DB Cargo: Warum Vorständin Nikutta wohl abgelöst wird

Sigrid Nikutta muss offenbar gehen:Warum die DB Cargo eine neue Führung braucht

von Hansjürgen Piel

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Evelyn Palla macht Ernst beim Umbau der Deutschen Bahn. Nach Milliardenverlusten bei DB Cargo steht Vorständin Nikutta wohl vor dem Aus - und der Konzern unter Druck aus Brüssel.

Sigrid Nikutta

DB-Cargo-Chefin Sigrid Nikutta muss ihren Posten laut Medienberichten räumen.

Quelle: Imago

Paukenschlag im Bahntower: Bahnchefin Evelyn Palla macht Ernst mit ihrer Ankündigung, den Konzern umzubauen. Schon drei Wochen nach ihrem Amtsantritt trennt sie sich nach übereinstimmenden Medienberichten von Güterverkehrs-Vorständin Sigrid Nikutta. Schon in der kommenden Woche könnte das im Aufsichtsrat besiegelt werden.

Fahrgäste spüren die Krise des Staatskonzerns am deutlichsten an der massiven Unpünktlichkeit, sie scheint das drängendste Problem der Deutschen Bahn. Eher unbemerkt von der Öffentlichkeit ist dagegen die dramatische Lage im Güterverkehr. Dabei ist der für die DB zur größten finanziellen Belastung geworden, fährt Jahr für Jahr dreistellige Millionenverluste ein.

SGS Zimmermann - Mainitz

Die DB-Cargo-Chefin solle ausgetauscht werden, "weil sie bei der Gütersparte der Deutschen Bahn offenbar sanieren und sparen wollte, ohne dafür aber ein ausreichendes Konzept zu haben", so ZDF-Börsenexpertin Sina Mainitz.

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DB Cargo mit Milliardenverlust unter Nikutta

3,1 Milliarden Euro Minus hat DB Cargo dem Staatskonzern allein unter der Leitung von Sigrid Nikutta beschert, rechnet die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG vor. "Es ist ein bitteres Ende, aber das Ende ist bitter notwendig. Nikuttas Bilanz ist verheerend", meint Cosima Ingenschay, stellvertretende Gewerkschaftsvorsitzende.

Was sie (Nikutta) Transformation nennt, ist in Wahrheit ein kopfloses Abwickeln.

Cosima Ingenschay, EVG

Was die Arbeitnehmervertreter so aufbringt: Offenbar sah das Sanierungskonzept der 54-jährigen Cargo-Chefin massiven Personalabbau und den Verkauf von Fahrzeugen vor. Doch Gesundschrumpfen allein sei keine Lösung - eine klare Strategie fehlt laut EVG bisher.

Güterzüge stehen auf dem Gelände des Rangierbahnhofs Maschen.

DB-Cargo erzielt mit seinem Güterverkehr keine Gewinne mehr. Deshalb will das Tochterunternehmen der Deutschen Bahn in den kommenden vier Jahren tausende Stellen streichen.

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Das sieht Christian Böttger, Professor an der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft, ähnlich. "Nikutta hat der defizitären Frachtsparte durch ihre jahrelange Untätigkeit trotz höchstem Sanierungsbedarfs großen Schaden zugefügt, da hätte sie sich viel mehr kümmern müssen."

Ihre Ablösung war längst überfällig.

Christian Böttger, Bahnexperte

DB droht wegen Cargo-Verlusten Zerschlagung

Denn jetzt drängt die Zeit. Bisher hatte die DB die hohen Cargo-Verluste stets mit Einnahmen aus anderen Konzernsparten ausgeglichen, darf das aber nach einer EU-Anordnung nicht mehr.

Private Güterbahnen hatten mit einer Beschwerde in Brüssel erreicht, dass die EU-Kommission diese Quersubventionierung ihres staatlichen Konkurrenten verbot und der DB ein Ultimatum stellte. Bis Ende nächsten Jahres muss DB Cargo danach profitabel werden. Klappt das nicht, droht schon in 14 Monaten die Zerschlagung.

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Wichtiger Transportweg für Chemie- und Stahlbranche

Das wäre nicht nur für die Deutsche Bahn verheerend. Zwar werden schon rund 60 Prozent der Fracht auf der Schiene von der privaten Güterbahn-Konkurrenz transportiert. Doch vom aufwendigen und wenig lukrativen Einzelwagen-Verkehr, bei dem Güterzüge aus verschiedenartigen Waggons auf Rangierbahnhöfen erst zusammengestellt werden müssen, wickelt DB Cargo den weitaus größten Teil ab.

Gerade diese Transport-Art ist aber beispielsweise für die chemische Industrie oder die Stahlproduktion unerlässlich. Zudem ist der Einzelwagenverkehr auch wichtig, um mehr Fracht von der Straße auf die Schiene zu verlagern, und wird daher staatlich gefördert.

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Züge der Deutschen Bahn haben häufig Verspätung, werden umgeleitet oder entfallen. Im August kamen nur 59,6 Prozent der Fernzüge nach Plan an. Viele Probleme für die neue Bahnchefin Evelyn Palla.

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Doch selbst mit der Förderung kam die DB-Gütersparte auf keinen grünen Zweig. Zuletzt hatte DB Cargo höhere Subventionen gefordert und damit gedroht, den Einzelwagenverkehr andernfalls einzustellen.

Nikutta-Nachfolge noch ungeklärt

Die wichtigste Aufgabe für eine Nikutta-Nachfolge aber bleibt, den Güterverkehr wieder schwarze Zahlen schreiben zu lassen. Mit rund 17.000 Mitarbeitern stehen dem vor allem hohe Personalkosten entgegen.

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"Ich möchte eine Bahn, die zuverlässig ist. Die pünktlich, sicher, sauber fährt", hatte Verkehrsminister Patrick Schnieder im August im heute journal gesagt. Deshalb brauche es auch "einen personellen Neuanfang".

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"Man wird nicht um schmerzhaften Arbeitsplatzabbau herumkommen", sagt Bahnexperte Böttger. "Gleichzeitig muss massiv Bürokratie beseitigt und auch im Cargo-Management aufgeräumt werden."

Ich habe keine Ahnung, wer sich das antun wird.

Christian Böttger, Bahnexperte

Unbekannt ist, ob Bahnchefin Evelyn Palla schon zur nächsten DB-Aufsichtsratssitzung eine Antwort auf diese Frage geben und einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin an der Spitze der DB-Frachtsparte nennen wird.

Hansjürgen Piel berichtet aus dem ZDF-Landesstudio Berlin.

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