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Mehr Geld für Bund und Länder:Steuereinnahmen im Plus: "Positive Überraschung"
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Trotz Wirtschaftsflaute steigen die Steuereinnahmen deutlich. Der Bund verbucht ein Plus von über acht Prozent - doch Experten warnen: Der Effekt dürfte nicht lang anhalten.
Ein kräftiges Plus bei Lohn-, Erbschaft- und Abgeltungssteuer sorgt für Entlastung im Bundeshaushalt.
Quelle: Imago
Die Steuereinnahmen von Bund und Ländern sind im ersten Halbjahr 2025 gestiegen. Das Steueraufkommen lag insgesamt bei 447,6 Milliarden Euro und damit um 8,1 Prozent über dem Niveau der ersten sechs Monate 2024, wie aus dem Monatsbericht des Bundesfinanzministeriums hervorgeht. Zuwächse gab es zum Beispiel bei der Lohnsteuer, der Mehrwertsteuer sowie der Energie- und Tabaksteuer.
Die Stimmung in der Wirtschaft hatte sich zuletzt ein wenig aufgehellt. Das Finanzministerium sprach im Bericht von gemischten konjunkturellen Signalen. So sei die Industrieproduktion im Mai gestiegen, in den energieintensiven Industriezweigen sei die Produktion dagegen gesunken.
Spürbare Zuwächse bei der Lohnsteuer
Der Finanzexperte Jens Boysen-Hogrefe vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) sprach von einer "positiven Überraschung, die die Haushaltsverhandlungen für das laufende und das kommende Jahr etwas erleichtern dürfte".
Spürbare Zuwächse gab es in den ersten sechs Monaten etwa bei der Lohnsteuer (plus 6,2 Prozent), der Abgeltungssteuer auf Zins- und Veräußerungsbeträge (plus 47,6 Prozent) sowie bei der Erbschaftsteuer (plus 86,8 Prozent). Letztgenannte sei von "besonders ergiebigen Einzelfällen geprägt", sagte Boysen-Hogrefe.
Vieles spricht für weniger hohe Einnahmen in kommenden Monaten
In den kommenden Monaten dürfte sich das rasante Einnahmeplus allerdings abschwächen. "Einmalfälle bei der Erbschaftsteuer dürften sich nicht wiederholen", sagte der Steuerschätzer. "Der Schwung der Abgeltungssteuer lässt nach." Hier wirkt die Zinswende der Europäischen Zentralbank (EZB) nach, in deren Folge die Banken ihre Zinsen für Kundeneinlagen ebenfalls deutlich gedrückt haben.
Auch bei den großen Steuern spricht einiges für eine moderatere Gangart.
Jens Boysen-Hogrefe, Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW)
Experte: "Krise der Exportwirtschaft"
Die Effekte durch den Wegfall der Inflationsausgleichsprämien, die die Lohnsteuereinnahmen im ersten Halbjahr deutlich gestützt haben, dürften nachlassen. Die geringere Inflation bei Konsumgütern dürfte für das Umsatzsteueraufkommen weniger Rückenwind bedeuten.
Die anhaltende Konjunkturschwäche lässt sich dem Experten zufolge an der Körperschaftsteuer ablesen, deren Aufkommen im ersten Halbjahr um 3,5 Prozent gesunken ist.
Hier schlägt sich die Krise der deutschen Exportwirtschaft nieder.
Jens Boysen-Hogrefe, Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW)
Quelle: Reuters, dpa
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