarzen Hund", den er mit Spaziergängen, Landschaftsmalerei und Alkohol bekämpfte. Waren die depressiven Phasen vorüber, entwickelte Churchill eine hohe Dynamik. Dann arbeitete er rund um die Uhr. Churchill akzeptierte seinen psychischen Zustand, ohne viel zu klagen. Seine berühmte Metapher für seine Depression verhalf der Krankheit zu Aufmerksamkeit.
Depressionen können wirklich jeden treffen.
Leon Windscheid, Psychologe
Gerade wenn man sehe, "dass auch Persönlichkeiten, die wir als Helden, Stars oder große Köpfe der Geschichte wahrnehmen, betroffen gewesen sein könnten, hilft das, das Thema besser zu verstehen", erklärt Psychologe Leon Windscheid.
Konrad Adenauer (1876-1967)
Konrad Adenauer ist eine Ikone der deutschen Nachkriegsgeschichte, nur wenige wussten von wechselvollen Gemütszuständen des Politikers. Sohn Paul berichtete von depressiven Zügen seines Vaters und notierte ins Tagebuch: "Er hatte um zwei Uhr ein Pervitin genommen, und nun nimmt er seine 15 verschiedenen Schlafmittel und andere Medikamente in einem Löffelchen, um schlafen zu können." Zu diesem Zeitpunkt, 1964, war Konrad Adenauer vor gut einem Jahr aus dem Kanzleramt ausgeschieden. Inzwischen sind 200 bislang unbekannte Briefe aufgetaucht, in denen Adenauer von Einsamkeit, Schlaflosigkeit, inneren Kämpfen und der belastenden politischen Verantwortung schreibt.
Wenn ich ein Leben auf der Überholspur führe, dann habe ich ein größeres Depressionsrisiko, weil meine Stressbiologie immer hoch ist.
Prof. Dr. Mazda Adli, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie
Aufgrund einer schweren Depression zog sich der deutsche Star-DJ vor acht Monaten aus der Öffentlichkeit zurück. Nun ist er wieder da und spricht im ZDF-Interview erstmals über seine Auszeit.
01.07.2025 | 2:41 minMarilyn Monroe (1926-1962)
Bis zu ihrem 16. Lebensjahr wuchs Marilyn Monroe in wechselnden Pflegefamilien und immer wieder in Heimen auf. Ihr ganzes Leben lang auf der Suche nach Geborgenheit, flüchtete sie sich in insgesamt drei Ehen. Zahllose Affären wurden ihr nachgesagt, viele Männer nutzten die Labilität der jungen Frau aus, die immer mehr Alkohol und Medikamente konsumierte. 1961 ging dann nichts mehr, sie konnte nicht mehr schlafen und war schwer depressiv. Die Ärzte vermuteten, sie sei bipolar. Am Morgen des 5. August 1962 fand die Haushälterin Marilyn Monroe tot in ihrem Haus. Der Star starb an einer zu hohen Dosis Schlafmittel.
Psychologe Leon Windscheid führt in der Doku "Weltberühmt und depressiv - Von Sisi bis Adenauer" anhand von Prominenten durch die Geschichte der Krankheit Depression. Zu sehen am 21. Oktober um 20:15 Uhr im ZDF oder jederzeit im ZDF-Streaming-Portal.
Robert Enke (1977-2009)
Robert Enke war auf dem besten Weg, die deutsche Nummer eins für die Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika zu werden. Doch immer wieder holten ihn schwere Depressionen ein, die er verheimlichte, so gut es ging. Nur seine Frau Teresa, sein Berater und ein Mannschaftskollege wussten von der Krankheit. Klinikaufenthalte lehnte er ab - aus Angst, stigmatisiert zu werden und seinen Job zu verlieren. Das Versteckspiel um seine Krankheit trieb ihn immer tiefer in die Ausweglosigkeit, die er offenbar empfand. Sein letztes Spiel absolvierte Robert Enke am 8. November 2009. Zwei Tage später nahm er sich das Leben.
Am Krankenhaus von Bolesławiec läuft ein Pilotprojekt. Um Depressionen vorzubeugen, erkunden Dialysepatienten während der vierstündigen Behandlung vom Bett aus per virtueller Realität die Welt.
05.09.2025 | 2:06 minSie wollen auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie beim ZDFheute-WhatsApp-Channel richtig. Hier erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Zur Anmeldung: ZDFheute-WhatsApp-Channel.
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