Trumps Zollpolitik sorgt für Unsicherheit an den Börsen
Unsicherheit an der Börse:Trumps Zoll-Entscheidung belastet Aktienmarkt
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Nachdem die US-Regierung die angekündigten Zolle auf Importe aus der EU verschoben hat, reagieren die Märkte empfindlich. Weltweit sorgt die Politik von Trump für Unsicherheit.
US-Präsident Trump hat die Zölle für die EU und weitere Länder um knapp eine Woche verschoben. 15 Prozent Zoll sollen künftig für deutsche Unternehmen aufgerufen werden.01.08.2025 | 2:12 min
Das Hin und Her von US-Präsident Donald Trump bei den Zöllen hat Europas Aktienmärkte belastet. Dax und EuroStoxx50 verloren am Vormittag je 1,8 Prozent auf 23.617 und 5.223 Punkte. Zuvor hatte die US-Regierung mitgeteilt, die gerade erst beschlossene Einführung neuer Zölle auf Importe aus der Europäischen Union in Höhe von 15 Prozent um eine Woche zu verschieben.
Die deutschen Wirtschaft äußerte scharfe Kritik am Vorgehen Trumps. "Schlimmer als die Zölle an sich ist für uns Händler inzwischen die Unsicherheit", sagte der Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA), Dirk Jandura. "
Einigungen haben eine Halbwertszeit von unter einer Woche: Wenn Sie abends schlafen gehen, wissen Sie nicht, mit welchen Zöllen Sie am Morgen aufwachen.
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Dirk Janudra, BGA-Präsident
Und weiter: "Das ist natürlich Gift für den Export, das ist Gift für den Handel."
Die USA haben den Beginn ihrer neuen Zölle um eine Woche verschoben und zugleich weitere Strafzölle angekündigt. Über die Strategie dahinter berichtet Elmar Thevessen aus Washington. 01.08.2025 | 1:35 min
Es gebe, erklärt Jandura weiter, "Studien, die sagen ein Wachstumsminus von etwa 0,2 Prozent voraus für diese Zölle in dieser Höhe". Er selbst halte es auch für gerechtfertigt, "in der Höhe davon auszugehen". Der Wirtschaftsexperte glaubt aber, langfristig seien die Effekte, wie schon skizziert, "wesentlich größer".
Das wird uns Arbeitsplätze kosten, das wird Wachstum kosten. Und deshalb mache ich mir da schon große Sorgen.
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Dirk Jandura, BGA-Präsident
Die Nationen, "die bessere Zollsätze haben als wir", fügt er hinzu "werden in einem scharfen Wettbewerb davon profitieren. Und da wird es dann eine Umlenkung von Handelsströmen auch geben".
Die anstehende Erhöhung der US-Zölle sorgt für Unsicherheit bei deutschen Unternehmen. Geplante Expansionen nach Amerika könnten scheitern. 01.08.2025 | 2:26 min
Trump verhängt weltweit Strafzölle
Noch härter als die EU trifft es andere Handelspartner. Trumps Dekret sieht Zollsätze von 35 Prozent für viele Waren aus Kanada vor, 50 Prozent für Brasilien, 25 Prozent für Indien, 20 Prozent für Taiwan und 39 Prozent für die Schweiz. Einige Handelspartner hätten "trotz Verhandlungen Bedingungen angeboten, die meiner Einschätzung nach die Ungleichgewichte in unseren Handelsbeziehungen nicht ausreichend beheben oder die sich nicht ausreichend mit den Vereinigten Staaten in Wirtschafts- und Sicherheitsfragen abgestimmt haben", hieß es zur Begründung in der Anordnung.
Trump stellte zudem weitere Abkommen in Aussicht, um die US-Handelsdefizite zu verringern und die heimische Produktion zu stärken. "Hin und Her statt Klarheit und Planungssicherheit - kein gutes Fundament für ein Engagement in Aktien mitten im Sommerloch", sagte Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets.
Aktien-Crash, drohende Rezession, schlechte Stimmung: Wie geht es der US-Wirtschaft unter Präsident Donald Trump?
von Robert Meyer
mit Video
Auch Aktienmarkt in Asien belastet
Aktien von Technologieunternehmen in Asien gerieten unter die Räder, da sich die Anleger über die Kosten einer Unterbrechung der globalen Lieferketten und das noch ausstehende Ergebnis der Handelsgespräche mit China sorgten.
Für Zurückhaltung an den Börsen sorgten auch die am Nachmittag anstehenden US-Arbeitsmarktdaten. Experten rechnen in den Vereinigten Staaten mit einer Abkühlung und einem Aufbau von nur noch 110.000 Stellen nach 147.000 im Vormonat. Sollten die Zahlen jedoch stark ausfallen, dürfte eine Zinssenkung der Fed im September vom Tisch sein, sagte Molnar.
Trumps Zollpläne zum 1. August versetzen Europa in Alarmbereitschaft. Finden die Europäer einen geeinten Kurs? Was können Akteure wie Emmanuel Macron oder Friedrich Merz bewirken?24.07.2025 | 50:47 min
Pharmakonzerne reagieren auf Druck aus USA
Die unklaren Folgen der Wirtschaftspolitik sorgten auch bei Daimler Truck für maue Aussichten. Die Aktien des Nutzfahrzeugherstellers tauchten nach einer Prognosesenkung als größter Dax-Verlierer um 6,1 Prozent ab.
Gegenwind aus den Vereinigten Staaten bekamen auch europäische Pharmafirmen zu spüren: Trump forderte Pharmakonzerne per Brief auf, umgehend niedrigere Preise für verschreibungspflichtige Medikamente in den USA umzusetzen. Anleger reagierten nervös. Der europäische Pharmaindex fiel um bis zu 1,6 Prozent auf ein Dreieinhalb-Monats-Tief.
Donald Trumps Strategien sind unberechenbar, er will seine Gegner maximal verwirren. Die Spieltheorie bietet hier überraschend schlüssige Erklärung für Trumps Politik.