Zollstreit: EU und USA haben sich geeinigt - Was das bedeutet

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EU und USA schließen Deal:Was die Einigung im Zollstreit bedeutet

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Der Handelsstreit zwischen der EU und Donald Trump ist vorerst beigelegt. Worauf sich beide geeinigt haben - und welche Folgen das für Europa und die USA hat. Alle Fragen und Antworten.

Präsident Donald Trump und die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen geben sich die Hand, nachdem sie am Sonntag auf dem Trump Turnberry Golfplatz in Turnberry, Schottland, ein Handelsabkommen geschlossen haben.
"We have a Deal": Präsident Trump und EU-Chefin von der Leyen haben sich in Schottland auf ein Handelsabkommen geeinigt.27.07.2025 | 2:45 min

Worauf haben sich die EU und die USA geeinigt?

Statt der ursprünglich von der Trump-Regierung angedrohten 30 Prozent Strafzölle auf europäische Produkte gilt künftig ein Basiszollsatz von 15 Prozent. Für Stahl- und Aluminiumimporte bleibt der US-Zollsatz laut Präsident Donald Trump allerdings bei 50 Prozent.
Nach Angaben aus EU-Kreisen sollen bestimmte Mengen ausgenommen sein. Laut EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wird es beidseitige Nullzölle für ausgewählte strategische Güter geben - darunter Flugzeuge und Flugzeugteile, bestimmte Chemikalien sowie einige Agrarprodukte.
US-Präsident Donald Trump reagiert während eines Gesprächs mit der Präsidentin der Europäischen Kommission, Ursula von der Leyen (nicht im Bild)
US-Präsident Donald Trump hat die Einigung als "riesigen Deal mit vielen Ländern" bezeichnet.
Quelle: AFP

Gab es weitere Zugeständnisse von EU-Seite?

Ja. Die EU hat sich verpflichtet, bis zum Ende von Trumps Amtszeit US-Energie im Wert von 750 Milliarden US-Dollar zu importieren - darunter Flüssigerdgas (LNG), Öl und Kernbrennstoffe. Diese sollen die Lücke schließen, die durch den geplanten Verzicht auf russische Energieträger entsteht.
Trump und von der Leyen in Schottland
Nach langem Ringen ist der Zollstreit zwischen den USA und der EU vorerst beigelegt. US-Präsident Trump und EU-Chefin von der Leyen haben sich auf ein Handelsabkommen geeinigt.28.07.2025 | 1:42 min
Zusätzlich kündigte von der Leyen Investitionen europäischer Unternehmen in Höhe von 600 Milliarden US-Dollar in den USA an. Ob es jedoch tatsächlich zu Investitionen in dieser Höhe kommt, bleibe fraglich, erklärt ZDF-Korrespondent Ulf Röller.

Ob es diese Investition gibt, kann heute keiner sagen. Die Kommission kann nur zusagen, dass sie das versucht.

Ulf Röller, ZDF-Korrespondent

Denn: Am Ende müsse die Privatwirtschaft diese Investitionen aufbringen, so Röller.
Schaltgespräch Ulf Röller
Das Handelsabkommen zwischen der EU und den USA "tut Europa weh", sagt ZDF-Korrespondent Ulf Röller mit Blick auf den 15-prozentigen Basiszoll für die EU. Die EU sei erpressbar.27.07.2025 | 4:05 min

Warum hat die EU dem Deal zugestimmt?

Laut ZDF-Korrespondent Röller wollte die EU eine Eskalation vermeiden. Die Drohung eines "Monsterzolls" von 30 Prozent und die Aussicht auf einen umfassenden Handelskrieg hätten massive Folgen für den europäischen Handel, insbesondere für die deutsche Autoindustrie, gehabt. Der 15-Prozent-Zoll sei deshalb als Schadensbegrenzung akzeptiert worden.
Zudem gab es Befürchtungen, Trump könnte im Streitfall zusätzlichen politischen Druck aufbauen - etwa durch das Infragestellen der Nato-Beistandspflicht oder durch eine Reduzierung der Unterstützung für die Ukraine. Röller sagt: "Die EU ist einfach erpressbar", so Röller.

Trump ist in diesem Verhältnis der Koch und die EU ist der Kellner.

Ulf Röller, ZDF-Korrespondent

Wenn die Europäer im Bereich der Verteidigung nicht so abhängig von den USA wären, hätten sie den Deal vielleicht nicht akzeptiert. Denn: Wirtschaftlich ist die EU mit etwa 450 Millionen Bürgerinnen und Bürgern in 27 Ländern eine echte Marktmacht, die den Vereinigten Staaten in einem Handelskonflikt schwer zusetzen könnte.
Bundeskanzler Merz auf der Bundespressekonferenz
Die Zollpolitik von US-Präsident Trump sei laut Bundeskanzler Merz nicht nur ein Problem für Europa, sie werde langfristig auch der amerikanischen Wirtschaft schaden. 18.07.2025 | 0:13 min

Was gewinnt Trump?

Der neue Zollsatz von 15 Prozent dürfte den US-Fiskus jährlich um Milliardenbeträge entlasten. Zum Vergleich: Vor Trumps Amtsantritt lag der durchschnittliche US-Zoll auf EU-Waren bei rund 1 Prozent - ähnlich wie der EU-Zollsatz auf US-Produkte.
Ein Volkswagen Logo
VW meldet deutlich weniger Gewinn, unter anderem wegen schwacher Porsche-Zahlen und US-Zöllen. Der Konzern plant direkte Verhandlungen mit den USA und neue Investitionen.25.07.2025 | 1:43 min

Was bedeutet die Einigung für Deutschland?

Das wird sich vermutlich erst in den nächsten Monaten genau zeigen. Gut sei, dass sich die Ungewissheit ein Stück weit reduziere, so Röller. Dennoch werde der Deal "der europäischen Wirtschaft wehtun".
Fakst ist, Zölle machen Produkte in der Regel teurer und bremsen damit den Handel. Denkbar ist deswegen weiterhin, dass deutsche Unternehmen Geschäfte in den USA verlieren und Arbeitsplätze abbauen müssen.
Vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hieß es in einer ersten Reaktion, das Übereinkommen sei ein unzureichender Kompromiss, der ein fatales Signal an die eng verflochtene Wirtschaft auf beiden Seiten des Atlantiks sende.

Ist der Deal dauerhaft oder nur eine Übergangslösung?

Unmittelbar vor dem Spitzengespräch hatte Trump gesagt, mit einem Deal würde der Zollstreit beendet werden. Er gehe davon aus, dass es in einem solchen Fall mindestens einige Jahre dauern würde, bevor wieder Gespräche darüber nötig seien.
Quelle: dpa, ZDF

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