Tag der Industrie: Wirtschaftsmotor zum Laufen bringen
Tag der Industrie:Der Wirtschaftsmotor stockt - was muss passieren?
von Stephanie Barrett
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Beim Tag der Industrie in Berlin dürfte das Kernthema wohl die Frage sein, wie die deutsche Wirtschaft angekurbelt werden kann. Der BDI will dabei auf seine Probleme hinweisen.
In Berlin findet der Tag der deutschen Industrie statt. Thema ist die aktuelle Wirtschaftslage durch Konflikte wie den Zollstreit mit den USA oder die Eskalation im Nahen Osten.23.06.2025 | 2:03 min
"Neue Zeiten. Neue Antworten" - das Motto am Tag der Industrie des BDI passt zum bevorstehenden Nato-Gipfel - wichtigstes Thema dürfte die Resilienz der Industrie sein.
Im Berliner Gasometer treffen heute Spitzenvertreter von Industrie und Wirtschaft zusammen: Neben Mitgliedern der Bundesregierung sind auch die Chefs großer Unternehmen, etwa der Deutschen Bank sowie von RWE, Siemens oder DHL dabei. Erwartet werden auch EU-Handelskommissar Maros Sefcovic, die Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier sowie Litauens Wirtschaftsminister Lukas Savickas.
Merz-Rede steht im Fokus
Im Mittelpunkt dürfte heute die Rede von Bundeskanzler Friedrich Merz stehen. Vor einem Jahr noch las er als Oppositionsführer Kanzler Scholz die Leviten. Jetzt ist er selbst Regierungschef und muss liefern. In den vergangenen Wochen glänzte er mehr auf internationaler Bühne als zu Hause.
Zwar ist das milliardenschwere Wachstumspaket beschlossen, viel ist bereits angekündigt, doch nun muss es auch umgesetzt werden. Alle warten auf den Startschuss.
Kein Wachstum, sinkende Wettbewerbsfähigkeit - der Industriestandort Deutschland ist in einer strukturellen Krise. Wie kann da der dringend notwendige Transformationsprozess gelingen?15.10.2024 | 2:37 min
Morgen Abend wird Merz bereits in Den Haag zum Gipfel der Nato erwartet, wo am Mittwoch die 32 Mitgliedsstaaten wohl einen weitreichenden Beschluss unterzeichnen werden: mindestens 3,5 Prozent ihrer jährlichen Wirtschaftsleistung für Verteidigungsausgaben und 1,5 Prozent für verteidigungsrelevante Infrastruktur aufzuwenden. So dürfte auch der Tag der Industrie mit Blick auf das Bündnistreffen und auf die aktuellen Entwicklungen in Nahost ausgerichtet sein.
Auf der Tagesordnung viele Fragen: Wie kann Deutschland, wie kann Europa in geopolitisch rauen Zeiten seine Souveränität sichern und wieder zur wachstumsstarken Volkswirtschaft werden? Welche Rolle spielt die Wirtschaft für die Gesamtverteidigung angesichts wachsender äußerer Bedrohungen?
Mehrere Forschungsinstitute haben ihre Konjunkturprognosen für 2025 und 2026 nach oben korrigiert. Ein Grund sei der Rückendwind durch die neue Bundesregierung.12.06.2025 | 1:33 min
Deutschlands Industrie ist Europas Wirtschaftsmotor
So viel steht fest: Die Industrie ist Teil der Antwort. Noch klarer: Deutschland ist Europas Wirtschaftsmotor. Gerät er ins Stottern, hat das Folgen für die vernetzte Produktion in allen europäischen Nachbarländern. Er muss wieder in Takt kommen. Denn Europas Produktion ist vernetzt wie keine andere in der Welt. Vor allem für die verflochtene europäische Produktion im Maschinenbau und der Luftfahrtindustrie.
Um den Standort Deutschland wieder resilienter zu machen, braucht es gute Rahmenbedingungen für die Industrie, wie günstige Energie und Planbarkeit. Die Konzentration innovationsfähiger und technologisch führender Unternehmen hierzulande ist hoch. Nur lohnte es sich in den vergangenen Jahren eher, die Präsenz im Ausland auszubauen und auch dort zu investieren. Die geopolitischen Umstände erfordern jetzt allerdings wieder Konzentration auf Deutschland und auf Europa.
Deutschlands Familienunternehmen trafen sich Anfang Juni zu ihrer Jahrestagung. Die Bundesregierung hat Investitionen auf den Weg gebracht, die die Wirtschaft in Schwung bringen sollen.06.06.2025 | 1:28 min
Deindustrialisierung verhindern, Jobs sichern
Denn eine starke Wirtschaft ist auch Grundlage für eine starke Gesamtverteidigung. Während Donald Trump alles tut, um Industrie wieder ins Land zurückzuholen, hat Deutschland in den letzten Jahren zu wenig getan, stattdessen Deindustrialisierung zugelassen. Allein im vergangenen Jahr gingen 120.000 Jobs im verarbeitenden Gewerbe verloren.
Immerhin attestiert der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Peter Leibinger, der Koalition aus Union und SPD einen positiven Auftakt ihrer Regierungszeit. "Die Bundesregierung hat einen guten Start hingelegt, sie spricht die richtigen Dinge an". Die Regierung arbeite an steuerlichen Entlastungen und habe sich zum Bürokratieabbau verpflichtet. Die Stimmung sei deutlich besser als zu Jahresbeginn:
Mittlerweile sehe ich einen Silberstreifen am Horizont, und ich bin zunehmend optimistisch, dass wir einen Stimmungsumschwung hinbekommen.
„
Peter Leibinger, Präsident des BDI
Stephanie Barrett ist Redakteurin im ZDF-Team Wirtschaft & Finanzen.