Fed-Entscheidung:US-Notenbank senkt erneut Leitzins
von Frank Bethmann
Die Inflation ist hoch. Dennoch senken die US-amerikanischen Währungshüter die Zinsen weiter. Der schwächelnde Jobmarkt bereitet zunehmend Sorgen.
Zum zweiten Mal in sechs Wochen senkt die US-Notenbank den Leitzins. ZDF-Wirtschaftsexperte Florian Neuhann erklärt, dass damit der schwache Arbeitsmarkt unterstützt werden soll.
29.10.2025 | 1:37 minZum zweiten Mal binnen sechs Wochen senkt die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) den Leitzins; um 0,25 Prozentpunkte, auf eine Spanne zwischen 3,75 und 4,0 Prozent. Der Druck, den US-Präsident Donald Trump auf die Notenbank, insbesondere auf deren Chef, Jerome Powell, ausübt, scheint zunehmend Wirkung zu zeigen.
Zufrieden dürfte Trump dennoch nicht sein. Ginge es nach ihm, hätte der Zinsschritt noch sehr viel deutlicher ausfallen müssen. Der Präsident fordert seit Monaten eine Absenkung um ganze drei Prozentpunkte. Vom billigen Geld könnten potenzielle Hauskäufer und andere Kreditnehmer profitieren, argumentiert der Immobilienmogul.
US-Staatsverschuldung auf Rekordhoch
Was Trump nicht sagt: Das Tilgen der Staatsschulden würde ebenfalls günstiger. Der Haushaltsfehlbetrag ist in den ersten neun Monaten seiner Amtszeit auf das Allzeithoch von 38 Billionen Dollar (rund 33 Billionen Euro) gestiegen. Tatsächlich also würden auch die Vereinigten Staaten von deutlich niedrigeren Zinsen profitieren.
Die erneute Zinssenkung der EZB war wegen der gesunkenen Inflationsrate erwartet worden. Besorgt blicken die Notenbanker aber in die USA und ihren unberechenbaren Präsidenten.
18.04.2025 | 2:49 minRobert Halver, der bei der Baader Bank die Kapitalmarktanalyse leitet, kennt die Hintergründe und kommentiert daher süffisant:
Jeder ist sich selbst der Nächste. Und Trump steht direkt neben sich.
Robert Halver, Analyst der Baader Bank
Niedrigere Zinsen sollen für mehr Beschäftigung sorgen
Halver überrascht die Entscheidung der Fed nicht. Powell, so der Analyst von der Baader Bank, habe ja zuletzt immer wieder die Abwärtsrisiken am Arbeitsmarkt betont. "Und wir wissen ja alle, wenn man den Arbeitsmarkt im Vorfeld immer wieder erwähnt, dann heißt das ganz klar, ich mache hier etwas."
Inmitten von Handelskonflikten sind die Aussichten für die US-Wirtschaft düster. Trump attackiert deswegen Notenbankchef Powell – und stellt so die Unabhängigkeit der Fed in Frage.
22.04.2025 | 2:50 minUnd so rechtfertigt die US-Notenbank ihre Zinssenkung tatsächlich mit der weiterhin schwierigen Beschäftigungssituation. Von der sie allerdings gar nicht genau weiß, wie prekär sie gerade ist. Denn wegen der Haushaltssperre in den USA, dem sogenannten Shutdown, haben Regierung und Notenbank in den vergangenen Wochen wichtige Wirtschaftsdaten, wie die zur Arbeitslosigkeit gar nicht bekommen.
Shutdown erschwert Datenlage
Ein Problem, wie Powell selbst jüngst zugeben musste, als er die statistischen Daten aus Washington als "den Goldstandard" bezeichnete. Allerdings haben die Ökonomen der Fed längst angefangen, sich mit anderen Datenquellen zu behelfen.
"Ich glaube", sagt dann auch Oliver Roth, Chefhändler der Oddo BHF-Bank, "dass die Daten, die man bisher sammeln konnte, absolut ausreichen, um zu erkennen, dass die Arbeitslosenzahlen einen Trend haben zu steigen. Das sieht man an den viel zu geringen, neugeschaffenen Jobs in den letzten Monaten."
Inflation rechtfertigt keine Zinssenkung
"Von der Inflationsseite her wäre eine Zinsabsenkung nicht notwendig gewesen", stellt Wertpapierhändler Arthur Brunner von der ICF Bank fest. Aufgrund besonderer Dringlichkeit wurden die US-Inflationszahlen nämlich trotz Shutdowns veröffentlicht.
Die US-Notenbank FED senkt den Leitzins, erstmals seit Donald Trumps Amtsantritt. Jedoch weniger, als der Präsident forderte. Es bleibt die Sorge um eine steigende Inflation.
17.09.2025 | 1:56 minMit 3,0 Prozent fällt die Teuerungsrate im September aber deutlich zu hoch aus. Als größter Treiber erwiesen sich auf Monatssicht die Benzinpreise. Hier zeigt sich das derzeitige Problem der US-Notenbank. Die Inflation ist hoch, der Arbeitsmarkt schwach. Von ihren beiden Schlüsselaufgaben, Preisstabilität und Vollbeschäftigung, kann sie gegenwärtig nur einer gerecht werden. "In der Fed ist die Sorge um eine weitergehende Beschäftigungsabschwächung derzeit größer", bringt Brunner die Abwägung auf den Punkt.
Richtige Zinspolitik bleibt auch in Zukunft schwierig
Auch in den kommenden Wochen wird es eine Gratwanderung bleiben. Leitzinsen stabil halten oder ein weiteres Mal senken? Am 9. und 10. Dezember trifft sich Powell mit seinen Gremiumsmitgliedern zur letzten Sitzung in diesem Jahr. Egal wie die Entscheidung dann ausfallen wird, "Trump wird nie mit Powell einer Meinung sein", ist sich Oddo BHF-Mann Roth sicher.
Frank Bethmann ist Redakteur im ZDF-Team Wirtschaft und Finanzen.
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