ZDF-Recherchen führen zu Geschäftsfrau:Öl-Spur vom Iran nach Berlin
Eine Berliner Geschäftsfrau soll tief verstrickt sein in den Handel mit iranischem Öl. Der Gewinn soll über Tochterfirmen an das iranische Verteidigungsministerium fließen.
Der Verdacht wiegt schwer: Eine Berliner Geschäftsfrau wickelt von ihrer Wohnung aus den internationalen Ölhandel für den Iran ab. Der steht in vielen Ländern auf Sanktionslisten.
08.10.2025 | 29:28 minEs ist ein unscheinbares Haus mitten in Berlin. In einer Etagenwohnung lebt eine Geschäftsfrau zusammen mit ihrem Mann. Von ihrer Wohnung aus soll sie mit Öl handeln - mit zig Millionen Litern Öl. Das Öl kommt aus dem Iran und wird mit Hilfe von Schattentankern nach China transportiert.
Das Problem dabei: Die USA haben den Iran auf Sanktionslisten gesetzt. Jeder, der mit dem Iran Handel treibt, das können Reedereien sein oder auch Banken, wird von den USA verfolgt und landet am Ende selbst auf einer Sanktionsliste.
Gas- und Ölfunde vor Polens Küste sorgen für Aufsehen: Polen hofft auf mehr Energieunabhängigkeit, aus Deutschland kommen Sorgen um die Umwelt und vor Eingriffen in das Ökosystem.
24.07.2025 | 3:01 minIran auf Verkauf seines Erdöls angewiesen
Der Iran sei jedoch auf den Verkauf seines Erdöls angewiesen, ansonsten wäre das Land schnell zahlungsunfähig, sagt Muyu Xu, Wirtschaftsanalystin in Singapur und Expertin für den Handel mit sanktioniertem Öl. Deshalb unternehme der Iran alles, um seinen Ölhandel zu verschleiern.
Weder die Verkäufer noch die Zwischenhändler wollen wirklich erwischt werden.
Muyu Xu, Expertin für den Handel mit sanktioniertem Öl
Sie machten zwar das Geschäft, änderten aber Namen, setzten falsche Namen auf Rechnungen oder Quittungen, erläutert Xu, "damit sie selbst nicht in den Handel verstrickt werden".
Nun haben Aktivisten der Online-Plattform Wiki-Iran geheime Daten einer iranischen Ölhandelsfirma öffentlich gemacht. Wiki-Iran ist eine Exil-Plattform, die Leaks und Informationen über die Aktivitäten des iranischen Regimes veröffentlicht. Die Plattform gilt als seriös und hatte schon in der Vergangenheit immer wieder brisantes Datenmaterial aus dem Iran publik gemacht.
Sehen Sie die Doku "Die Schattenflotte der Ayatollahs - Irans Öl-Spur nach Berlin" mit den investigativen Recherchen von "Der Spur" am 8. Oktober um 22:45 Uhr im ZDF oder jederzeit im ZDF-Streaming-Portal.
Spur zu einer Ölhandelsfirma in Berlin
Im Material von Wiki-Iran gibt es eine brisante Spur nach Deutschland: Laut den geheimen E-Mails soll es eine Ölhandelsfirma mit Sitz in Berlin geben, die direkt in Verbindung steht mit einer iranischen Ölhandelsfirma. Die wiederum soll Verbindungen zum iranischen Verteidigungsministerium haben.
Und: In den Unterlagen finden sich laut ZDF-Recherchen auch Mails mit der Adresse der mutmaßlichen Handelsfirma in Deutschland. Und es gibt sogar einen Namen einer Geschäftsfrau aus Berlin - eine Kopie ihres Ausweises war in den Unterlagen.
Die Spur führt in ein undurchsichtiges Geflecht aus angeblichen Briefkastenfirmen, verschwundenen Gesellschaften und widersprüchlichen Aussagen. Ist Deutschland Teil einer globalen Schattenwirtschaft, die dem iranischen Regime Milliardeneinnahmen aus sanktioniertem Ölhandel sichert?
Und was sagt die Berliner Geschäftsfrau zu ihrer Rolle? Das ZDF hat sie mit den Vorwürfen konfrontiert. Sie räumt ein, iranische Ölhandelsfirmen zu kennen, will aber mit den Geschäften nichts zu tun haben.
Ein Norweger fastet gegen die Öl- und Gaspolitik seines Landes. Trotz Klimaneutralitätsziel bis 2050 vergab Norwegen 800 neue Bohrlizenzen - sie bringen 94 Milliarden Euro Staatseinnahmen.
26.08.2025 | 2:08 minDie rechtliche Lage im Ölhandel mit dem Iran
Offiziell dürfe man von Deutschland aus mit dem Iran Ölhandel betreiben, sagt Christian von Soest. Er ist Politikwissenschaftler und unter anderem Leiter des Forschungsschwerpunkts "Frieden und Sicherheit" am German Institute for Global and Area Studies (GIGA) in Hamburg. Aber mit einer Ausnahme: Wenn das iranische Verteidigungsministerium in den Handel verstrickt sei, dann "machen sie sich strafbar". Und genau dieser Verdacht ergibt sich aus den Leaks, die dem ZDF vorliegen. In den Ölhandel, der von Deutschland aus betrieben werden soll, soll über Tochterfirmen auch das iranische Verteidigungsministerium beteiligt sein.
Bislang gibt es keine offiziellen Ermittlungen gegen die Berliner Geschäftsfrau. Auf ZDF-Anfrage teilt die Berliner Staatsanwaltschaft mit: "Bezüglich der Firma ist kein Verfahren notiert." Und der Zoll erklärt, zu konkreten Sachverhalten beziehungsweise Unternehmen könne man keine Auskunft geben.
Am 7. Mai 2025 veröffentlichte die Plattform Wiki-Iran im Internet vertrauliche Unterlagen von Sepehr Energy Jahan (SEJ). Diese Firma wird dem iranischen Verteidigungsministerium zugerechnet. Die Dokumente in dem Leak enthalten E-Mails, Verträge, Kundenlisten, Transaktionen, Bankdaten und Schiffsangaben - und belegen mutmaßlich, wie der Iran internationale Sanktionen umgeht.
Wiki-Iran ist eine Exil-Plattform, die Leaks und Informationen über die Aktivitäten des iranischen Regimes veröffentlicht. Nach Auswertung der Leaks haben sich Arndt Ginzel und sein Team auf die Reise gemacht, sind unter anderem nach Malaysia und Singapur geflogen, um vor Ort die Informationen aus dem Leak zu überprüfen.
Dabei konnten sie feststellen, dass die Angaben in dem Leak fast alle zutreffen, so dass sie die Vermutung haben, dass auch die Hinweise auf den Ölhandel über Deutschland zutreffend sein könnten.
Mehr Freiheit im Iran – möglich gemacht haben das die Massenproteste, die 2022 das ganze Land erfassten. Iranerinnen und Iraner demonstrierten nach dem Tod von Jina Mahsa Amini vor drei Jahren.
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