Expedition: Mit dem Segelboot in die Antarktis zu Danger Islands

Expedition deutscher Wissenschaftler:Mit dem Segelboot in die Antarktis zu den Danger Islands

Carsten Behrendt, ein weißer Mann mit kurzen braunen Haaren in grauer Funktionsjacke macht ein Selfie auf einem Segelboot.

von Carsten Behrendt, Ushuaia, Feuerland

|

Ein Team aus Forschenden und Seglern bricht auf zu den Danger Islands - einem unerforschten Ort voller Pinguine und Herausforderungen am Ende der Welt.

Segelboot das im Hafen liegt

Expeditionen zur Antarktis starten für gewöhnlich auf großen Schiffen. Um die kleinen "Danger Islands“ zu erforschen, macht sich ein Forschungsteam nun mit Segeln auf den Weg.

16.11.2025 | 3:04 min

Ushuaia, Feuerland: Die südlichste Stadt der Welt nennt sich selbst das "Ende der Welt". Von hier aus startet ein ungewöhnliches Abenteuer: Mit einem 26 Meter langen Segelboot, der "Malizia Explorer", bricht ein Team aus 14 Menschen zu einer Expedition in die Antarktis auf.

Ziel sind die Danger Islands - ein abgelegenes Archipel aus sieben kleinen Inseln, das erst vor sechs Jahren in den Fokus der Forschung rückte. Damals entdeckten Wissenschaftler dort die weltweit größte Kolonie von Adelie-Pinguinen: über eine Million Brutpaare auf nur fünf Quadratkilometern.

Ziel ist Schutz der Pinguine

"Die Inseln sind unberührte Wildnis", sagt Osama Mustafa vom Thüringer Institut für Nachhaltigkeit und Klimaschutz.

Unser Hauptziel ist es, die riesige Pinguinkolonie zu bewahren.

Osama Mustafa, Thüringer Institut für Nachhaltigkeit und Klimaschutz

Dafür will der Polarexperte aus Jena mit seinem Team Drohnen einsetzen, um die Tiere zu zählen und Gesteinsproben zu sammeln. Währenddessen will Vogelexperte Simeon Lisovski vom Alfred-Wegener-Institut den Pinguinen Blutproben entnehmen, um sie auf Krankheiten wie die Vogelgrippe zu untersuchen.

Gruppenfoto der Crew der Expedition.

Sieben Wissenschaftler, vier Segler und drei Journalisten sind an Bord der "Malizia Explorer".

Quelle: Esther Horvath

Meilenstein für den deutschen Umweltschutz

Die Expedition ist ein Meilenstein für den deutschen Umweltschutz. 2024 wurden die Danger Islands als erstes deutsches Schutzgebiet in der Antarktis ausgewiesen. "Wir haben fünf Jahre daran gearbeitet", sagt Fritz Hertel vom Umweltbundesamt.

Er ist Mitglied des Polarteams, zuständig für die Genehmigung von deutschen Expeditionen und touristischen Aktivitäten in der Antarktis. Sogar seine eigene Mission musste das Amt prüfen, denn der Zugang zu den Danger Islands ist nur mit Sondergenehmigung erlaubt:

Jetzt können wir das Gebiet, das wir bislang aus der Ferne vom Schreibtisch aus erkundet haben, endlich selbst sehen und erleben.

Fritz Hertel, Umweltbundesamt

Grafikvideo starten, das den Klimawandel am Südpol erklärt.

Expedition zu den Danger Islands: Forschende segeln in die Antarktis und beobachten Pinguine, um die Folgen des Klimawandels besser zu verstehen.

14.11.2025 | 2:32 min

Die Verantwortung ist groß: Deutschland hat sich verpflichtet, das Gebiet regelmäßig zu überwachen. Die Pinguine gelten als Indikatoren für den Zustand des antarktischen Ökosystems - ihre Zahl verrät viel über die Auswirkungen des Klimawandels.

"Malizia Explorer": Die umgebaute Segelyacht

Ihr Boot, die "Malizia Explorer", ist kein klassisches Forschungsschiff, sondern eine umgebaute Segelyacht. Sie gehört Deutschlands bekanntestem Hochsee-Rennsegler Boris Herrmann. Segelboote, sagt er, seien klimafreundlicher als große Forschungsschiffe und wendiger, können mit ihrem flachen Kiel nah an Küsten heranfahren:

Ich habe mich lange dafür eingesetzt. Wer nicht versucht, der nicht gewinnt. Wir wollen zeigen, dass man mit einer Segeljacht sinnvolle Beiträge zur Forschung leisten kann - gerade dort, wo große Schiffe nicht hinkommen.

Boris Herrmann, Hochsee-Rennsegler

Beim Rundgang über das Schiff wird klar: viel Komfort gibt es nicht. Der an sich geräumige Salon in der Schiffsmitte ist voll mit wissenschaftlichen Apparaten, Computern, Ladegeräten. In den fünf Kajüten sind alle 14 Betten belegt. Sieben Wissenschaftler, vier Segler und drei Journalisten sind an Bord.

