Neuer Fahrplan: Stuttgart 21 wird erst Mitte 2027 komplett fertig

Vollständiger Betrieb Mitte 2027:Stuttgart 21: Bahn meldet erneut Verzögerung

Houben Luisa
von Luisa Houben
|

Stuttgart 21 geht noch später als geplant voll in Betrieb. Laut Bahn wird es bis Mitte 2027 dauern, bis auf allen Strecken des neuen Eisenbahnknotens Züge fahren.

Stuttgart-21
Am Osterwochenende konnten Besucher wieder zum Tag der offenen Tür die Baustelle „Stuttgart 21“ besuchen.23.04.2025 | 2:04 min
Wieder ein neuer Fahrplan für Deutschlands wohl größte und umstrittenste Baustelle: Stuttgart 21 wird erst Mitte 2027 vollständig in Betrieb sein. Wie die Deutsche Bahn mitteilte, wird der alte Kopfbahnhof der Landeshauptstadt sieben Monate länger genutzt werden.
Eigentlich war zuletzt geplant, dass der gesamte neue Bahnknoten bis Dezember 2026 Schritt für Schritt in Betrieb genommen wird und der alte Bahnhof schließt.
Nun heißt es: Der neue Bahnhof werde zwar Ende 2026 feierlich eröffnet - erstmal aber nur teilweise von Zügen angefahren werden. Der Fernverkehr - mit Ausnahme der Gäubahn, die bis zur Schweizer Grenze fährt - und rund die Hälfte des Regionalverkehrs werden dort halten.

Bahn: Termin-Verschiebung kommt Fahrgästen zu Gute

Grund dafür ist laut Bahn das Wohl der Fahrgäste. Diesen müssten wegen der "hochkomplexen Inbetriebnahme einige Unannehmlichkeiten" zugemutet werden, so Berthold Huber, Vorstand Infrastruktur der Deutschen Bahn.
Um den gesamten neuen Eisenbahnknoten bis Dezember 2026 in Betrieb zu nehmen, seien massive Streckensperrungen nötig. Kein Schienenersatzverkehr hätte diese auffangen können.
Die Infografik zeigt einen Überblick über das Bahnprojekt Stuttgart 21. 1995 wurde das riesige Bauvorhaben vereinbart und verschlingt seitdem Milliardensummen. Gebaut werden 44 Brücken, 16 Tunnel und Durchlässe, 59 Kilometer Tunnelröhren, 57 Kilometer Schienenwege und vier Bahnhöfe. Das Herzstück ist der neue Stuttgarter Hauptbahnhof. Der ehemalige Kopfbahnhof wird zum Durchgangsbahnhof. So gibt es weniger Umstiege und die Züge stehen sich nicht im Weg. Die Gleise kommen unter die Erde. Das schafft Platz für ein ganzes Stadtviertel.
Die nun geplante Teilöffnung sieht vor, dass die Streckensperrungen über einen längeren Zeitraum stattfinden. Damit sei gelungen "die Beeinträchtigungen so gering wie möglich zu halten", so der Bahnvorstand.

Verkehrsminister Hermann: "Vieles war zu kurzfristig"

Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) hält den Plan der Bahn gegenüber ZDFheute für eine gute Lösung:

Vieles war zu kurzfristig, zu durcheinander - und das auf Kosten der Fahrgäste.

Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne)

Dass der Kopfbahnhof weiter genutzt werde, helfe den Übergang zu erleichtern und schaffe eine Rückfall-Lösung. "Denn: Fertig ist das Ganze erst, wenn es funktioniert", so Hermann.
Kritik kommt unter anderem vom Fahrgastverband ProBahn:

Die Fahrgäste wurden nicht mitgedacht.

Joachim Barth, Sprecher Fahrgastverband ProBahn

Es fehle offensichtlich die Zeit, die Strecken alle fertigzustellen und ausreichend zu testen.

S21-Eröffnung ursprünglich 2019 geplant

Stuttgart 21 steht für den Umbau und die Digitalisierung eines gesamten Bahnknotens: Kilometerweise Schienenwege, Bahnhöfe, Tunnel, Durchlässe und Brücken werden und wurden neu gebaut.
Eine Person, in oranger Arbeitskleidung und mit Helm, steht inmitten eines unterirdischen Gebäudes zwischen Säulen. Durch das teilweise noch offenen Dach ist ein Turm des alten Stuttgarter Hauptbahnhofes zu sehen.
Stuttgart 21 – Deutschlands größte Baustelle, technisch enorm anspruchsvoll und immer noch umstritten.18.06.2023 | 30:10 min
Das Herzstück des Projekts ist der Umbau des Stuttgarter Hauptbahnhofs vom Kopf- zum Durchgangsbahnhof - der samt Schienen unter die Erde verlegt und an den Flughafen angebunden werden soll. 
Es ist ein Mammut-Projekt, das zum Symbol geworden ist für Bauverzögerung und Kostenexplosion. Bei Baubeginn im Jahr 2010 war die Fertigstellung für Dezember 2019 geplant. Seitdem wurde das Datum mehrmals verschoben. Und aus den Mitte der 1990er geplanten Kosten von 2,5 Milliarden Euro sind mittlerweile 11,4 Milliarden Euro geworden. Von Anfang an, war der Protest groß.
Kostenentwicklung Stuttgart 21

ZDFheute Infografik

Ein Klick für den Datenschutz
Für die Darstellung von ZDFheute Infografiken nutzen wir die Software von Datawrapper. Erst wenn Sie hier klicken, werden die Grafiken nachgeladen. Ihre IP-Adresse wird dabei an externe Server von Datawrapper übertragen. Über den Datenschutz von Datawrapper können Sie sich auf der Seite des Anbieters informieren. Um Ihre künftigen Besuche zu erleichtern, speichern wir Ihre Zustimmung in den Datenschutzeinstellungen. Ihre Zustimmung können Sie im Bereich „Meine News“ jederzeit widerrufen.

Verzögerungen wegen Fachkräftemangel und Fehlplanung

"Das Projekt Stuttgart 21 entwickelt sich immer mehr zu dem Fiasko, das die Gegner vorhergesagt haben", sagt Bahn-Experte Christian Böttger ZDFheute. Er ist Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin.
Eine Ursache für die erneue Verschiebung sei der Fachkräftemangel. Dieser Ressourcenmangel werde von der Bahn nicht thematisiert.

Es ist an der Zeit, diese Krise und Lösungswege – auch öffentlich – zu diskutieren.

Christian Böttger, Bahn-Experte

Die Gründe für die Verzögerungen waren bisher unter anderem Probleme beim Einbau der digitalen Infrastruktur im neuen Bahnknoten, Fehlplanungen der Bahn und Verzögerungen beim Innenausbau der Bahnhofshalle.
Luisa Houben ist Reporterin im ZDF-Studio Baden-Württemberg.
Quelle: ZDF

Mehr zum Thema Infrastruktur