US-Notenbank Fed vor Zinsentscheidung: Kampf um richtige Balance

Analyse

US-Notenbank vor Zinsentscheidung:Die Fed und ihr Kampf um die richtige Balance

Schaltgespräch mit dem ZDF-Korrespondenten Frank Bethmann

von Frank Bethmann

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In den USA wird die nächste Zinsentscheidung erwartet. Einstimmig dürfte die Entscheidung nicht fallen. Die Spannungen nehmen zu. Wie stark wird die Fed künftig politisiert?

Frank Bethmann

Die US-Notenbank Fed wird voraussichtlich zum dritten Mal in diesem Jahr den Leitzins senken. Über den Schritt sind sich aber nicht alle Notenbanker einig, erklärt Frank Bethmann.

10.12.2025 | 1:37 min

Die Anzeichen verdichten sich bereits seit Tagen: Die US-Notenbank steht kurz davor, erneut an der Zinsschraube zu drehen. "Ich erwarte, dass die Fed ihre Leitzinsen am Mittwoch wohl um 25 Basispunkte senken wird", sagt Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. Das wäre die dritte Lockerung in diesem Jahr. Damit würde der Leitzins in den USA dann in einer Spanne von 3,5 bis 3,75 Prozent liegen.

US-Inflation: Fed könnte inzwischen Fuß vom Bremspedal nehmen

Nüchterne Zahlen, die eines zu verdeutlichen scheinen: Die Zeit der radikalen Inflationsbekämpfung neigt sich in den Vereinigten Staaten dem Ende entgegen. Die Teuerung liegt im Jahresdurchschnitt unter drei Prozent.

Das Absenken des US-Leitzinses ist für Europa und Deutschland wichtig, weil es Wechselkurse, Finanzmärkte, Finanzierungskosten und die Exportchancen direkt beeinflusst. Entscheidungen der Fed wirken damit wie ein globales Signal, an dem sich auch Banken, Investoren und zum Teil die Europäische Zentralbank orientieren.

Sinken die US-Zinsen, wird der Dollar für Anleger weniger attraktiv, Kapital kann aus den USA abfließen, und der Dollar tendiert eher zur Schwäche. Ein relativ stärkerer Euro macht für Deutschland Importe aus den USA günstiger (z. B. Energie, Technologie), kann aber deutsche Exporte in die USA verteuern und damit Wettbewerbsfähigkeit kosten.

Wenn die Fed ihre Zinsen senkt, geraten weltweit Kapitalmarktzinsen unter Druck; damit können sich auch in Europa Refinanzierungskosten für Staaten, Unternehmen und Banken verringern. Für deutsche Sparer und Kreditnehmer kann das mittelbar bedeuten: tendenziell niedrigere Renditen auf sichere Anlagen, aber perspektivisch auch günstigere Kredite, insbesondere wenn die EZB einem global fallenden Zinstrend zumindest teilweise folgt. Derzeit ist das Zinsniveau in der Euro-Zone allerdings ohnehin niedriger als in den USA.


Für Beobachter wie Alexander Krüger, Chefvolkswirt der Privatbank Hauck Aufhäuser Lampe ist klar, dass "eine restriktiv ausgerichtete Geldpolitik nicht mehr notwendig ist." Die Fed kann inzwischen ihren Fuß vom Bremspedal nehmen, ohne sofort neue Inflationsgefahren herbeizuschwören.

Wachstumsdämpfer Arbeitsmarkt

Dagegen mehren sich die Warnungen vor einer Abkühlung am Arbeitsmarkt. Die Schaffung neuer Stellen hat sich nämlich verlangsamt, die Arbeitslosenquote ist gestiegen. Die Gefahr einer zu schwachen Beschäftigung und eines Wachstumsdämpfers wird damit größer. "Immerhin", so Krüger, "scheinen Unternehmen derzeit eine Strategie des Low Hire und des Low Fire zu verfolgen." Mit anderen Worten: Es wird zwar weniger eingestellt, aber eben auch weniger entlassen.

Dennoch ein Alarmsignal, welches die Senkung der Leitzinsen rechtfertigen würde. Die "Balance der Risiken" habe sich verschoben, hieß es im jüngsten Bericht des FOMC, dem Federal Open Market Committee. Dabei handelt es sich um das Gremium, das die Geld- und Zinspolitik der US-Notenbank festlegt.

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Zum zweiten Mal in sechs Wochen senkt die US-Notenbank den Leitzins. ZDF-Wirtschaftsexperte Florian Neuhann erklärt, dass damit der schwache Arbeitsmarkt unterstützt werden soll.

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Der Kampf um die richtige Balance

Um die richtige Balance wird es auch im kommenden Jahr gehen. Nicht auszuschließen, dass der Weg der Zinsen weiter nach unten führen wird. "Eine grundsätzliche Bereitschaft, die Leitzinsen weiter zu senken, dürfte erkennbar bleiben", prognostiziert Alexander Krüger nach vorne.

Jörg Krämer ist da zurückhaltender: "Die US-Notenbank dürfte vermeiden, sich für 2026 vorab festzulegen." Auch weil im FOMC der Widerstand der Falken wächst. "Nicht alle FOMC-Mitglieder sind mit einer Zinssenkung in dieser Woche einverstanden", sagt Robin Winkler, Chefvolkswirt für Deutschland bei der Deutschen Bank.

Dem Komitee ist in den vergangenen Wochen der übliche Konsens abhandengekommen.

Robin Winkler, Deutsche Bank

Falken sind jene Gremiumsmitglieder, die eine straffe Geldpolitik befürworten; für sie hat die Inflationsbekämpfung Vorrang. Sie warnen vor zu vielen Zinssenkungen. "Wer zu früh lockert, riskiert, den Fehler der 1970er-Jahre zu wiederholen", hieß es zuletzt aus ihrer Mitte. Die Fed senkte damals die Zinsen zu früh, was eine Inflationswelle auslöste ("Great Inflation") und die Wirtschaft in eine langanhaltende Phase der Stagflation stürzte; eine seltene Kombination aus hoher Inflation, schwachem Wachstum und steigender Arbeitslosigkeit.

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Die Frage aller Fragen ist für Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, im kommenden Jahr: "Wie stark wird die Fed politisiert?"

Und wie sehr wird sie durch den Einfluss von US-Präsident Donald Trump gedrängt, die Leitzinsen weiter zu lockern?

Eine erfolgreiche Geldpolitik im bisherigen Sinne wäre, vorsichtig mit Zinssenkungen in der gegenwärtigen Phase einer starken US-Wirtschaft zu agieren.

Ulrich Kater, DekaBank

Viel Spielraum für weitere Zinssenkung gibt es seiner Meinung nach nicht. "Noch hält die Fed dem Druck der Regierung stand", sagt er. Doch wie lange noch?

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Trump dürfte im kommenden Jahr mehr Einfluss auf die Zinspolitik ausüben. Nicht zuletzt, weil es ab Mai einen neuen US-Notenbank-Chef geben wird. Trump selbst hat dafür Kevin Hassett in Stellung gebracht. Sein derzeitiger Wirtschaftsberater würde als neuer erster Mann der Fed Trumps Wünschen von kräftigen Zinssenkungen sicher aufgeschlossener gegenüberstehen als der amtierende Noch-Vorsitzende Jerome Powell.

Frank Bethmann ist Moderator und Redakteur der ZDF-Börsenredaktion in Frankfurt.

Über dieses Thema berichtete ZDFheute in dem Beitrag "ZDF-Wirtschaftsexperte: 'Der Druck ist groß'" am 10.12.2025 um 11.19 Uhr.

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