Ein Eisbrocken schwimmt auf dem Wasser in Grönland.

Die Eisflächen an Nord- und Südpol sind 8 Prozent kleiner als sonst und somit auf ein Rekordtief geschmolzen. Grund dafür ist das immer wärmer werdende Klima.

06.03.2025 | 0:24 min

Danger Islands sind nur schwer zugänglich und bergen Gefahren

Doch bevor die Arbeit auf den Inseln beginnen kann, steht die Überfahrt durch die Drake Passage bevor - eine der stürmischsten Seegebiete der Welt. Für die Tour in die Antarktis hat Boris Herrmann einen eiserfahrenen Segler engagiert: den Argentinier Lucas Lanusse.

Auf der elektronischen Wetterkarte am Navigationstisch zeigt er auf die dunkelroten Zonen, die schnell zwischen Kap Horn und der antarktischen Halbinsel durchziehen: das sind heftige Stürme. "Du solltest starten, wenn ein Tiefdruckgebiet abzieht und versuchen, die Passage zu durchqueren, ehe das nächste auf dich zukommt", erklärt der Kapitän. Unter all seinen Eis-Abenteuern sei dieses besonders:

Zu den Danger Islands zu segeln ist die größte Herausforderung meines Lebens. Ich freue mich sehr darauf, aber es wird hart für uns alle.

Lucas Lanusse, Kapitän

Denn die Inseln sind schwer zugänglich, es gibt kaum verlässliche Seekarten, die Gewässer sind flach und voller Treibeis. "Die Antarktis ist nie ungefährlich", ergänzt Fritz Hertel vom Umweltbundesamt.

Wenn etwas passiert, ist Hilfe Tage entfernt.

Fritz Hertel, Umweltbundesamt

Zwei Männer ziehen am Südpol zwei Schlitten mit Expeditionsausrüstung. Es liegt Schnee. Ein Effekt mit einem Fotostreifen fand Verwendung.

Im Februar 1990 haben die Abenteurer Arved Fuchs und Reinhold Messner die Antarktis zu Fuß durchquert – 92 Tage Kälte, Schneestürme und im Schlepptau einen schweren Schlitten.

12.02.2025 | 9:12 min

Mischung aus Aufregung und Ehrfurcht

Entsprechend akribisch wurde an der Sicherheit des Teams gearbeitet. Für jeden Landgang haben sie Notfallsäcke mit Schlafsäcken, Gaskocher und Essensrationen gepackt, falls eine Rückkehr zum Segelboot plötzlich nicht mehr möglich ist. Kurz vor dem Aufbruch herrscht in der Gruppe eine Mischung aus Aufregung und Ehrfurcht.

Für mich ist die Antarktis wie ein anderer Planet. Kein Grün, nur Kälte, Sturm und riesige Eisberge. Es fühlt sich an, als wäre man ganz weit weg von zu Hause.

Lucas Lanusse, Kapitän

Wenn das Wetter mitspielt, wird die "Malizia Explorer" am heutigen Montag in See stechen. 14 Menschen auf engem Raum, auf dem Weg zu den Danger Islands, einem sprichwörtlich weißen Flecken auf der Landkarte.

Carsten Behrendt ist Reporter im ZDF-Studio in Berlin und begleitet momentan die Antarktis-Expedition zu den Danger Islands.

Icon von whatsapp
Quelle: dpa

Sie wollen auf dem Laufenden bleiben? Dann sind Sie beim ZDFheute-WhatsApp-Channel richtig. Hier erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten auf Ihr Smartphone. Nehmen Sie teil an Umfragen oder lassen Sie sich durch unseren Podcast "Kurze Auszeit" inspirieren. Zur Anmeldung: ZDFheute-WhatsApp-Channel.


Mehr zur Antarktis

  1. Das Segelschiff "Malizia Explorer" auf dem Meer.
    FAQ

    Deutsche Verantwortung in der Antarktis:Was das Ziel der Segel-Expedition ins Eis ist

    von Carsten Behrendt
    mit Video

  2. Kaiserpinguin-Babys in der Antarktis

    Beschleuniger für Klimawandel :Warnruf für die Antarktis: Eisschild schmilzt

    von Katharina Weisgerber
    mit Video

  3. Archiv: Spektakuläre Bilder vom derzeit weltweit größten Eisberg zeigen, wie Erosion riesige Bögen und höhlenartige Vertiefungen in den Koloss gemeißelt hat.

    Weltgrößter Eisberg schmilzt:Warum A23a schon bald Geschichte sein könnte

    von Katharina Weisgerber
    mit Video

  4. Antarktis, Ross Schelfeis: Blick vom Castle Rock auf der Ross Insel zu den Transantarktischen Bergen.