mit Video
Profiteure der Unsicherheit:Trump-Kurs: Guter Deal für Banken und Broker
von Mischa Ehrhardt
|
US-Präsident Donald Trump sorgt für viel Verunsicherung an den Kapitalmärkten. Die Schwankungen sind hoch. Unter anderem davon profitieren Banken und Börsenhändler.
Die Schweizer Großbank UBS verzeichnete einen Gewinnsprung - auch wegen der Schwankungen an den Kapitalmärkten.
Quelle: dpa
Während Teile der Industrie aufgrund von steigenden Zöllen zittern und Gewinneinbrüche melden, glänzen in diesen Tagen Banken mit ihren Bilanzen: Einen Gewinnsprung von 111 Prozent meldet die Schweizer Großbank UBS am Mittwoch. "Trotz eines von außergewöhnlicher Volatilität geprägten Quartalsbeginns konnten wir unsere stabile Entwicklung fortsetzen", sagte UBS-Chef Sergio Ermotti zur Vorlage der Quartalsbilanz.
Donald Trump - ein guter Deal für Banken und Broker
Man könnte auch sagen: Gerade wegen der außergewöhnlichen Volatilität, also den starken Schwankungen an den Kapitalmärkten, hat die Bank ihre Gewinne in die Höhe schrauben können. Und das gilt für andere Banken in diesen Zeiten auch. So hat insbesondere die Investmentbank der UBS gegenüber dem Vorjahreszeitraum ihre Gewinne um fast 30 Prozent steigern können. Haupttreiber war "Global Markets" - das Wertpapierhandelsgeschäft.
Jürgen Molnar - er ist Kapitalmarktstratege beim Börsenbroker RoboMarkets - sagte gegenüber ZDFheute:
Bei den Banken sind in den vergangenen Monaten viele Handelsgewinne hängen geblieben.
Jürgen Molnar, RoboMarkets
"Das liegt daran, dass Herr Trump sehr erratisch handelt", so Molnar. "Mit einem Augenzwinkern habe ich oft gesagt: Vier Jahre Donald Trump sind ein guter Deal für Banken und Broker. Das zeigt sich jetzt. Er ist seit einem halben Jahr an der Regierung und hat für sehr viel Volatilität gesorgt."
Gebühreneinnahmen steigen durch jede Börsentransaktion
Gezeigt hat sich das beispielsweise am von Trump ausgerufenen "Liberation Day". Es war der 2. April, als der US-Präsident quasi der ganzen Welt den Handelskrieg erklärte. Er hielt eine lange Liste von Ländern in die Kamera, die ab sofort mit hohen Zöllen für ihre Exporte in die USA belegt werden sollten. In der Folge brachen die Aktienmärkte stark ein.
Technisch gesehen haben also viele Investoren in diesen Tagen die Verkaufstaste für Aktien und andere Wertpapiere gedrückt. Genau bei solchen Transaktionen aber fallen Gebühren bei den Handelsbanken und Brokern an. Damit steigen die Gewinne, egal, ob die Aktienkurse steigen oder fallen.
Die Eskapaden des "TACO-Trump"
Nur kurze Zeit später ruderte Trump dann in den meisten Fällen wieder zurück und setzte fast alle verhängten Zölle zumindest für eine Übergangszeit wieder aus. Das hat dem US-Präsidenten den Beinahmen TACO-Trump eingebracht - "Trump Always Chickens Out", also Trump, der immer wieder einen Rückzieher macht. Also kehrten Investoren wieder zurück und die Aktienmärkte erklommen neue Rekorde. Und auch diese Gegenbewegung bescherte den im Auftrag ihrer Kunden handelnden Instituten und Händlern Gebühreneinnahmen.
Dabei sorgen die Zoll-Eskapaden des US-Präsidenten für hohe Aufmerksamkeit. Mindestens ebenso kritisch beobachten Finanzmarktakteure aber auch die Attacken von Donald Trump auf Notenbankchef Jerome Powell. Mehrfach hat Trump gedroht, den Fed-Chef zu entlassen, weil ihm sein geldpolitischer Kurs nicht passt. Trump will Zinssenkungen sehen, die Währungshüter um Jerome Powell aber warten ab. Sie wollen erst sehen, ob und wie sich die Zölle auf die Inflation in den USA auswirken.
Gewöhnung an die Unberechenbarkeit?
Unsicherheit über die Unabhängigkeit der Fed und über den unvorhersehbaren Kurs des US-Präsidenten haben bei Investoren zu einer Flucht aus Dollar-Anlagen geführt und die Weltleitwährung geschwächt. Doch ob das anhalten wird - auch das ist ungewiss. "Hohe Verunsicherung war das bestimmende Moment im ersten Halbjahr an den Finanzmärkten und in der Weltwirtschaft", sagte ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski gegenüber ZDFheute. Und eine zentrale Rolle habe dabei Donald Trump gespielt.
"Man muss aber auch sagen, dass die Finanzmärkte allmählich etwas abgestumpft sind. Denn die großen Aufreger-Themen wie Zölle oder die Unabhängigkeit der amerikanischen Notenbank, das führte am Anfang zu extrem hoher Volatilität an den Finanzmärkten, mittlerweile aber nicht mehr."
Es könnte also sein, dass mit der Gewöhnung auch der aktuell starke Rückenwind für Investmentbanken und Broker in Zukunft wieder nachlässt.
- 2:50 min
Nachrichten | heute journal:Bleibt die US-Notenbank Fed unabhängig?
von Heike Slansky - FAQ
EU und USA schließen Deal:Was die Einigung im Zollstreit bedeutet
- 1:41 min
Nachrichten | heute:Abkehr von Tech-Giganten aus den USA
von Simon Seitel