Trumps Zölle gegen EU-Waren: Welche Folgen drohen der Wirtschaft?
FAQ
"Kaum lösbares Dilemma":Trumps Zölle gegen EU: Welche Folgen drohen?
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Donald Trumps angekündigte Zölle gegen EU-Produkte alarmieren die Wirtschaft. "Die EU steht jetzt vor einem kaum lösbaren Dilemma", sagt ZDF-Wirtschaftsexperte Florian Neuhann.
US-Präsident Donald Trump kündigt zum 1. August 30 Prozent Zölle auf Waren aus der EU an. Die EU warnt und droht für diesen Fall mit Gegenmaßnahmen. 12.07.2025 | 1:34 min
US-Präsident Donald Trump will Importe aus der EU ab 1. August mit Zöllen von 30 Prozent belegen. Im Falle von Gegenmaßnahmen drohte der Republikaner mit weiteren Zollerhöhungen. Der neue Zollsatz von 30 Prozent gilt demnach auf alle Waren, die die EU in die USA einführen möchte.
Davon ausgenommen sind bestimmte Branchen, bei denen Trump noch höhere Aufschläge verlangt. Bislang galten etwa für Auto und Autoteile sowie Stahl- und Aluminium andere Sätze. Was folgt aus Trumps aktueller Ankündigung für die EU und USA?
Welche Folgen haben die neuen Zölle für Europas Wirtschaft?
"Schon die seit April geltenden Zölle haben die deutschen Exporte zuletzt einbrechen lassen. Die deutsche Autoindustrie etwa spricht von Belastungen in Milliardenhöhe", sagt ZDF-Wirtschaftschaftsexperte Florian Neuhann.
Donald Trump hat angekündigt, 30 Prozent Zölle auf Waren aus der EU zu verhängen - Einschätzungen von den ZDF-Korrespondenten Elmar Theveßen und Isabelle Schäfers.12.07.2025 | 2:13 min
Zuletzt hatten viele in der deutschen Wirtschaft auf eine Verständigung auf einen Basiszollsatz von zehn Prozent gesetzt. Schon dieser Zollsatz läge zwar höher als die Zölle in der Zeit vor Trump - doch wäre ein solcher Basiszollsatz für die meisten Exporteure wohl halbwegs verkraftbar gewesen.
Sollte es jetzt allerdings zu einem Zollsatz von 30 Prozent kommen, würde das die exportabhängige deutsche Wirtschaft hart treffen.
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Florian Neuhann, ZDF-Wirtschaftsexperte
Welche Auswirkungen sind für die USA zu erwarten?
Neuhann sieht auch die Vereinigten Staaten selbst als Verlierer der angekündigten Zollanhebung:
Für die USA wäre im Gegenzug nichts gewonnen - im Gegenteil, der Zollsatz würde unweigerlich den Preisdruck in den USA erhöhen.
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Florian Neuhann, ZDF-Wirtschaftsexperte
Aktuell spreche sehr wenig dafür, dass Trump mit dem hohen Zollsatz das Handelsdefizit mit der EU beseitigen oder eine massenhafte Verlagerung der Industrieproduktion in die USA erreichen könne.
Trotz Entlastungspaket der Regierung wächst der Druck auf die deutsche Industrie. Neue US-Zölle auf Stahl und Aluminium treffen vor allem exportstarke Betriebe hart.04.06.2025 | 1:52 min
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) nennt Trumps neue Volte im Zollstreit ein "Alarmsignal für die Industrie auf beiden Seiten des Atlantiks". Ein Handelskonflikt zwischen zwei so eng verflochtenen Wirtschaftsräumen schade "der wirtschaftlichen Erholung, der Innovationskraft und letztlich auch dem Vertrauen in die internationale Zusammenarbeit", erklärt Wolfgang Niedermark, Mitglied der BDI-Hauptgeschäftsführung.
Wie könnte die EU auf die neuen Zölle reagieren?
"Die EU steht jetzt vor einem kaum lösbaren Dilemma: Beugt sie sich den Drohungen Trumps, könnte sie am Ende dauerhaft mit einem hohen Zollsatz belastet werden", erklärt Neuhann. "Reagiert sie hart mit Gegenzöllen, könnte dies allerdings auch zu einer weiteren Eskalation des Handelskriegs führen."
Aus Sicht vieler Wirtschaftsakteure sollte eine schnelle Verständigung mit den USA oberste Priorität haben. Eine weitere handelspolitische Unsicherheit würde die deutsche Wirtschaft sehr belasten. "Die wenigen Wochen bis zum Inkrafttreten der Zölle am 1. August müssen für Verhandlungen auf Augenhöhe genutzt werden", fordert Niedermark vom BDI.
2023 war der Handelsüberschuss der EU bei den Waren noch geringer und betrug 156,6 Milliarden Euro.
Die EU will laut Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in den kommenden zwei Wochen auch weiter an einer Einigung arbeiten. Sollte dies jedoch nicht gelingen, behält sich die EU vor, "alle notwendigen Schritte zum Schutz ihrer Interessen zu ergreifen, einschließlich Gegenmaßnahmen".
Das Zoll-Chaos schürt Unsicherheit. Gift für die Weltwirtschaft. Amerika droht die Rezession. Was steckt hinter Trumps wilder Wirtschaftspolitik? Und wer könnte davon profitieren? 16.05.2025 | 14:02 min
Der Vorsitzende des Handelsausschusses im Europaparlament, Bernd Lange (SPD), fordert im Gespräch mit dem ZDF-Studio Brüssel indessen eine deutliche Reaktion der EU. Man habe seit mehr als drei Wochen intensiv verhandelt und Angebote gemacht, um gemeinsame Interessen zu fördern. "Ich bin der Meinung, dass wir nicht länger abwarten, sondern klare Kante zeigen müssen", sagte Lange. Eine erste Liste mit Ausgleichsmaßnahmen müsse "wie geplant am Montag endlich aktiviert werden".
Dieser Brief von Präsident Trump ist eine Unverschämtheit.
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Bernd Lange, Vorsitzender des Handelsausschusses im Europaparlament
Wie ernst meint es Trump mit den Zöllen gegen die EU?
ZDF-Wirtschaftsexperte Neuhann merkt die Rolle der Börsen an:
Spannend wird zu sehen sein, wie heftig die Finanzmärkte am Montag reagieren - sie haben Trump in der Vergangenheit als einzige tatsächlich einfangen können.
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Florian Neuhann, ZDF-Wirtschaftsexperte
Die Ökonomen Jens Südekum und Moritz Schularick rechnen damit, dass bei Trumps angekündigten EU-Zölle nicht das letzte Wort gesprochen wurde. "Trump ist bekannt dafür, immer wieder starke Ansagen und dann Rückzieher zu machen", sagt Südekum der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Ich habe keinen Anlass, dass es dieses Mal anders sein wird", sagt der Berater von Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD).
Auch Moritz Schularick, der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW), sagte der Zeitung, er halte die Wahrscheinlichkeit eines Rückziehers durch Trump für sehr hoch.